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Inflation: nicht erst mit dem Ukrainekrieg

Seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine haben viele Bürger den berechtigten Eindruck, dass die Inflation uns alle immer ärmer macht. Es können für das gleiche Geld immer weniger Güter und Dienstleistungen erworben werden. Deutschland ist insgesamt definitiv ärmer geworden. Diese Entwicklung begann bereits 2008.

Vermögens-Preis-Inflation seit 2008

Die erhöhte Inflation begann aber nicht erst 2022, sondern bereits 2008 mit der Finanzkrise. Um die Banken und das Finanzsystem zu retten, kauften die Zentralbanken in großer ZahlAnleihen auf, um den Markt zu stützen. Das hatte zur Folge, dass die Zinsen stark sanken und Anlagen in Immobilien, Edelmetalle und Aktien attraktiver wurden. Deswegen stiegen die Preise für Vermögenswerte stark an. Diesen Effekt nennt man Vermögenspreisinflation. In der damaligen Situation tauschten Banken und Anleger einfach die Investitionen in Anleihen mit Anlagen in andere Vermögenswerte, wie etwas Aktien. Dadurch gab es keine wesentlich erhöhte Nachfrage nach Konsumgütern, weshalb es auch zu keiner deutlichen Erhöhung der täglichen Lebenshaltungskosten kam. Zudem gab es durch den zunehmenden Einschluss Chinas mit seinen anderthalb Milliarden Menschen in die Weltwirtschaft einen neuen, riesigen Produzenten von Konsumgütern, der in der damaligen Situation die Konsumgüterpreise im Zaum hielt.

Corona hatte bereits die Preisinflation für Konsumgüter angeschoben

Schon im Jahr 2021, also lange vor der Invasion der Ukraine durch Russland stieg, die Inflation in Deutschland auf 3,1 %, also sehr viel höher, als das Ziel der europäischen Zentralbank (EZB) von nur 2 % im Jahr. Das lag zu einem an den Lieferkettenproblemen, die sich aus von Corona bedingten Schließungen von Häfen und Produktionsanlagen ergaben. Hier konnten Vorprodukte und Fertigprodukte nicht rechtzeitig oder gar nicht geliefert werden, was dann zu Preissteigerungen führte. Zudem weitete sich in Deutschland und Europa Kurzarbeit enorm aus. Die Beschäftigten brauchten wegen Corona nicht zu arbeiten, bekamen ihr Gehalt, etwas reduziert, aber weiter ausbezahlt. Produziert wurde also erheblich weniger, während die Nachfrage weitgehend stabil gehalten wurde. Die Quantitätstheorie setzt die Geldmenge mit dem Volumen aller Güter und Dienstleistungen so in Beziehung, dass eine Erhöhung der Geldmenge bei gleichbleibendem oder gar sinkendem Warenangebot zu einer Erhöhung der Preise führt. Es gibt hier zwar kompliziertere Modelle, die Sparrate einbezieht, aber der grundsätzliche Zusammenhang weniger Güter und Dienstleistungen bei gleicher Geldmenge führt zu höheren Preisen, bleibt bestehen. Eine ähnliche Phase gab es bereits in den frühen neunziger Jahren in Deutschland, als die ostdeutsche Wirtschaft zusammenbrach, die Geldmenge aber durch den Umtausch von ostdeutschen Mark in westdeutsche DM ausgeweitet wurde, was eine jahrelange Phase erhöhter Inflation heraufbeschwor.

Kostendruck-Inflation ab 2022

Nachdem infolge der Invasion der Ukraine Russland mit harten Sanktionen belegt worden ist, wurden von russische Seite die Erdgas- und Erdöllieferungen nach Deutschland eingestellt. Dies führte zu einem erheblichen Anstieg der Energiepreise, war also ein externer Preisschock, wie ihn die alte Bundesrepublik bereits 1972 und 1980 mit den großen Preissteigerungen auf dem Erdölmarkt infolge der Kartellpolitik der OPEC erlebte. Zum Vergleich: 1972 5,4 %, 1973 7,1 % und 1974 6% Inflation. 1980 5,4%, 1981 6,3 % und 1982 wieder 5,2 % Geldentwertung.

In der gegenwärtigen Krise gab es 2022 6,9% 2023 5,9% und für 2024 werden etwa 3% Inflation erwartet. Es ist also eine ähnliche Phase der Inflation im Vergleich mit den siebziger und frühen achtziger Jahren, die wir gegenwärtig erleben. Da es seit Ende der neunziger Jahre keine ausgeprägte Inflation in Deutschland mehr gab, hat die Öffentlichkeit nicht mehr mit einer Inflation gerechnet.

Die große Welle der Preissteigerungen dürfte zwar vorerst überstanden sein, es ist aber noch zwei bis drei Jahre mit einer Inflationsrate von über 2 % zu rechnen, da auch die Lohnsteigerungen, sich in auf die Preise auswirken werden. Auch die Mieten werden wegen der höheren Zinsen für Imobilienkredite weiter erhöht werden. Ein weiterer Punkt ist, dass viele Unternehmen die Situation und die Desorientierung der Verbraucher auszunutzen, um größere Preissteigerungen durchzusetzen, die in einem normalen Umfeld nicht zu erreichen wären.

Link: Klimawandel vergrößert die Inflation Klimawandel und Inflation


Kategorie: Analysiert

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