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Alter: finanziell handlungsfähig bleiben

Obwohl die Lebenserwartung der Menschen immer weiter steigt, blenden viele die finanziellen Belastungen aus, um genügend Geld für ein Pflegeheim oder eine Seniorenresidenz zurückzulegen.

Wer schon in jungen Jahren anfängt vorzusorgen, kann enorm vom Zinseszinseffekt profitieren und braucht sich in späteren Jahren nicht mit hohen Sparbeträgen zu quälen. Die Notwendigkeit zeigen die Kosten für Pflege und Unterbringung in einem Heim.

Kostenexplosion Pflege

Ein Platz im Heim kostet hier, je nach Pflegebedarf, etwa 2500 bis 5000 Euro. Seniorenresidenzen liegen bei € 3.000 pro Monat und mehr. Häusliche Pflege mit einer 24 Stunden Pflegekraft ist genauso teuer. In diesen Kosten sind die normal laufenden Kosten für Versicherungen, etc.. nicht berücksichtigt. Die durchschnittliche Rente der öffentlichen Versicherungsträger beläuft sich aber nur auf durchschnittlich circa 1350 Euro, wobei Männer in der Regel höhere Beträge ausgezahlt bekommen als Frauen.
Hinzu kommen im Bedarfsfall noch die Leistungen der Pflegeversicherung. Diese betragen zurzeit 125 Euro für den Pflegegrad 1 und bis zu 2295 Euro in der Pflegestufe 5. Zusammengezählt haben die meisten im Fall der völligen Pflegebedürftigkeit also etwa 3500 Euro zur Verfügung, sehen sich aber mit Kosten von 4 000 bis 5000 Euro konfrontiert.

Die Versorgungslücke

Der Mehrbetrag muss zunächst aus dem eignen Vermögen finanziert werden. Wenn dieses aufgebraucht ist, wird geprüft, ob enge Verwandte zur Finanzierung herangezogen werden können. Die Freigrenzen für diese Verwandten im Jahr 2020 ist auf stattliche 100.000 Euro bei Einzelpersonen und 200.000 Euro für Ehepartner angehoben wurden.
Gibt es keine unterhaltspflichtigen Verwandten, muss die Allgemeinheit über das Sozialamt die Differenz begleichen. Soweit die gegenwärtige Rechtslage. Gesetze können aber schnell geändert werden, niemand sollte sich darauf verlassen, dass die Allgemeinheit auch in Zukunft großzügig aushilft. Das kann sich bei der schlechten Wirtschaftslage und den Herausforderungen im Bereich Klimaschutz und Verteidigung sehr schnell ändern. Auch die demographische Entwicklung wird eher zu einer Minderung der staatlichen Leistungen führen. Um finanziell unabhängig im Alter zu sein und seinen Unterkunftsort wie deren Versorgung selbst entscheiden zu können,  gibt es jedoch viele Möglichkeiten der privaten Vorsorge.

Private Versicherungen für das Alter

Um die finanziellen Belastungen im Alter zu stemmen, können Verträge mir Versicherungen die Lücke schließen. Infrage kommen eine private Rentenversicherung oder eine Tagesgeldversicherung im Pflegefall. Die Stiftung Warentest hat kürzlich die Ergebnisse ihrer Untersuchung der in Deutschland angebotenen privaten Rentenversicherungen veröffentlicht. Nur dreimal gab es das Qualitätsurteil „gut“. Verglichen wurde hier die von den Versicherungen garantierte Rente mit der Höhe der Einzahlungen. Auch bei den mit „gut“ bewerteten Versicherungspolicen mindern die Kosten für Vertrieb und Verwaltung die Rendite erheblich. Zahlen die Versicherer am Ende nicht mehr als die Garantierente aus, müssen die Kunden sehr alt werden, bis sie ihre eingezahlten Beiträge wieder ausgezahlt bekommen. Der Modellkunde muss auch bei der besten Police über neunzig Jahre alt werden, bis das der Fall ist. Diese Anlageform ist also recht unkompliziert und sicher, was die eingezahlten Beiträge angeht, ist aber nicht besonders renditestark. Zudem wird meist ein fixer Auszahlungsbetrag vereinbart. Im Fall hoher Inflation ist das Geld also nicht mehr viel wert und man hat sich all die Jahre für wenig Absicherung gequält.
Ähnlich sind die Tagesgeldversicherungen zu beurteilen. Hier kann man für den Pflegefall die Auszahlung eines Tagessatzes von z.B. 40 Euro vereinbaren. Das wären im Monat 1200 Euro. Damit kann die Finanzierungslücke der meisten Personen geschlossen werden. Aber auch hier wird viel Geld für Verwaltung und Vertrieb bezahlt. Das Problem „Inflation“ wird meist auch nicht berücksichtigt.

135.000 geschickt mit Zinserträgen erwirtschaften  

Die durchschnittliche Pflegebedürftigkeit in Deutschland wird zurzeit mit 7,5 Jahren prognostiziert. Im Beispiel oben berechnet eine Versicherung eine Lücke von 1500 Euro monatlich bei durchschnittlicher Rente zuzüglich der Leistungen der Pflegeversicherung. Über die 7,5 Jahre ergeben sich hier also 135.000 Euro, die abgedeckt werden müssen.
Wer mit relativ geringem Aufwand eine bedeutende Summe für hohe Ausgaben im Alter ansparen will, sollte daher möglichst frühzeitig die Zinseszinseffekte des Kapitalmarktes nutzen. Der deutsche Aktienindex Dax hat über 30 Jahre eine Rendite von durchschnittlich 8 % vor Inflation im Jahr erreicht. Die Inflation schwankte in diesem Zeitraum beträchtlich, lag aber durchschnittlich unter 2,5 Prozent im Jahr. Real konnten hier in der Vergangenheit also 5,5 % Kapitalzuwachs im Jahr realisiert werden.
Wer es etwas sicherer haben möchte und mit niedriger Verzinsung zufrieden ist, kann bei 2,5 Prozent Verzinsung im Jahr mit monatlich 100 Euro Sparsumme nach 20 Jahren etwa 29.500 Euro oder nach vierzig Jahren schon 80.800 Euro erreichen. Dies ist mit Festgeld und geringem Aktienbestand leicht zu erreichen.
Wer einen etwas höheren Anteil kostengünstiger Aktien, in einen Indexfonds, ETF investiert, kann nach 40 Jahren bei einer Verzinsung von 3,5 % mit 95.000 Euro angesparter Summe rechnen.

Es lohnt sich also, schon frühzeitig mit geringen Sparsummen zu beginnen, um nicht mit 50 Jahren plötzlich gewaltige Abstriche am Lebensstandard hinnehmen zu müssen, um für das Alter vorzusorgen.

Links:
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Kategorie: Analysiert

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