Eine durch Zuwanderung höhere Bevölkerung als ursprünglich angenommen ist sicherlich ein Faktor, der den Bedarf an Wohnungen steigen lässt, aber auch immer höhere Ansprüche der Bevölkerung und viel mehr Alleinstehende sind ein wesentlicher Grund hierfür. 1955 waren es 15 Quadratmeter je Person, in den 1970er Jahre über 30 qm und 2023 bereits 55,7 qm, die hierzulande gebraucht werden, so das statistische Bundesamt. Sogar Sozialhilfeempfänger und anerkannte Asylbewerber haben grundsätzlich Anspruch auf 45 Quadratmeter und jede weitere Person im Haushalt darf 15 qm bewohnen, auf Kosten der Steuerzahler.
50% höhere Mieten
In den sieben größten Städten - Berlin, München, Hamburg, Frankfurt am Main, Stuttgart, Köln und Düsseldorf - liegt der Bedarf zusammen bei jährlich 60.000 neuen Wohnungen, heißt es. In Berlin gefolgt von München sei der Bedarfe in absoluten Zahlen am größten.
Wohnraum wird also gebraucht und wird gesucht. Einer Prognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zufolge gibt es in Deutschland bis 2030 einen Bedarf von rund 320.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Gebaut wurden 2024 aber nur 240.000. Laut Ralph Henger, Ökonom für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik, hat sich die Wohnungspolitik unter der Leitung von Bauministerin Klara Geywitz zu Recht auf mehr Neubau konzentriert und viele richtige Maßnahmen angestoßen. Diese seien jedoch "in unruhigen Zeiten durch massiv gestiegene Zinsen und Baukosten sowie den Fachkräftemangel konterkariert wurden"
Einer Auswertung des Bauministeriums zufolge stiegen die Angebotsmieten in den 14 größten kreisfreien Städten seit 2015 durchschnittlich um fast 50 Prozent.
In Großstädten besonders hohe Mieten
Am teuersten ist das Mieten der Auswertung zufolge weiterhin in München mit Quadratmeterpreisen von fast 22 Euro. Es folgen Berlin mit fast 18 Euro und Frankfurt am Main mit rund 16 Euro pro Quadratmeter. Durchschnittlich muss ein Haushalt weit über 25 Prozent für die Miete ausgeben, Tendenz steigend. 2020 waren es nur etwa 20 %. Bei Alleinstehenden sind es mehr als ein Drittel, bei armutsgefährdeten Haushalten über 44 % des verfügbaren Haushaltseinkommens. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens hat. Das betrifft laut Statistischem Bundesamt etwa 20 % der Gesamtbevölkerung
Auch der Kauf von Immobilien scheint selten eine Alternative, denn laut Commerzbank werden Neubauten in Hessen bei einer Wohnungsgröße von 80 Quadratmetern für 6000 Euro je qm angeboten. Doppelt so viel wie vor 10 Jahren. In Frankfurt sind die Preise noch deutlich höher, bei mehr als 8000 Euro für den Quadratmeter. Selbst Doppelverdiener Ehepaare bekommen so Schwierigkeiten mit der Finanzierung. Trotzdem können sich laut Commerzbank ein Drittel der Einwohner Hessens vorstellen eine Immobilie zu erwerben.
Mietpreisbremse u.a. Maßnahmen bringen keine neuen Wohnungen
Zunächst kann natürlich, wie immer, an den Symptomen gearbeitet werden. Mietraumzweckentfremdung, Mietspiegel und Mietpreisbremse sind hier die bekanntesten Werkzeuge Die Mietpreisbremse begrenzt in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt die Mietpreise in neuen Verträgen. Wo sie greift, dürfen Mieten bei Abschluss eines neuen Vertrags im Grundsatz nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Es gibt allerdings einige Ausnahmen wie etwa möblierte Wohnungen. Hier können in der Regel hohe Zuschläge verlangt werden, für Wohngemeinschaften gelten nochmals andere Regeln. In Wohngemeinschaften in denen der Vermieter selbst wohnt, können Mieten frei vereinbart werden. Ausgeschlossen sind zudem Neubauten, die nach 2014 erstmals vermietet wurden und umfassend modernisierte Wohnungen. Auch bei kurzfristig vermieten Wohnungen gibt es wieder gesonderte Regelungen. Eine öffentliche Preiskontrolle gibt es nicht: Wenn Mieter einen Verstoß befürchten, müssen sie selbst gegen ihre Vermieter vorgehen. Diese Instrumente werden aber auch nur in bestimmten Regionen mit besonders angespannten Immobilienmarkt eingesetzt. Bis auf wenige Regionen ist aber ganz Deutschland von hohen Mieten und Kaufpreisen betroffen. Gemeinsam ist all diesen Maßnahmen, dass keine neuen Wohnungen gebaut werden, sondern höchstens die Möglichkeiten eingegrenzt werden die angespannte Situation auf dem Immobilienmarkt auszunutzen. Um nicht nur den Mangel zu verwalten muss entweder das Angebot ausgeweitet oder die Nachfrage eingeschränkt werden. Möglicherweise hilft hier eine Kombination aus beidem.
Möglichkeiten, das Angebot an Immobilien zu erhöhen
Die Bundesregierung versucht derzeit mit Sonderregelungen wie etwa im Baurecht, dem Aussetzen von Bebauungsplänen den Wohnungsbau in Gang zu bringen.
- Nötig sind langfristige Regelungen, damit Planungssicherheit herrscht.
- Auch die Absenkung von Baustandards hinsichtlich der umweltrechtlichen Bestimmungen hätte enorme Auswirkungen.
- Eine weitere Möglichkeit wäre die sogenannte Nachverdichtung, hier werden die Dächer von Einkaufszentren genutzt, Parkplätze umgewidmet und bestehend Häuser aufgestockt.
- Die neue Bundesbauministerin Verena Hubertz geht davon aus, dass sich durch die Anwendung der Modulbauweise mit vorgefertigten Bauteilen 30 bis 40 Prozent der Baukosten einsparen lassen. Zusätzlich nennt sie noch weitere Maßnahmen hinsichtlich des Erbbaupachtrechts und der Finanzierung. Eine alte Forderung, die die FDP im Wahlprogramm hatte, wäre der Erlass der Grunderwerbssteuer für die erste selbstgenutzte Immobilie.
- Es gibt aber weitere Stellschrauben im Steuerrecht, um Wohneigentum zu fördern. Im Gegensatz zu vermieteten Immobilien wird selbstgenutztes Wohneigentum in der Regel steuerlich begünstigt. Eigentümer können von der Eigenheimzulage profitieren, die eine finanzielle Entlastung beim Erwerb und der Renovierung der Immobilie bietet. Zudem sind die Erträge aus dem Verkauf selbstgenutzter Immobilien meist steuerfrei, sofern bestimmte Fristen eingehalten werden.
- Käufer sollten sich also über mögliche Steuervorteile im Klaren sein, die mit dem Kauf von selbstgenutztem Wohneigentum verbunden sind. Dazu gehören neben der Eigenheimzulage auch die Absetzbarkeit von Sanierungs- und Renovierungskosten, die im Rahmen der Steuererklärung geltend gemacht werden können. Diese Aspekte sind entscheidend, um die finanzielle Belastung zu minimieren und das Budget optimal zu planen.
- Bei der Finanzierung von selbstgenutztem Wohneigentum ist es wichtig, die steuerlichen Auswirkungen von Hypotheken und Darlehen zu berücksichtigen. Zinsen für Immobilienkredite sind in vielen Fällen steuerlich absetzbar sein, was die Gesamtkosten des Eigentums erheblich senken kann.
- Auch die Nachfrageseite kann Beachtung finden. Während viel Haushalte im Mittelstand auf große Wohnungen verzichten, um die Kosten für Miete nicht ausufern zu lassen, bekommen viele Sozialhilfeempfänger und Asylbewerber große Wohnungen samt Einrichtung finanziert. Man kann hier durchaus der Meinung sein, dass hier eine Wohnungsgröße und deren Ausstattung ausreicht, die im Deutschland der siebziger Jahre Standard war. Da dies etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung betreffen würde, wären die Auswirkungen auf dem Immobilienmarkt deutlich spürbar.
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