Unser Wirtschaftssystem beruht auf dem Je - Mehr. Je mehr Konsum, je häufiger unterwegs, je mehr gefahrene Kilometer, umso mehr Steuereinnahmen, Dividenden und Arbeitsplätze. Nun sollen Wir, die wohlhabenden Länder, weniger Energie verbrauchen, die Textilarbeiterinnen in Asien nicht nur besser bezahlen, sondern auch höhere Umweltstandards finanzieren. Wir sollen weniger Rindfleisch importieren, auch weniger Soja und Palmöl aus Südamerika. Von unseren Heizungen, Autos, Elektrizitätswerken wird das meiste Erdöl, das meiste Gas und immer noch Kohle verbraucht. Wenn Greta mit Ihren Altersgenossen die Politik zum Handeln gezwungen hat, wird sich unser Lebensstil ändern. Sind wir darauf vorbereitet?
Neue Technologien reichen nicht
Bisher sind wir davon ausgegangen, dass die durch die Technisierung erzeugten Umweltschäden durch Technik überwunden werden können. Die Technik kann zwar den Energieverbrauch reduzieren. Für die Reduzierung des Kohlendioxyds würde eine technische Lösung jedoch nur mit weiterem Energieverbrauch funktionieren. Sehr viel effizienter sind Bäume und andere "Maschinen", die die Natur entwickelt hat.
Nur das verbrauchen, was nachwächst
Wir leben mehr mit der Technik als mit der Natur. Auto, Heizung, Kühlschrank, Handy sind uns näher als der Baum vor unserem Fenster, die Brennessel am Straßenrand, der Apfel am Baum. Deshalb merken wir nicht direkt, was mit den Lebewesen geschieht, denen wir immer mehr Böden wegnehmen und deren Luft wir für Sie ungenießbar machen. Wir werden nur überleben, wenn wir mit den Pflanzen und Tieren wieder in ein direkteres Verhältnis kommen. Der Baum vor unserer Haustür muss uns näher sein als das Auto, das wir unter ihm abgestellt haben. Die Umstellung heißt, nicht mehr so viel bestimmen zu können.
Die Technik gehorcht, die Natur nicht
Am Auto wird es direkt erkennbar, wie wir uns ändern werden. Das Auto macht, was wir wollen. Wir können es wo immer hinsteuern, Gas geben, stoppen und aussteigen. Das Handy gehorcht unseren Befehlen, die wir inzwischen nur aussprechen müssen. Wie ein dressierter Hund macht es das, was wir von ihm wollen. Anders der Baum, er steht vor uns, wir können ihn nicht einfach versetzen. Früher haben wir ihn gefällt, wenn er im Wege stand, heute müssen wir uns um ihn kümmern. Wie das Auto trägt er zu unserem Leben bei, aber nur, wenn wir seine Wachstumsgesetze achten. Deshalb können wir das Auto mit dem Verbrennungsmotor bald nicht mehr unbeschränkt nutzen, der Baum verlangt das von uns. Ihn können wir nicht mehr so "benutzen" wie das Auto.
Mehr Gärtner, weniger Mechaniker
Wir werden uns auch mehr um den Baum kümmern, ihn wässern, den Boden auflockern, vielleicht das Elektroauto nicht mehr unter ihm abstellen. Es werden andere Fähigkeiten von uns gefordert, nämlich zu erkennen, ob es dem Baum gut geht. Wir werden nicht mehr nur den TÜV für das Auto haben, sondern auch für den Baum. Vielleicht gibt es, vergleichbar dem Führerschein, eine Prüfung, ob ich die drei oder vier Bäume gut behandeln, weil sie das Kohlendioxyd wieder aus der Luft holen, das das Auto ausstößt. Es wird dann vielleicht nicht mehr nur die Steuererklärung, sondern die persönliche Ökobilanz geben. Wir werden wieder Gärtner. So waren wie ja gedacht. Die jüdische Bibel hat uns die Weltsicht des Vorderen Orients überliefert: Menschsein heißt, in einem Garten leben können. In welchen Apfel haben wir gebissen, dass dieser Garten inzwischen so zugerichtet ist?
Wenn der Baum nicht mehr nur dasteht, sondern unserer Fürsorge anvertraut wird, ist das ein Verlust an Bequemlichkeit. Es hängt von uns ab, ob wir das auch als Verlust an Lebensqualität empfinden. Es könnte auch umgekehrt sein. Wir müssen usnzwr mehr kümmern, aber empfinden mehr Erfüllung. Wir können uns schon etwas einlesen in dieses Lebensgefühl. Jutta Mügge hat in 18 Beiträgen beschrieben, wie Garten geht: Garten - fließendes Leben
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