Schwarzrheindorf bei Bonn, Foto: hinsehen.net E.B.

Gott handelt ökologisch

Gott könnte den Klimakollaps abwenden, wenn er die Eigenschaften des Kohlendioxyds änderte. Er könnte auch den Konfessionskrieg zwischen Schiiten und Sunniten beenden, den sich Persien und Saudi-Arabien auf syrischem Boden liefern. Genauso den Krieg zwischen Russen und Ukrainern. Er tut es nicht. Er setzt auf Evolution.

Schlechtes zu korrigieren, vergrößert nur den Schaden

Würde sich die Welt insgesamt verbessern, wenn Gott die physikalischen Gesetze den Notwendigkeiten anpassen würde. Also die Wirkung des Kohlendioxyds so umbauen, dass es keine Hitzewellen mehr gibt. Müsste er wie beim CO2 auch anderswo nachbessern, hätte er nicht die beste aller Welten geschaffen. So hat Leibniz argumentiert. Gott hat allerdings nicht, wie man es im 18. Jahrhundert noch annahm, eine fertige Welt geschaffen, sondern vom Urknall an eine, die sich entwickeln soll. Wir sind Produkt dieser Entwicklung, die schon 13 Milliarden Jahre dauert. Wenn Gott jetzt diese Welt, die sich so lange entwickelt hat, verändern soll, dann würde er nur auf Fehlentwicklungen reagieren, die der Mensch verursacht hat. Aber etwas Gutes zu verändern, weil es geschädigt wurde, würde dieses nur schlechter machen. Man muss zum Guten zurückkehren. Jedoch stellen sich diejenigen, die fordern, dass Gott sich rechtfertigen muss, die vom Menschen verursachten Fehlentwicklungen so hin, als müsse Gott dafür aufkommen. Nicht wir, die wir weiter den CO2-Gehalt der Luft erhöhen, nicht die Amerikaner, die auf Hiroshima und Nagasaki Atombomben abgeworfen haben, nicht die Russen, die ihr Brudervolk zum Todfeind erklärt haben, müssen sich rechtfertigen. Diese Arumentation stimmt doch nicht. Das ist auch eine Antwort auf die Theologen Ottmar Fuchs und Markus Strieth, die Gott vorwerfen, eine unzulängliche Welt geschaffen zu haben, in der Mobbing, Kriege, Klimakollaps vom Menschen herbeigeführt werden können. So wie wir Leitplanken und Airbags konstruieren, hätte Gott die Welt „unfallsicher“ machen müssen. Wird Gott nicht durch die Forderung der Theodizee, er müsse sich für die Übel in der Welt rechtfertigen, zum Ausputzer gemacht, der aufräumen soll, was der Mensch an Missbrauch hinterlassen hat. Es lässt sich zeigen, dass der Mensch sehr viel mehr an Lebesnqualität gewinnt, wenn er sich auf Gottes Schöpfung neu einlässt.

Der Mensch ändert die Welt ins Technische, die sich evolutionär entwickeln sollte

Der Mensch baut, produziert Maschinen, Betonwände und asphaltiert. Er lebt in den Betonwänden und bewegt sich in den Blechkisten in Form von Autos oder Flugzeugen. So wie er konstruiert und in die Natur eingreift, erwartet er das auch von Gott. Gott hat aber keine fertige Welt konstruiert, sondern einen Kosmos sich entwickeln lassen. Trotz der Erkenntnisse über die Entstehung des Weltalls und die Milliarden Schritte der Evolution herrscht unter den Materialisten wie auch unter den meisten Gottgläubigen immer noch eine sehr menschliche Vorstellung, wie Gott handeln sollte. Dabei ist die vom Menschen aus Beton und Metall konstruierte Welt im Umfang bereits größer als die Biomasse der Erdkugel. Diese technisch hergestellte Umwelt braucht aber weiterhin die Pflanzen. Einmal ist der Antrieb der Maschinen und die Bewohnbarkeit der Betonbauten von der Kohle, dem Erdöl, dem Gas abhängig, das Pflanzen und Bäume angesammelt haben. Davon ist ein großer Teil bereits in CO2 verwandelt, so dass es viel mehr Bäume, Bakterien und Pilze bräuchte, die das CO2 aus der Luft wieder herausholen. Unsere Städte bleiben angesichts der Hitzerekorde nicht mit noch mehr Klimaanlage kühl, sondern mit Platanen und Ahornbäumen. Wie sollte Gott da eingreifen, ohne das Zusammenspiel von Pflanzen- und Tierwelt aus dem Gleichgewicht zu bringen. Oder er müsste das technische Gehäuse, das der Mensch um sich gebaut hat und immer mehr perfektioniert, zerstören. Gott müsste sozusagen nachbessernd hinterherlaufen und wieder in Ordnung bringen, was der Mensch verändert hat.  

Aber die Kriege könnte er doch stoppen

Ehe man diese Forderung an Gott richtet, müsste man besser verstehen, wie der Mensch dazu kommt, andere in großer Zahl umzubringen. Nach archäologischen Funde sind die Kriege erst entstanden, als der Mensch sesshaft wurde und man dem anderen Landbesitz wegnehmen konnte. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat auch weltanschauliche Anteile, denn die Ukrainer:innen wollen unter keinen Umständen unter russische Herrschaft gelangen.
Aus der Evolution kann der Tötungstrieb nicht kommen, denn wenn das eine in den Genen verankerte Anlage wäre, hätte die Gattung Mensch nicht überlebt. Das Selektionsprinzip sorgt dafür, dass nur die Tierarten überleben, die Nachkommen zeugen und diese auch großziehen können. Auch wenn Sigmund Freud nach dem Ersten Weltkrieg einen Todestrieb ausgemacht haben will, aus der Biologie kann er nicht kommen. Man kann ihn also nicht Gott als Urheber zuschreiben, auch wenn der Moskauer Patriarch den Bruderkrieg gegen die Ukraine befürwortet.

Gott lässt die Naturkräfte und die Gewissen wirken

Was immer der Mensch konstruiert und aus der Natur entnimmt, Gott ändert an den Naturgesetzen und den durch die Evolution hervorgebrachten Lebewesen nichts. Er garantiert den Fortbestand, wenn der Mensch nicht noch mehr eingreift oder mit Radioaktivität die Lebewesen vernichtet. Ein zusätzlicher Schutz, der auch gegen die rätselhaften Tötungswellen wirkt, ist der im Gewissen vorgegebene ethische Kompass, der jeden Menschen auf Solidarität und gegenseitigen Unterstützung hinlenkt. Zudem kann der Mensch die Erkenntnisse der Physik, der Biologie, der Natur- wie der menschlichen Geschichte auswerten. Dann stößt er auf viele Bedingungen, die sein Leben fördern:

Kräuter erhalten die Gesundheit

Die pharmazeutische Industrie hat mit den synthetisch entwickelten Medikamenten die Natur überholt, indem sie durch Chemie ergänzt, was der Natur zu fehlen scheint. Aber bereits die Impfstoffe wurden nicht synthetisch entwickelt, sondern die Bakterien und Viren wurden so eingesetzt, dass sie das Immunsystem auf sich selbst, die Krankheitserreger, programmierten. Mit Omega3-Fettsäuren und Kurkuma lassen sich die Entzündungsreaktionen steuern, die Ursache für Krebs, Infarkt, Diabetes und auch Alzheimer sind. Es war schon da, was uns gesund erhält.
Die Natur legt nahe, mit ihr im Einklang zu leben. Wir würden unsere Lebensqualität erhöhen, gesünder leben, nicht mehr so viele Ansprüche entwickeln und werden vielleicht sogar friedlicher miteinander.

Pflege und dann erst Konsum

Wenn der Mensch nur eingebettet in die Pflanzenwelt überleben kann, muss seine erste Sorge dem Erhalt seiner Lebensgrundlage dienen. Es ist eigentlich schon seit dem Aufzeigen der Grenzen des Wachstums 1972 durch den Club of Rome unabdingbar, dass der Mensch mit dem, was er vorfindet, erntet, verbaut, schonend umgehen muss. Der Verbrauch wird durch die Vorgabe begrenzt, dass nur das verbraucht werden kann, was nachwächst oder recycelt wird. Es können nur so viele Bäume gefällt werden, wie neue nachwachsen. Gegen dieses Prinzip haben bereits die Römer gehandelt. Die nachfolgenden Generationen haben die verkarsteten Berge in Italien und Kroatien nicht wieder aufgeforstet.

Technik muss auf Natur aufsetzen

Die Gebäude und Blechkisten, die Straßen und Schienenstränge wurden bisher so angelegt, dass den technischen Notwendigkeiten Rechnung getragen wurde. Damit wurde immer mehr Natur aus unserem Leben hinausgedrängt. Der Mensch, der aus der Pflanzen- und Tierwelt hervorgegangen ist, wurde zum Feind und nimmt vielen Pflanzen und Tieren den Lebensraum. Er geht aber weiterhin aus seinen Betonwänden und Blechbüchsen heraus und in die Natur, wenn er sich erholen will.

Den Lebewesen ihren Platz lassen

Das technische Denken geht davon aus, dass die Tiere, die Bäume, „das Unkraut“ vom Menschen beseitigt, zumindest zurückgedrängt werden können. Wenn es aber von Gott so gesehen wird, dass es zur Welt gehört, dann greift der Mensch in eine Sphäre ein, die ihm nicht zur Verfügung gestellt worden ist. Die Katholische Kirche muss dringend ihre Lehre vom Lebensrecht auf die Tierwelt ausbreiten. Jedes Tier genießt auch dieses Recht. Wenn der Mensch sich so vermehrt und die Zahl seiner Nutztiere so vergrößert, dass für die Tiere kein Platz mehr ist, kann das nicht dem Willen Gottes entsprechen. Es braucht auch eine Richtzahl für das Verhältnis Mensch-Bäume. Damit der Lebensgrund des Menschen intakt bleibt, sollte pro Menschenkind drei Bäume bereits wachsen oder gepflanzt werden.  

Kein Abfallproblem mehr

Natur produziert kein Plastik und braucht keine Abfallhalden. Ihre Abfälle entsorgt sie selbst. Auch braucht sie kein Gas noch Atomenergie. Der Heizofen ist genügend weit weg, versorgt jedoch den halben Tag lang alles kostenlos mit Energie. Wenn wir die Energie nutzen, die kostenlos von der Sonne geliefert wird und nur noch Stoffe verwenden, die die Natur entsorgen kann, leben wir besser.

Die Evolution geht weiter

Die Technisierung hat dem Menschen große Fortschritte gebracht. Wir haben inzwischen jedoch so viel Beton verbaut und Maschinen im Einsatz, dass wir die Apparaturen, die Brücken und Gebäude nicht mehr ausreichend warten können. Die Zukunft liegt in den biologischen Systemen. Sie versprechen eine viel höhere Lebensqualität als mit dem Auto im Stau zu stehen oder sich in einen Flugapparat einzuklemmen. Schon der Umstieg auf das Fahrrad lässt spüren, welche Erlebnisqualitäten auf uns warten. Wenn diese Entwicklungen von Gott angestoßen wurden, dann brauchen wir nur das Buch der Natur zu studieren. Es ist ja eine alte Überzeugung, dass man eine Person versteht, wenn man ihre Werke studiert. Dann, so der Stand der Wissenschaft, legt Gott seiner Schöpfung Entwicklung zugrunde und auf diesem Planeten ökologisches Handeln.

Jutta Mügge hat ein ökologisches Noviziat eröffnet hier ihre Einführung „Der Garten als Novizenmeister“


Kategorie: Verstehen

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