Die folgende Bestandaufnahme stammt aus intensiven Gesprächen mit jungen Erwachsenen. Sie können ihre Situation sehr gut darstellen. Deshalb bedarf es keiner komplizierten wissenschaftlichen Analysen, warum z.B. fast keine jungen Menschen mehr in den Kirchenbänken sitzen. Denn mit der üblichen Bibelauslegung wird die Frage nicht beantwortet, die es für meine Generation noch nicht gab: Warum überhaupt der christliche Weg? In den Nachkreisjahren war das selbstverständlich der christliche. Man versucht diese Frage mit Spiritualität aufzulösen. Aber der Buddhismus hat auch eine Spiritualität. Deshalb gibt sie keine ausreichende Antwort darauf, welchen religiösen Weg man wählen sollte. Zudem wird sie von vielen Konkurrenten oft attraktiver und digitaler angeboten, ohne dass die Gottesfrage gestellt werden muss. Die muss gestellt werden, weil wir Gottes Schöpfung zerstören und die jungen Erwachsenen in den Krieg schicken.
Welche Einführung in das Christwerden?
Nicht nur an den leeren Kirchenbänken muss das Kirchenpersonal ansetzen, auch die Firmvorbereitung läuft ins Leere, wenn sie als Eingliederung in die bestehende Gemeinde von Senioren angelegt ist. Ihr Ziel sollte nicht Einkuscheln sein, sondern aus einem mühsam gewonnenen Selbststand seinen Mann, seine Frau stehen.
Die jungen Erwachsenen sagen auch, Religionsunterricht und Vorbereitung auf die Sakramente seien bei den Informationen stehen geblieben, so als würde Mathe unterrichtet, ohne die Erklärung der Regeln in konkretes Rechnen umzusetzen. Auch die Theologie ist so verkürzt. So als könnte man das Medizinstudium ohne die klinischen Semester mit “Sehr gut” bestehen.
Verlässlich sind die Kirchen für viele junge Menschen nicht mehr. Ihr Personal ist selbst von den Problemen erdrückt und es wird nicht selten als unglaubwürdig erlebt.
Die Katholische Kirche hat auch im 15. Jahr noch nicht die Missbrauchs-Aufarbeitung der Personalakten abgeschlossen, ohne damit den Kirchenmitgliedern und der Öffentlichkeit überzeugende Prävention vorzustellen. Ich selbst habe in einem Bistum, in das ich von meinem Orden versetzt worden bin, einen solchen Kurs mitgemacht. Auf meine Frage, wie sie feststellen, ob ich z.B. kein Täter bin, gab es die lapidare Antwort, dass dafür der Orden zuständig sei. Aber wenn dieser oder ein anderes Bistum mich abgeschoben haben, so wie oft geschehen? Uns wurde erklärt, woran man erkennt, dass Kinder missbraucht sein könnten. Die Logik: Erst wenn die Kinder Opfer geworden sind, kümmern wir uns um sie. Da muss doch der Eindruck entstehen, dass die Katholische Kirche mit dem Problem nicht fertig wird. Das ist der Stand der Dinge aus der sciht der Generation Z. Es gibt in aus den Gesprächen nicht die übliche Resignation, sondern sie können die Ansatzpunkte nennen, für deren Bearbeitung die Kirchen eigentlich da wären:
- - Die Schritte in die Eigenständigkeit unterstützen;
- Da diese bei Vielen durch eine Krise erzwungen wird, Begleitung durch die Krise;
- Religion auf die zentralen Themen “eindampfen”;
- Die Frage beantworten, warum gerade das Christentum den Weg zu der Höheren Macht verlässlich zeigt. Denn die größte Gruppe der in der Kirchenmitgliedsstudie befragten Bundesbürger geben an, dass sie nur eine vage Vorstellung von einer Höheren Macht haben.
Die immer wieder beschworene Neuausrichtung der Seelsorge stellt sich als Konzentration auf den Kern dar, auf die Beziehung zu der höheren Macht. Diese ist für jeden und jede ein langer Prozess, der zugleich dazu führt, sich von der Anerkennung durch Andere weniger abhängig zu machen. Anpassung an die katholische Kultur, früher ein prägendes Element, hilft in dieser Situation der Religion nicht mehr. Nicht Einbettung in ein Milieu, sondern auf eigenen Füßen zu stehen kommen. Das gäbe Pfingsten und der Firmung ihren zentralen Stellenwert zurück, erfasst vom Geist Gottes aus eigener Überzeugung seine Biographie am Evangelium orientiert zu bauen.
Den Priestern die Zeit für die Begleitung geben
Mir ist das durch Gottesdienste mit einer englischsprachigen Gemeinde ermöglicht, nur als Seelsorger tätig zu werden, denn diese Gemeinde wird von einer Deutschen und einem Ghanesen geleitet. Sie “können” Organisation viel besser als ich. Zudem bin ich nur zwei Sonntag da. Sie sind nicht auf einen Priester fixiert. Da die Gläubigen nach dem Gottesdienst noch bleiben, muss ich nach der Messe nicht die weitere Organisation in die Hand nehmen, sondern habe Zeit für Gespräche. Aus Kommunikationstrainings mit Pfarrern bringe ich die Beobachtung mit, dass die wenigsten Priester geworden sind, um Vorgesetzte von nicht selten 100 Hauptamtlichen zu werden. Diejenigen, die dafür eine Begabung mitbringen, bleiben unentbehrlich, ob in einem Orden oder in einem Bistum.
Es muss digital bei ihnen ankommen
TikTok und Messengerdienste sind ein Muss, aber auch ein Zwang. Sie hindern eher daran, auf den eigenen Füßen zu stehen und mit der Höheren Macht in Beziehung zu treten. Das war für frühere Generationen einfacher.
Weitere Erkenntnisse aus Gesprächen Die Welt, die von den Älteren gebaut worden ist, erleben sie als haltlos. Diese Welt erhöht den Bedarf nach Anerkennung. Weil sie in sich als haltlos erlebt wird, müssen möglichst Viele mir Halt geben.
- Die Welt, die von den Älteren gebaut worden ist, erleben sie als haltlos. Diese Welt erhöht den Bedarf nach Anerkennung.
- Weil sie in sich als haltlos erlebt wird, müssen möglichst Viele mir Halt geben.
- Das digitale Kommunikationsnetz macht die Welt noch undurchsichtiger.
- Sie werden in zerbrechende Beziehungen hineingezogen
- Freiheit wird erst möglich, wenn sich die Einzelnen aus den emotionalen Abhängigkeiten und den Social Media lösen können. Dazu braucht es eine große Kraftanstrengung, sich aus Abhängigkeiten zu lösen, um auf die eigenen Füße stehen zu können.
- Es gibt in der finanziell gesättigten Welt weiter Krisen.
- Die digitalen Medien ermöglichen über viele Kanäle Kontakte und bewirken zugleich Stress, weil man in dem ständigen Informationsfluss mitschwimmen und sofort reagieren muss.
- Es gibt eine höhere Macht, aber welche Religion bahnt den Weg zu ihr?
- Christsein ist nicht selbstverständlich. Das Ende der Volkskirche heißt für nachwachsende Generationen, sich selbst in Beziehung zu der höheren Macht zu bringen.
- Die Kirchen haben ihre Relevanz für die Fragen verloren, für die sie einmal da waren. Die Evangelische Kirche, weil sie sich nicht mehr auf die Beziehung mit Gott zentriert, die Katholische, weil sie “in sich abgetaucht ist”.
Zur religiös theologischen Frage: Welcher Religion soll ich folgen?
Die Ausgangssituationen für eine religiöse Orientierung haben sich grundlegend geändert. Nicht mehr die eine, die selbstverständliche Volkskirche, sondern eine Vielzahl von Religionen und Konfessionen treten jungen Menschen entgegen. Religion, so die Aussage junger Erwachsener, ist zu kompliziert geworden. Die Christen in den hiesigen Breiten setzen voraus, dass religiös selbstverständlich „christlich“ heißt.
Mit dem viel genutzten Tiktok&Co findet man nicht heraus, welcher Weg verlässlich zu der höheren, geheimnisvollen, verborgenen Macht führt.
Das alles müssen die Älteren ernst nehmen, denn wir haben diese Welt gebaut, in der sich die nachwachsenden Generationen erst einmal orientieren müssen. Es gab für frühere Generationen mit ihren Kriegen und Wirtschaftskrisen auch große Unsicherheiten. Viele Menschen konnten sich aber auf ein tragfähiges Weltbild in ihrem Inneren abstützen. In der Epoche, als die Bibel zum Buch wurde, das die Welt erträglicher machte, hatten die Menschen die Vorstellung eines von Gott geordneten Kosmos. Inzwischen gibt es nicht mehr Fixsterne, die die Ordnung der Welt gesichert haben. So wie das ganze Universum in Bewegung ist, in ihm Supernovas explodieren und Materie in schwarzen Löchern verschwindet, erleben wir diese Epoche. Dann sollen wir auch Produkte des Zufalls sein. Wie soll man da einen tragfähigen Boden unter die Füße bekommen? Wenn sich diese dynamischen Systeme steuern lassen, dann könnte man in sich dem Fluss der Veränderungen anvertrauen. Jedoch sind die Neuerungen des Systems nicht absehbar. Irgendwo bricht ein digitales Netzwerk zusammen. Als neuster Antreiber verändern Algorithmen die Arbeitsplätze so tiefgreifend, dass die bisherigen Ausbildungsgänge nicht ausreichen, diese zu bewältigen. Sie reichen schon für die Bewältigung der ökologischen Krise nicht.
Die Beobachtungen und Einsichten aus den Gesprächen mit Jungen Erwachsenen werden detaillierter dargestellt: Jutta Mügge: Als Großmutter die Enkelgeneration Z verstehen
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