Pandemie – den Menschen neu verstehen

Was ist der Mensch neben dem winzigen Virus? Seine hochtechnisierte Weltgesellschaft kann durch ein winziges Molekülbündel in die Knie gezwungen werden. Der Mensch scheint letztlich nicht Herr seiner Pläne zu sein, sondern der ihn umgebenden Materie und ihren Lebewesen unterworfen. Sollten wir als Teil der Natur dem Virus mehr Raum geben, indem wir die Wirkung des Winzlings abwarten oder gegen das Virus massiv vorgehen? Was nehmen wir aus der Pandemie für unser “In der Welt-Sein“ mit?

Corona – nur Feind oder auch Entwicklungshelfer?

Eine Pandemiewelle ist der Beweis, dass einige Moleküle sich die ganze Menschenwelt unterwerfen können. Wer dem Virus nicht mit Maske und Hygieneregeln ausweicht, spielt mit einem tödlichen Risiko. Sollen wir dieses Virus, das sich als so effektiv erwiesen hat, nicht als Entwicklungssprung verstehen, der auch uns in eine nächste Phase der bisher vergeblichen Versuche bringt, doch noch ein friedvolles, auf Gerechtigkeit und nicht auf Macht beruhendes Gemeinwesen zu entwerfen, das alle Begabungen zur Entfaltung bringt und sich so von der Armut befreit. Mit dem Kind in der Krippe, das auch später nicht auf Machtmittel zurückgreift, war doch ein solcher Hoffnungsschimmer am Horizont aufgeschienen. Würden wir Weihnachten dann anders feiern, nicht bloß als Legende, sondern als Drehpunkt für eine neue Wirklichkeit? So hatten es doch die Engel den Hirten versprochen. Jedoch wenige Tage später greift Herodes nach dem Kind. Es wird zum Spielball im menschlichen Machtkalkül, in dem der erwachsen gewordene Messias 33 Jahre später umkommen wird.  

Kampf gegen Covid-19 als Entmachtung eines Gegners

Die Chance, mit dem Virus und den von ihm erzwungenen Lockdown weiter zu kommen, bleibt unklar. Bisher scheint nur klargeworden zu sein, dass nicht nur unser Körper, sondern das technisch-wirtschaftliche System, das inzwischen die ganze Erde umspannt, viel anfälliger ist als wir es bisher wahrgenommen hatten. Weil es uns und die von uns aus Stahl, Beton, digitaler Vernetzung und Geldströmen gebaute Welt bedroht, muss das Virus vernichtet werden. Werden wir die Herrschaft zurückgewinnen? Die Menschen sollen weiterleben, nicht das Virus. Steckt aber vielleicht in diesem Virus doch ein Entwicklungsschritt, den wir mit dem Impfstoff verhindern und der mit einer der nächsten Virus-Varianten zurückkommen wird. Dann hätten die Impfgegner Recht? Dem Virus freien Lauf lassen, auf den Naturprozess setzen und abwarten, was er hervorbringt. Nun sind das nicht die Argumente der Impfgegner. Diese befürchten etwas ganz anderes, nämlich einen größeren Schaden, indem sie erklären, der Impfstoff würde in das Genom eingreifen, also die menschlichen Erbanlagen verändern. Das geht weit an den Möglichkeiten eines Impfserums vorbei. Dieses ändert nicht die Gene, also den Bauplan der Zellen, sondern aktiviert nur die in der Genetik angelegten Abwehrkräfte, konkret die Weißen Blutkörper.
Die Entwicklung des Impfstoffs entspringt zwar dem menschlichen Intellekt. Aber hätte nicht auch die Evolution über viele Generationen in unserem Körper einen Abwehrstoff entwickelt? Überlebt hätte dann das menschliche Genom, das diesen Abwehrstoff produzieren kann. Oder ein Mensch hätte in der Natur eine Pflanze gefunden, die diesen Stoff produziert.
Die medizinischen Entwicklungszentren haben mit dem Impfstoff auch auf einen von der Natur angelegten Wirkmechanismus gesetzt. Zugleich haben wir das Virus als unnütz, als so schädlich eingestufte, dass wir es vernichten müssen.

Das Virus integrieren?

Ob wir in 10 Jahren auch noch so denken oder vielleicht eine ganz andere Sicht des Lebendigen entwickelt haben? Wird die ökologische Herausforderung uns für das übernächste Virus ein Vorgehen nahelegen, welches nicht auf Ausrottung zielt, sondern das aufgreift, was das Virus uns ermöglicht? Bisher ist es gelungen, die Naturvorgänge so zu steuern, dass das Virus nicht mehr unsere Zellen dazu nutzen kann, um sich mit deren Kopiermechanismen zu vermehren und uns dabei zu ruinieren. Was ist aber die langfristige Bedeutung? Genügt es, demütig zu werden oder müssen wir nicht vielmehr die Entscheidungsmacht abschätzen lernen, die uns die Erkenntnisse der Naturwissenschaften in die Hand gegeben haben. Zu unseren Errungenschaften gehören nicht nur Impfseren, sondern auch chemische und biologische Waffen sowie die Atombombe. Diese Waffen sind nicht gegen die Natur, sondern gegen andere Staaten gerichtet. Inzwischen sind wir als Menschheit insgesamt zum Feind der Natur geworden. Mit der ökologischen Herausforderung sind wir in eine neue Epoche getreten. Wir sind nicht mehr abhängig von der Natur, sondern bestimmen mit den Eingriffsmöglichkeiten das Überleben vieler Pflanzen- und Tierarten und sind Macher des Klimas geworden.

Evolution gestalten

Wir stehen, ob noch mit Covid-19 oder nach einer erfolgreiche Impfkampagne vor Entscheidungen. Diese Entscheidungen überlassen wir offensichtlich nicht der Natur. Wir handeln mit dem Serum zwar entsprechend den Abläufen in Zellen, setzen jedoch zugleich unser technisches System, die Massenherstellung des Serums, die Kühlung, die Transportkapazitäten ein, produzieren Ampullen und Spritzen, um zu verhindern, dass ein winziges Wesen sich in unseren Zellen vermehrt und die Lungenbläschen lahmlegt.   
Wenn wir Materie in einer größeren Breite der Möglichkeiten denken, dann müssen wir den Menschen in diesem neuen Horizont auch anders erklären, nämlich als den, der die Herrschaft über die Naturvorgänge errungen hat und diese Herrschaft gegen ein erfolgreiches Naturprodukt einsetzt. Für die Erklärung des Menschen genügt die auf Physik und Chemie basierende Technik nicht mehr. Er kann und muss sich als wichtiger Teil der Biosphäre verstehen. Materie wäre also nicht nur in ihrer physikalischen und chemischen Dimension zu beschreiben, sondern auch in der Dynamik des Lebendigen. Physik und Chemie reduzieren den Menschen, sich entsprechend den der Natur einprogrammierten Gesetzen zu verhalten und nach diesen Gesetzen Maschinen, Kommunikationsnetze, Impfstoffe u.a. zu konstruieren.
Inzwischen können wir nicht nur Materie zu Maschinen formen, sondern Lebendiges programmieren. Programmieren ist in der digitalen Welt selbstverständlich, für Landwirtschaft, Verkehr, für das Managen unserer Gesundheit, für Bildungspläne müssen wir noch intensiv klären, wie wir programmieren wollen.

Das Menschsein in einem größeren Horizont neu bestimmen

Nachdem die Biologen und Gesundheitsberufe, die Spediteure und die Gesundheitsämter ihre Aufgabe erfüllt haben, sollten Philosophie und Theologie aufarbeiten, was wir alle mit erlebt haben und klären, was uns das für das Verständnis des Menschseins abfordert.


Kategorie: Verstehen

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