ruhiges Wasser und auf Abstand, Foto: hinsehen.net E.Bieger

Meinen Charakter überprüfen

Wer bin ich eigentlich? Die Frage kommt hin wieder, wenn ich abends auf den Tag zurückblicke, auf das Gelungene und das, was schief gelaufen ist. Welche besonderen Qualitäten bringe ich ein und welche schwierigen Seiten bringen mich immer wieder in Bedrängnis. Ich muss einen realistischen Blick auf mich selbst gewinnen

Die anderen wissen besser über mich Bescheid.

Um mir nicht etwas vorzumachen oder mich zu überlisten, brauche ich die Reflexion meines Verhaltens. Wenn ich mich abends frage, wie es mir mit dem Tag, den Menschen und den Begegnungen gegangen ist, komme ich mir ein bisschen mehr auf die Spur. Ich kann vielleicht schon einiges erkennen, was mich besonders ausmacht, weshalb Menschen mich mögen aber auch ablehnen. Ich kann sehen, was mir gelingt oder misslingt, was ich wieder mal in den Sand gesetzt habe und warum. Das ist aber nur der eigene, eingeschränkte Blick auf meine Person. Ich brauche auch den Blick der anderen auf mich. Sie können mir sagen, wie sie mich erleben, was für sie hilfreich an mir ist, was aber auch im Umgang mit mir nicht so einfach ist. Nur sie erleben mich. Leider sagen mir die anderen das nicht einfach so. Ich muss sie schon fragen, ich muss es wissen wollen. Wenn ich neugierig darauf bin, womit ich anderen das Leben bereichere sie aber auch bedränge, kann ich das Bild von mir vervollständigen. Der Abgleich mit meiner eigenen Einschätzung und den Wahrnehmungen der anderen ermöglicht mir erst, mich realistisch zu sehen. Das scheint für denjenigen am wenigsten zu gelten, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Die Friedfertigen – Konflikte vermeiden

Ich bin eher ein ruhiger Vertreter, mache keine großen Schwierigkeiten, bin friedlich. Ich komme auch nicht mit einem großen Anspruch daher. Eigentlich soll mein Leben in ruhigen Bahnen laufen. Das tut es auch weitestgehend, weil ich alles vermeide, was zu Unruhe führen könnte. Ich bin auch ein wenig bedächtig, um nicht zu sagen manchmal etwas träge. Dabei habe ich viele Qualitäten. Ich kann zusammenführen, ausgleichen, wäre eigentlich ein geborener Konfliktmanager, weil ich alle Seiten verstehen kann. Ich beziehe selbst meist keinen Standpunkt, denn das würde ja vielleicht polarisieren. Ich müsste mich dann „ins Zeug legen“, um mit zu diskutieren. Das ist mir oft zu anstrengend. Das hat aber die Konsequenz, dass meine anderen Talente gar nicht so zum Zuge kommen, weil ich sie auch nicht unbedingt zeige. Deshalb werde ich auch meistens unterschätzt. Ich bin zwar beliebt, weil ich unkompliziert erscheine, keine großen Probleme mache, aber „mische“ nicht so richtig mit. Das überlasse ich den anderen.

Mein Schatten

Ich mache nicht unbedingt das, was ich jetzt tun müsste. Gerade deshalb führt mich diese Kehrseite meines Charakters ins Scheitern. Ich bin oft zu bequem, mich aufzuraffen, das zu tun, was ansteht. Will ich das ändern, mich entwickeln, muss ich mich mit meiner Sicht der Dinge in die Prozesse einklinken, sie verfolgen, dran bleiben. Ich muss meine Verantwortung deutlicher wahrnehmen. Wenn ich das unterlasse, dann führt das auch dazu, dass ich, obwohl mir nichts verhasster ist als Konflikte, selber in schwere, existentielle Schwierigkeiten geraten kann. Ich habe dann nicht früh genug auf Signale, oder Aufforderungen reagiert, habe die „Dinge“ liegen gelassen. Ein weiterer Schattenpunkt in meinem Charakter ist meine unverbindliche Freundlichkeit, meine Zurückhaltung mich da zu engagieren, wo ich etwas tun könnte. Ich laufe dann so mit. Das kann dazu führen, dass mich die Menschen zwar mögen, aber mich nicht richtig ernst nehmen, meine Kompetenzen nicht abrufen, einfach außen vor lassen, mich übersehen. Da wird dann an mir vorbei entschieden.

Meine Entwicklung – „in die Pötte kommen“

Als Friedfertiger, Bedächtiger muss ich meine Energie entwickeln. Weil ich so friedlich, ruhig und bequem bin, fehlt mir oft der „Drive“. Aber genau diese Energie braucht mein Charakter, um sich zu entfalten, damit meine Qualitäten ins Spiel kommen. Ich brauche auch mehr Interesse für die Schwierigkeiten, die um mich herum entstehen, damit sie mich nicht irgendwann selbst überrollen. Ich muss mich mit meinen Begabungen „draußen“ zeigen, damit andere sehen können, was in mir steckt. Meine Talente des Ausgleichens kann ich da nutzen, wo sich Menschen streiten. Ich kann mit der Ruhe und Gelassenheit meines Charakters hektische Aktionen beeinflussen, zu Ende führen und damit erfolgreich werden. Ich kann mir von der Energie des Charaktermusters des „Erfolgreichen“ etwas aneignen, indem ich meine Projekte mit Kraft, Wille und Stringenz verfolge. Wenn ich meine Energien aktiviere, mich bei meinen eigenen Vorhaben wie bei gemeinsamen Aktionen nicht beirren lasse, bei Schwierigkeiten nicht in Trägheit versinke, kann ich mit meinen Qualitäten den Erfolg mitgestalten.

Genau diejenigen, denen das in die Wiege gelegt ist, die Erfolgreichen auf der einen Seite und die Loyalen, die mitmachen,  beschreibe ich in den nächsten Beiträgen.

Links:

Den eigenen Charakter verstehen 
Mein Charakterhaus verlebendigen 
Kehrseite meiner Stärke 
Ich stolpere über meinen Charakter
 


Kategorie: Verstehen

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