Generation Z – ihre vorsichtigen Schritte ins Leben

Sie sind freundlich, still, verhalten und mit ihrer Community 24 Std. online verbunden. Die Generation Z scheint schwer erreichbar zu sein. Wie finden diejenigen ihren Platz in der Erwachsenenwelt, die nach 1995 geboren wurden?

Abgeschirmt von der Erwachsenenwelt

Es scheint, die Generation Z lebt in ihrer eigenen Welt. Sie treibt etwas an, dass es den Generationen davor schwer fällt zu verstehen, wie sie leben und was für sie wirklich wichtig ist. Sie wagen sich erst in eine Ausbildung, in ein Studium  oder eine Anstellung, wenn sie und ihre Community sicher sind, dass dies der richtige Weg ist. Sie müssen diese Sicherheit spüren. Spekulationen und waghalsige Geschäfte stoßen sie eher ab. Vorgesetzte und Leitungen müssen verbindlich und ehrlich sein.

Behütet aufgewachsen

Sie sind geboren in einer Zeit, in der es viele Unsicherheiten gab. Die Finanzkrise, Fukushima und die Zerstörung der Umwelt hat sie in einer angstbesetzten Zeit aufwachsen lassen. Zugleich waren die Eltern immer als Schutzschild da. Sie haben versucht, ihre Kinder vor all diesen Dingen zu schützen und ihnen Steine aus dem Weg geräumt. Die Kinder konnten spüren, dass die Eltern sie beschützen. Ihnen wurden oft Wünsche erfüllt und es gab meistens ausreichend Geld.
Das war zum einen beruhigend, zum anderen wollen sie sich dem Blick aus dem elterlichen Helikopter entziehen, indem sie nicht mehr bei Facebook zu finden waren, sondern mit WhatsApp in ihren Freundeskreis eintauchen, mit Instagram ihre Welt mit Bildern ausstaffieren.
Ihre Schulerfahrungen sind in sich widersprüchlich. Auf der einen Seite gab es gute Noten, eine 2,1 im Abitur schien noch die Gewähr, alles werden zu können. Die Universität zeigt ihnen dann, dass die Note keine Garantie für den Studienerfolg ist. Sie haben im Finden ihrer eigenen Stärken und Fähigkeiten wenig Unterstützung erfahren. Die Eltern haben ihnen bewusst die Freiheit gelassen, auszuprobieren, was sie können. Leider fehlte der Generation Z oft ein Lehrer, ein Mentor oder Eltern, die zu einer Entscheidung geführt haben. Das könnte einer der Gründe sein, warum sie nur schwer abschätzen können, ob sie eine Ausbildung oder ein Studium erfolgreich abschließen. Es dauert dann oft sehr lange, bis sie sich entscheiden.  

Werte, die sie mitbringen

Sie sind von einem dezidierten ökologischen Bewusstsein bestimmt. Lebensmittel, die nicht chemisiert sind, werden erwartet. Wenige besitzen ein eigenes Auto.
Emotional sind sie deshalb leicht zu verunsichern, weil Bindungen in ihrer Umwelt schnell gelöst werden, nicht wenige das Scheitern ihrer Eltern erlebt haben. Deshalb ist Sicherheit in der Beziehung, in der Partnerschaft ein großer Wunsch. Sie leben gerne und lange zu Hause. Sie schätzen die Großeltern und sind bei den Familienfesten anwesend.
Wie jede Genration tragen sie den tiefen Wunsch nach Gelingen in sich, mit dem sie auf eine sehr komplexe Welt mit vielen Möglichkeiten treffen. Wie schon der Generation Y wird ihnen gesagt, dass sich alles im Wandel befindet und für keinen Ausbildungsweg garantiert werden kann, dass das Gelernte auch noch in 10 Jahren eine Berufsausübung trägt.
Kirchlich haben sie mit Erstkommunionvorbereitung, Konfirmations- und Firm-Unterricht Geborgenheit und persönliches Interesse erlebt, jedoch eine Lehrerschaft, die einen Erziehungsauftrag weit von sich gewiesen hat und inzwischen eine Kirche, deren Gemeindestrukturen zerfallen.
Sind die beruflichen Ausbildungsangebote wie das Studium an der Hochschule auf diese Generation abgestimmt?

In der Ausbildung, im Studium

Die Ausgangssituation derjenigen, die sich für eine Ausbildung entscheiden, ist verführerisch. Sie können unter vielen Möglichkeiten wählen und erfahren sich als begehrt. In der Ausbildung angekommen, erleben sie lange, anstrengende Tage, wenig Interesse an der eigenen Person und meist keinen persönlichen Mentor. Sie müssen oft das Handy einschließen und sind nicht mehr mit ihrer Community verbunden. Sie fühlen sich wenig wertgeschätzt und nicht wirklich dazugehörend. Sie wachsen meist in keine echte Beziehung zum Unternehmen, zur Institution und geben nicht selten nach wenigen Monaten auf.
Die Universität verlangt bestimmte Prüfungsleistungen, für die man Creditpoints gut geschrieben bekommt. Sie führen das Leben eines Schülers fort. Lernen auswendig, gezielt auf eine Prüfung hin, ohne wirklich zu studieren, weil es ihnen nie jemand wirklich gezeigt hat, wie man vom Lernen zum Verstehen gelangt. Sie spüren, dass sie nicht alles „verstehen“ und stehen unter enormen Druck. Einige Studierende kompensieren dies mit „Drogen“, die Stress abbauen bzw. leistungsfähiger machen sollen. In den modularisierten Studiengängen sind sie in ihrer intellektuellen und persönlichen Entwicklung nicht gefragt. Es wird Wissen abgefragt, ob die Inhalte verstanden wurden und als Fähigkeiten umgesetzt werden können, ist den Studierenden überlassen. Da die Schule sie bereits so behandelt hat, meinen die meisten Studierenden, es käme allein darauf an, die Prüfungen zu bestehen. Sie selber bezeichnen dieses Lernen als Bulimie, weil nach der Prüfung das nur Auswendig-Gelernte, aber nicht integrierte Wissen sofort vergessen wird.
Erstaunlich ist, dass bei Eltern immer noch das Abitur als der Weg zu einer erfolgreichen Berufskarriere gilt, wo doch 30 Prozent der Studierenden die Universität ohne Abschluss verlassen.

Zugang in den Beruf und in das Erwachsenwerden

Sie rebellieren nicht gegen die Welt, in die sie hineingestellt sind, aber sie wissen nicht, wo ihr Platz sein könnte. Deshalb können sie sich nur schwer verankern und sind schnell auf dem Rückzug, um anderswo das zu finden, was sie suchen. Denn sie sind nicht nur auf der Suche nach Sicherheit, sondern auch nach Sinn. Da das Innenleben der Kirchengemeinden von ihren Großeltern gestaltet wird, suchen sie da nicht nach Antworten. Zumal die vorausgehenden, leistungsorientierten Generationen die Zwanzigjährigen als lebensuntüchtig, wenig verlässlich und kaum belastbar einschätzen.

Dabei braucht diese Generation die auf ihre Person abgestimmte Begleitung. Auch wenn sie vor Verantwortung zurückscheuen, wollen sie ihren Arbeitsplatz selbständig gestalten, suchen sogar Verantwortung. Es gilt die Paradoxie aufzulösen, dass sie nicht gelernt haben sich einzuschätzen. Viele sind nämlich durchaus in der Lage sind, Verantwortung  zu übernehmen, aber trauen es sich nicht zu.

Die Konsequenzen für Ausbilder und Vorgesetzte liegen auf der Hand

  •          ehrliche, wertschätzende Begegnungen ermöglichen
  •          sich auf die Person des jungen Menschen einlassen
  •          auf ihre Fähigkeiten schauen und diese im Gespräch mit ihnen  
             entwickeln
  •          Gelungenes anerkennen und in Schwierigkeiten begleiten

Kategorie: Verstehen

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