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Ökologie – es braucht eine neue, an der Natur orientierte Philosophie

Wir gehen mit der Luft, den Böden, den Erdschätzen so um wie mit einem Auto, als ob man sie nutzen und dann verschrotten könnte. Das würde den Aborigines nicht einfallen. Wir haben die Natur zum Rohstoff gemacht, um Platz für die Technik zu schaffen. Philosophen waren die Ideengeber.

Philosophie hat eigentlich mit gründlichem Denken zu tun, es war aber gerade die Philosophie, die uns so gedankenlos über unsere Beziehung zur Natur gemacht hat. Gerade indem sie die Natur als unseren Lebensraum verlassen und sie zum Objekt der wissenschaftlichen Beobachtung verengt hat, steht sie am Anfang der ernsthaften Krise, die nicht nur Tiere, Insekten und Bäume, sondern inzwischen auch den Menschen bedroht. Das klingt etwas hergeholt. Das ist es auch, denn dieses Umdenken geschah vor 300 Jahren, als die meisten Philosophen zugleich Naturwissenschaftler wurden. Es hast bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gedauert, bis das Denken die Landwirtschaft technisiert und mit Düngemittel überfrachtet hat. Das heutige Unverständnis für das pflanzliche Leben wurde dadurch eingeleitet, dass Forscher auf Distanz zur Natur gehen mussten, um die Vorgänge genauer zu beobachten zu können. Erst indem sich der Mensch von der Natur entfernte, konnte er sie naturwissenschaftlich erforschen. Dafür braucht es Instrumente, so dass Forscher heute das Material, das Gewebe, die Zellen gar nicht mehr mit den Händen anfassen. Um möglichst objektiv auf die Naturdinge zu schauen, musste der Forscher sich vor allem von Gefühlen freimachen. Auch das Riechen war nicht mehr so entscheidend. Damit veränderte sich in kleinen Schritten der Abstand zu den Lebensvorgängen. Hatte sich der Mensch früher als Teil des Ganzen verstanden, hat die Philosophie seit dem 17. Jahrhundert zuerst den Körper vom Geist getrennt und dann den Geist in den Kopf eingesperrt, so dass er aus diesem Gehäuse die Vorgänge außerhalb distanziert analysieren kann. Dass wir uns mit unserem Körper, bevor wir etwas sehen, hören oder riechen, schon in der Welt fühlen, würde die genaue Beobachtung nur stören. Sog. primitive Völker wie auch Menschen, die in der Natur leben, können noch mit ihrem ganzen Körper ihre Umgebung fühlen. Die meisten von uns sind inzwischen mehr mit technischen Geräten vertraut, als dass wir noch eine Pflanze oder gar den Baum vor der Haustür so versorgen, dass sie nicht eingehen. Glophosat bezeichnet den Endpunkt dieser Etnwicklung

Glyphosat als Menetekel

Wir haben inzwischen die Landwirtschaft so unserem Effektivitätsdenken unterworfen, dass ein Unkraut-Vernichtungsmittel alles pflanzliche Leben auf dem Acker zum Absterben bringt. Es ist nicht eines der früheren Gifte, sondern stört gezielt die Pflanzen in ihren Stoffwechselvorgängen. Um nicht nur zu wissen, sondern zu spüren, dass Glyphosat alle Pflanzen im Boden leblos macht, müssten wir den großen Abstand überwinden, der uns den Blick dafür verstellt, dass Ackerkrume lebende Materie ist. Es ist erstaunlich, dass man erst Krebserkrankungen vorschieben muss, um diesen Endpunkt einer tödlichen Entwicklung rückgängig zu machen. Es waren ja nicht nur Landwirte, die Glyphosat eingesetzt haben, sondern die Hobbygärtner, die ja eigentlich Leben um sich haben wollen. Wir bezeichnen die Pflanzen, denen der Boden eigentlich gehört, als Unkraut und dürfen sie ausmerzen. Das kann Glyphosat so „hinterhältig“, indem es einen wichtigen Botenstoff in der Pflanze ausschaltet, also den Stoffwechsel in der Pflanze lahmlegt. Weil in dem Boden gewöhnliches Korn nicht mehr wachsen kann, muss man beim Hersteller des Unkrautvernichters gleich das Saatgut kaufen, das auf dem vom Lebendigen entkernten Boden wachsen kann. Das kann man anprangern, jedoch durch Anklage kommt die Sensibilität für die von Lebewesen durchformte Bodenkrume nicht zurück. Wir sehen den größeren Zusammenhang nicht mehr, dass Leben viel Leben um sich herum braucht, um zu gedeihen. Lebendiges entsteht nicht wie ein Auto oder eine Spülmaschine aus Rohstoffen, sondern aus anderem Lebendigen. 

Der Mensch wird aus dem Naturzusammenhang herausoperiert

Es ist die Philosophie, die den Abstand zwischen dem Ich und dem Lebendigen zuerst erzwungen hat. Die Landwirte haben erst 300 Jahre später die Ergebnisse der Forschung auf die Felder gebracht, zuerst synthetisch hergestellten Stickstoff und dann die neue Generation von Wirkstoffen, die das Biosystem der Pflanze lahmlegen. Wie hat man die Landwirte und die Hobbygärtner dazu gebracht, so mit dem sie umgebenden Leben umzugehen? Das ging so: Der Mensch wurde nicht mehr im Kosmos, inmitten des Gartens Eden lokalisiert, sondern er blickte auf sich selbst, auf die inneren Vorgänge und versucht dann erst mitzubekommen, was außerhalb von ihm passiert. Er sollte einen möglichst objektiven Blick, der nicht von Gefühlen durchmischt ist, auf die Abläufe richten, um die Gesetzmäßigkeiten herauszufiltern. Dabei ist das Gefühl für das Ganze verloren gegangen, so dass die Menschen immer noch Politiker zu Präsidenten wählen, die nicht verstehen, dass Kohlendioxyd das Klima beeinflusst und dass dieses Gas nicht dort bleibt, wo es entstanden ist, sondern sich gleichmäßig in der Luft um den Erdball ausbreitet. Die Biologielehrer von Trump und Bolsonaro müssen ihren Schülern wohl dieses technische Verständnis von Unkrautvernichtung beigebracht haben. Das rächt sich empfindlich für beide Länder, denn die beiden ehemaligen Schüler haben auch erst spät verstanden, was ein Virus ist und warum man es in der Passkontrolle nicht abfangen kann.

Natur muss man lernen

Junge Füchse müssen lernen, wie sie mit der sie umgebenden Natur zurechtkommen. Auch der Mensch muss das üben. Wenn wir uns jedoch schon in jungen Jahren nur abgeschirmt in Blechkisten, ob PKW, Bus oder Schienenfahrzeug bewegen, dann können wir allenfalls durch einen guten Biologieunterricht etwas über die Bäume lernen, wir fühlen aber damit noch nicht, ob es einem Baum gut geht oder die Pflanze in meinem Zimmer gedeihen kann.
Seit die Autos so schnell fahren, machen wir die Fenster des PKW nicht mehr auf, sondern lassen uns belüften. Die Fenster in den Zügen lassen sich nicht mehr öffnen, im Flugzeug würden wir erfrieren, wenn wir direkt mit der umgebenden Luft in Berührung kämen. Was die naturwissenschaftlich orientierten Philosophen im 17. Jahrhundert angefangen haben, nämlich auf Abstand zum Lebendigen zu gehen, hat dazu geführt, dass wir inzwischen mehr in technischen Anlagen als in der Natur leben. Das hat auch unser Lebensgefühl verändert. Wir fühlen uns als isoliertes Individuum, ohne uns noch in das große Ganze eingebettet zu erfahren. Aus unserem persönlichen Gehäuse schauen wir distanziert auf die Gegenstände um uns herum. Inzwischen gehen wir sogar schon durch Straßen und blicken nicht mehr umher, sondern auf das Handy, wo wir uns gerade bewegen. Der Baum an der Straße wird dann genauso ein Hindernis wie eine Mauer, obwohl er doch dem Stadtbewohner die Luft reinigt. 

Das Leben reguliert sich nicht durch den Einsatz von Giften    

Auf schmerzliche Weise werden wir bei Viren mit uns selbst auf eine Weise konfrontiert, die genau so funktioniert wie unsere Wachstumsphilosophie: Wachstum ist ein positiver Lebensvorgang, der in jeder Zelle ständig stattfindet. Aber ob bei Krebs oder Viren, sie entsprechen genau unserer Philosophie: „Je mehr Wachstum, desto besser geht es den Menschen“. Das stimmt aber nur auf den ersten Blick. Das kann man am Virus ablesen. Dieses hat anders als gesunde Zellen keine Rückkopplung eingebaut, die das Wachstum begrenzt. Es ähnelt den Krebszellen. Sich immer mehr teilen und das mit wachsender Kurve, die immer steiler nach oben steigt, das wird uns in Zeitungen erklärt. Wir wissen sofort, dass dieses Wachstum die übrigen Zellen tötet und der Organismus nicht mehr weiter leben kann. Deshalb haben gesunde Zellen eine Rückkopplung, die ein ungebremstes Wachstum reguliert. Gäbe es diesen Mechanismus nicht, wären wir bald nur Niere oder nur Muskel. Genauso brauchen wir Menschen, damit wir uns nicht wie das Virus alles einverleiben. Was unser Körper noch kann, haben wir in Bezug auf die Natur verloren. Wir brauchen wie unsere Niere oder unsere Beinmuskeln, auch für die Wirtschaft und vor allem den energieverbrauch Begrenzung des Wachstums. Inzwischen wirtschaften wir doch so, dass wir alles Lebendige zum Verschwinden bringen und wir dann am Ende alleine dastehen. Diese Dynamik müssen wir begreifen. Dafür brauchen wir eine andere Deutung des Menschen. Nicht überleben als Individuum, das sich außerhalb der anderen Lebewesen stellt. So ist der Mensch nicht entworfen, vielmehr soll er Gärtner der ganzen Schöpfung sein, und das ohne Glyphosat.  

Corona = Schicksal = Ausrede
Ob Schicksal oder Strafe Gottes: Wer das sagt, stiehlt sich aus der Verantwortung. Corona ist von keiner höheren Macht geschickt. Es ist zwar durch Naturvorgänge entstanden, wir haben aber dafür gesorgt, dass das Virus vom Tier auf den Menschen überspringen und sich dann gleich noch weltweit verbreiten konnte. Hier zum Weiterlesen



Kategorie: Verstehen

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