Von der Friedensbotschaft der Engel lassen sich die Menschen bis heute berühren. Aber wirkt sie über die ersten Januartage hinaus. Herodes hat schon damals weggehört. Welche Strategie schlägt der Papst Leo XIV. vor? Es sind zwei Punkte, die ich so noch nicht gehört habe. Auf die aktuellen „Herodesse“ bezogen ist es das Denken von der Nation her. So lange die eigene Nation vor dem Ganzen, also vor dem globalen Zusammenhang aller Staaten und Menschen rangiert, entstehen immer wieder neue Kriege, militärisch oder mit anderen Waffen. Erst ein globales Bewusstsein, welches über die natürlichen Triebkräfte, sein Territorium zu verteidigen und zu erweitern, hinausgeht., beendet die Tendenz, durch Krieg Vorteile zu gewinnen. Dafür ist kein religiöser Glaube notwendig. Eine sich weltweit ausspannende Vernunft würde die unsinnigen Kriegskosten sinnvolleren Investitionen freigeben. Diese Vernunft brauchen auch die Religionen und noch mehr die Konfessionen, die immer noch Waffen aufeinander richten.
Die Vernunft erfasst das Ganze
Öffnet die Vernunft unseren Blick auf die ganze Menschheit, stellt der zweite Punkt unser Denken nicht auf den Kopf, sondern auf die Füße. Frieden entsteht nämlich nicht, wenn ich das von Anderen erwarte. Denn ich weiß gar nicht, was Friede ist, wenn ich ihn nicht an mir erfahren habe. Erst wenn ich Friede erlebe, weiß ich, wie er uns Menschen mehr entspricht als Kampf. Wir können ohne Aufschub den Kontinent des Friedens erweitern. Je mehr Menschen in den Frieden überwechseln, desto weniger beherrschen Gewaltphantasien die Köpfe. Dazu können wir auf eine Kraft zur Höherentwicklung vertrauen
Die Evolution ist ein Versprechen, das nicht wir Menschen einlösen
Es gibt Entwicklung, nicht nur der Technik und damit der Waffen. Die Evolution hat bereits ein Gehirn entwickelt, in dem Logik und eine anfängliche Vernunft Platz finden. Beide gehören mir ja nicht, noch nicht einmal der ganzen Menschheit. Denn sie sind universeller angelegt als wir Menschen. Wir nutzen schon Teile des Größeren. So gelten die logischen Regeln und damit die Mathematik nicht nur in diesem Kosmos, sondern in jedweder Welt. Schon die griechische Philosophie wie die späten Bücher der jüdischen Bibel beschreiben eine Weisheit, die unter den Menschen Wohnung nimmt. Logik wie Weisheit sind nicht in jedem Kopf anders, denn es gibt nur eine Logik und eine Weisheit, die wir nicht gemacht haben. Evolution heißt dann, in eine größere Weisheit hineinzuwachsen und mit der Logik die Konsequenzen unseres Handelns abzuschätzen. Offensichtlich sind wir noch nicht so entwickelt, dass die Weisheit wirklich bei uns Wohnung genommen hat. Oder woher kommt das Widerstreben, uns auf ein anderes Zusammenleben einzustellen oder einfach nur, mit einem Krieg aufzuhören. Wir werden deshalb weitere Katastrophen hinnehmen müssen. Wir können trotzdem auf Entwicklung setzen. Beispiele dafür sind Naturkatastrophen, in denen der Großteil der Lebewesen untergegangen sind. Nach jedem dieser Einbrüche sind neue, höher entwickelte Lebewesen entstanden. Die letzte große Katastrophe war der Einschlag eines zu großen Meteoriten auf Yukatan. Ihm fielen nicht nur die Saurier zum Opfer. Sie, andere Pflanzen und Tiere kamen nicht zurück, sondern es begann die Epoche der Säugetierer und damit auch unser Hervorgehen aus einer Höherentwicklung. Aber das Neue kam aus den Tieren und Pflanzen, die überlebt hatten. Die Vernunft, die wir für den Frieden brauchen, kommt nicht von anderswoher, sondern muss aus uns erwachsen, so wie es der Papst erklärt.
Das Schreiben des Papstes: „Hin zu einem unbewaffneten und entwaffnenden Frieden“
Eckhard Bieger SJ
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