Foto: Gerd Eichmann

Mode, im Opernhaus inszeniert

Die Mailänder Scala bot im Dezember 2019 den Rahmen für die Alta Moda 159-look Kollektion von Dolce & Gabbana. Die Modemacher knüpfen an die großen Opern an und setzen damit eine neue Entwicklung in Gang. Damit greifen sie die Sonderstellung der Pariser Couturies an.

In dem weltweit bekannten Opernhaus an der Piazza della Scala fand Anfang Dezember im vergangenen Jahr die Alta Moda Fashion Show von Domenico Dolce und Stefano Gabbana statt. Bereits im Januar 2015 wurde die Alta Moda Show in dem Teatro Alla Scala inszeniert. Die Oper und ihre Helden lieferten die Ideen zu den großartigen Inspirationen, so Puccini's "La

Tosca", Bellini's „Norma“, Verdi's „Don Carlo“, Puccini's „Turandot“, Rossini's „Il Barbiere di Siviglia“, Verdi's „Rigoletto“, Mascagni's „Cavalleria Rusticana“, Puccini's „Madame Butterfly“, Bellini's „I Capuleti e i Montecchi“, Verdi's „Traviata“ und Verdi's „Aida“. 

Direkter Bezug zu den Kostümen der Opern

In den Eröffnungen repräsentieren die Models Figuren aus den einzelnen Stücken. Die Gestaltung der Kleider erinnert an die adelige Gesellschaft selbst, die in den Opern des 19. Jahrhunderts und um die Jahrhundertwende, abgebildet wird. Es war ein höfisches Spiel, in der der Arbeit zu Gunsten eines unterhaltenden Zeitvertreibs der Vorzug gewährt wird. Die Oper Giacomo Puccinis „La Tosca“ fand selbst in der Teatro Alla Scala statt und schuf damit die authentische Aura und Vorlage für die Kreationen von Dolce & Gabbana's Alta Moda: „Tosca, a famous Roman singer, is one of the Opera heroines that inspired Domenico Dolce and Stefano Gabbana.“ Berichtet die Vogue.
Das Social Media Team der Modemarke gibt an die Modemacher hätten sich von dem klassizistischen Opernhaus als Repräsentant „eines zeitlosen Traums, wo Empfindungen triumphieren“ inspirieren lassen. Die Artisanen der Werkstätten wurden für ihr Mitwirken an den monumentalen Kleidern auf Instagram vorgestellt und nach der Show gelobt.

Oper anstelle einer Kirche

Maria Theresia von Österreich († 1780) ließ in der Hauptstadt der damals österreichischen Lombardei die Kirche Santa Maria alla Scala abreißen und durch den klassizistischen Architekten Giuseppe Piermarini die Scala in nur 23 Monaten errichten. Das Haus wurde am 3. August 1778 eröffnen. Seitdem spielt sich dort viel ab. Es sollen bereits 87 Uraufführungen dort stattgefunden haben.
Die Alta Moda Show in Mailand im Dezember 2019 sorgte für einstimmiges Staunen in der Fashion Welt. Diesen Eindruck machen die Lead-Magazines, wenn sie die Installation der Show als von immensen Ambitionen geprägt und von totaler Hingabe für die Realisierung der Vorstellung der Designer sprechen. Tatsächlich ist mit der Alta Moda ein Traum für Domenico Dolce und Stefano Gabbana wahr geworden. Sie sind mit ihrer italienischen Alta Moda in den „Olymp der Mode“ (Elle) aufgestiegen und verfechten diese als Pendant zur französischen Haute Couture.
Auf Instagram können wir in Ausschnitten miterleben, wie die Modemacher hier auf unangetastetes Terrain treten. Wer die Show in Mailand mitverfolgt hat, weiß, dass es sich hier um mehr handelt als um den nächsten oder übernächsten Modetrend. Wir sehen ein Revival eines historischen Modephänomens, das ist schon etwas Besonderes und mehr als schillernde Kleider und schweres Zierwerk. Vor allem das Handwerk wird in kurzen Videos in den Vordergrund gerückt, kein Wunder, denn hier wird nicht nur authentische, altehrwürdige Kunst wieder belebt, sondern der Anspruch vorgetragen, die Hohe Mode der Zukunft mitzugestalten.

Kunst mit Bezügen zur Liturgie

Der Zuschauer erliegt dem fulminanten Auftritt jedes Models mit Augen und Ohren. Eines nach dem anderen lassen sich die unerschwinglichen Kleider bestaunen.
Wir beobachten eine Revolution der Mode, in der die Kleider nicht mehr unseren Erwartungen an gängige Gesellschaftsstrukturen entsprechen, sondern ihnen sogar ausweichen. Aber anders: Die liturgische Opulenz mit geschichtsträchtigem Hintergrund ist schon ein Augenöffner. Man erlebt hier ein bisschen schmiedeeiserne Perfektion und einen gelungenen Sinnesrausch, der modische Kultus der katholischen Kirche schwingt unübersehbar in den Designs mit. Trotzdem bleibt es ein weltlicher Brückenschlag, wenn die Modeindustrie solche Richtungen einschlägt, auch wenn die religiöse Konnotation auffällt.

Es könnte sich, angelehnt an die Opern, z.B. an  Puccinis „La Tosca“ um eine Geschichte in einem historischen Kontext handeln, die ohne Wahrheitsanspruch erzählt wird. Das ist dann eine Auseinandersetzung kritischer Natur, wenn die damalige wie die heutige gesellschaftliche Wirklichkeit mit idealisierten Vorstellungen von der Welt in Beziehung gesetzt wird. Die Fashion Shows dieser Welt und der Alta Moda Kollektion D&G's könnten als „Streich der Modemacher“ gesehen werden, die als stumme Revolutionäre und Kulturschaffende die Zukunft vorauszeichnen.


Kategorie: Gesehen

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