Foto: Jutta Mügge

Silvester: innehalten bevor es wieder neu losgeht

2018 geht zu Ende. Wie schließe ich das Jahr gut ab? Wie schaffe ich es, mich von altem Seelenschrott zu befreien, damit er mir das neue Jahr nicht gleich von Anfang an wieder in Beschlag nimmt. Wir kennen das alle, wie sich im Laufe eines Jahres so mancher Staub in den hinteren Ecken unserer Seele ansammelt. Von mir weiß ich, dass ich immer mal wieder aufräumen sollte. Aber wann?

Da gibt es so vieles, was mich im Jahr über in Beschlag nimmt. Ich muss mir deshalb die Zeit für die Ordnung in meiner Seele ganz bewusst nehmen. Vielleicht fragt sich so mancher, was man eigentlich aufräumen muss?

Da gibt es Beziehungen, die ich nicht gepflegt habe, Ärger, der nicht bearbeitet wurde, Dinge die mir nicht gelungen sind, die mein Selbstwertgefühl stören, es liegen vielleicht sogar noch alte unversöhnte „Sachen“ aus vergangenen Jahren herum - Enttäuschungen, Verletzungen, abgebrochene Beziehungen, Verlust von mir lieben Menschen, missglückte Unternehmungen, vielleicht sogar kleine „Lügen“, mit denen ich mir Vorteile verschaffen konnte. Sie werden mich auch im neuen Jahr weiter verfolgen und, wenn ich sie nicht versöhne, meinen Seelenfrieden stören. Auf jeden Fall blockieren sie meine Aufmerksamkeit für das Neue, denn sie lassen mich nicht los, beschäftigen mich auch im Unterbewussten. Sie nehmen mir die Freiheit, unbeschwert auf Neues zuzugehen. Sie nicht wegzuräumen, bindet Energien und ich verliere kostbare Lebenszeit.

Es gibt auch Erfolgreiches, Schönes. Begegnungen, bei denen ich mich zu Hause fühlen konnte, Familienfeste, die friedlich und harmonisch verlaufen sind. Vielleicht hat sich beruflich sogar etwas Neues eröffnet, was im nächsten Jahr weitergehen kann. Wenn ich eine Krankheit überstanden habe, kann ich dafür dankbar sein. Vielleicht habe ich neue Menschen kennenlernen dürfen, die mein Leben bereichern. Aus allen diesen Erfahrungen kann ich schöpfen, mich nähren, meine gute Stimmung ableiten, mich in meinem Leben beheimaten, mich zu Hause fühlen. Deshalb braucht meine Seele auch den Blick auf das Gute im vergangenen Jahr.

Das heißt aber,  Zeit frei schaufeln um aufzuräumen. So gut wie ich in meiner Wohnung Ordnung machen kann, so schwer fällt es mir genau so sorgfältig mit meiner Seele umzugehen. Da eignet sich für mich oft der Silvestertag. Der letzte Tag im Jahr, damit der erste eine neue Chance bekommt. Ich versuche, die Monate durchzugehen, was da war, was sich ereignet hat. Meistens brauche ich dafür auch noch meinen Kalender, weil die Zeit so schnelllebig ist und ich schon wieder vieles vergessen habe. Mit dem Blick auf die vergangenen Monate ordnet sich das Jahr. Ich kann entdecken, was mich weiterbrachte, was mich gehemmt hat, was ich zurücklassen will, wovon ich mich verabschieden sollte. Von Vorsätzen für das neue Jahr habe ich mich schon vor vielen Jahren verabschiedet. Ich habe sie oft nicht durchgehalten. Der Rückblick sowie das Ordnen in meiner Seele ermöglichen mir besser, das zu bewahren, was sich für mein Leben als fruchtbar erwiesen hat. Wenn es mir gelingt, mich von dem zu verabschieden, was mich aufhält, was mich in meinem Lebensauftrag nicht weiterbringt, was mich zermürbt oder vielleicht sogar zerstört, dann brauche ich keine Vorsätze, denn das neue Jahr hat seine eigenen Herausforderungen, die ich mit meiner Person bewältigen will.


Kategorie: Verstehen

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