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Theodizee- setzt Gott dem Bösen eine Grenze?

Es passiert so viel Schlimmes. Interessiert Gott sich nicht für die jungen Menschen, die als Soldaten in den Tod geschickt, für die Kinder, die missbraucht werden? Theodizee – muss er sich deshalb rechtfertigen? Hat er zumindest dem Bösen eine Grenze gesetzt?

Verspricht nicht die Bibel, dass Gott uns nicht im Stich lässt. Viele Psalmen und die Propheten versprechen Rettung. Wer jedoch abends die Nachrichtensendung einschaltet, kann nicht am nächsten Morgen davon ausgehen, dass alles wieder gut werden wird. Aber ohne Vertrauen in die Zukunft keine Kraft für die Gegenwart. Gott überlässt es offensichtlich den Menschen, mit den Hass, dem Mobbing, den Kriegen aufzuhören. Aber können wir hoffen, dass das Böse nicht endgültig die Oberhand gewinnt? Auch wenn Gott nicht eingreift, er hat dem Bösen eine Grenze gesetzt. Es ist zu zeigen, dass er nicht eingreifen wird, aber in seiner Schöpfung das Gute nachhaltiger gebaut ist. Wir Menschen sollen es selber schaffen.

Yes, He can?

Was wäre, wenn Gott durchgriffe. Er wäre wie einer der menschlichen Despoten, der Druckmittel oder Gewalt anwenden müsste. Wenn er das nicht wollte und sich zurückhielte, würden wir Menschen noch intriganter, noch ausbeuterischer, noch gewaltsamen. ein Kriegsherr würde ohne Furcht vor den Folgen eine Atombombe zünden, denn Gott würde den Schaden ja reparieren. Es würde sich nichts bessern, sondern eher verschlimmern. Aber warum überlässt Gott die Menschen in ihrer auswegelosen Verstrickung in gegenseitigen Hass, daraus folgenden hohen Rüstungsausgaben, der Drohung mit einem Atomschlag?

Die Menschen sollen ihre Welt bauen

Die Evolution ist auf Höherentwicklung angelegt. Dem Menschen sind Gestaltungskräfte, Verstand und Vernunft mitgegeben, um für sich eine Welt zu bauen, die auf dem Fundament der Gerechtigkeit errichtet und im Einklang mit der Natur gestaltet wird. Er soll sich entwickeln. Das ist auch die nachhaltige Alternative zu einem Eingriff in das destruktive Verhalten von Menschen. Denn diese, so die Beispiele menschlicher Militärmacht, würde die Verwicklungen noch verschlimmern. Gott hat diesem Treiben ein Ende gesetzt:

Gott hat die Welt auf das Gute hin eingerichtet

Die Erwartung, dass Gott eingreift, erfüllt er anders als kurzfristig von ihm erwartet wird. Die Welt ist nämlich so gebaut, dass das Gute sich am Ende durchsetzt. Denn ohne das Gute kann das Böse nicht überleben. Es kann ja nur Wohnhäuser zerstören, die vorher schon gebaut worden sind, auf Soldaten schießen, die Eltern großgezogen haben. 

Es sind die Unentschiedenen, die das Böse zulassen

Die Söhne in den Krieg zu schicken, kann nicht etwas Gutes sein. Auf den Gefallenen-Gedenktafeln werden die Toten zwar nicht dem Vergessen anheimgegeben, aber der Vergeblichkeit. Eigentlich müsste auf den Tafeln oder Steinen stehen: 

      Wir haben Euch unnötig in den Tod geschickt, ihr hättet noch viel zur Entwicklung der  
      Gesellschaft beitragen können.

Diejenigen, die wegen ihres Einsatzes gegen Korruption, für Meinungsfreiheit und gegen Überwachung umgebracht werden, finden große Achtung, werden aber nicht nachgeahmt. Damit behalten die Despoten recht. Würden wir aus der Beobachterrolle heraustreten, müssten die Toten und Missbrauchten doch genügen, unser Zusammenleben zu ändern.

Die Religionen geben unterschiedliche Antworten

In den älteren Texten der jüdischen Bibel, auch im Koran und ebenso in der Vorstellung von der Wiedergeburt folgt auf böses Tun die Strafe. Aber sollen wir es Gott tatsächlich unterstellen, er wäre so einfältig, dass er zu diesen Maßnahmen greift. An uns Menschen können wir ablesen, dass Strafen meist nur dazu führen, sich ihnen zu entziehen, aber nicht, das gewünschte Verhalten zu entwickeln. Auch die Vorstellung von der Wiedergeburt kann nur erfolgreich sein, wenn der Mensch einsieht, wie er leben soll. Das wird sowohl in der jüdischen Bibel Weisheit genannt wie auch im Begriff “Philosophie” als Liebe zur Weisheit formuliert.

Das Christentum zeigt eine schwer verständliche Reaktion auf die Missachtung und die Ermordung wegen einer Glaubensüberzeugung. Die Glaubenszeugen werden durch Gedenktage in ihrer Bedeutung immer wieder in die Gegenwart geholt. So wie Jesus trotz seiner Hinrichtung viele Anhänger gefunden hat, wird die Glaubenskraft der Märtyrer und Märtyrerinnen als Motiv gesehen, dass Menschen das Evangelium als den sinnvollen Weg erkennen.  

Ausführlicher wird die Frage der Theodizee, der Rechtfertigung Gottes angesichts der Übel in der Welt, analysiert in „Zwischen Urknall und Ewigkeit, Materialismus, Evolution, Theodizee, Eucharistie,“ Aschendorff, Münster 176 S. € 176; S. 24,90 Euro


Kategorie: Verstehen

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