Verstehen Hunde, was diese Schlösser bedeuten? Foto: hinsehen.net

Evolution zielt auf Freiheit

Evolution heißt konkret Höherentwicklung. Denn die Entwicklung des Lebens zeigt eine aufsteigende Tendenz. Evolution zielt sogar auf ein selbstbestimmtes Lebewesen. Während Affen auf die Umwelt reagieren, kann der Mensch die Welt verändern. Die Materie kann Bewusstsein entwickeln. Das ist Voraussetzung für Entscheidung, die nicht bloß Reaktion auf ein Widerfahrnis ist, sondern gestaltend in den Lauf der Dinge eingreift.

Evolution wirklich ernst genommen sieht den ganzen Kosmos und insbesondere unseren Planeten in einer dynamischen Entwicklung. Diese Entwicklung ist so weit fortgeschritten, dass ein Lebewesen nicht mehr nur Teil der Natur ist, sondern selbst seine Entwicklung betreibt. Dafür ist Bewusstsein Voraussetzung. Dieses gibt es nicht erst beim Menschen.

Die Sinnfrage bearbeiten

Delphine, Rabenvögel können sich jenseits ihrer Instinkte verhalten. So kann eine Elster im Spiegel erkennen, dass etwas Weißes auf dem Federkleid des Vogels im Spiegel liegt. Sie pickt nicht auf den Spiegel, sondern holt das weiße Etwas von ihrer schwarzen Feder. Bewusstsein ist schon im Spiel, wenn der Hund auf seinen Namensruf reagiert oder Tiereltern ihre Jungen gegen Feinde verteidigen. Jedoch erst der Mensch macht sich von der Natur frei, baut Felder an, errichtet Gebäude, überzieht die Fläche mit Straßen und spinnt über den ganzen Erdball ein elektromagnetisches Informationsnetz. Seine Sprache ist so weit entwickelt, dass er sich selbst zum Thema machen kann, Lebenssituationen auf die Bühne bringt, um damit kontinuierlich die Sinnfrage zu bearbeiten. Er stellt Fragen nach dem Woher, wendet sich an eine übermenschliche Macht und hat sogar die Vorstellung von einem gelungenen Leben. Auch trägt er eine Vorstellung von der Welt mit sich, wie diese sein sollte. Da er selbst mit einer grundlegenden Verbesserung seiner Situation, der condition humaine, immer wieder scheitert, kommt es zu der Idee einer Erlösung, nicht durch den Menschen, sondern durch die höhere Macht, deren Anspruch der Mensch in seinem Gewissen erfährt.

Der Kosmos ist eine Entwicklungsgeschichte

Das alles fing mit dem Urknall an. Dieser ist jetzt bei dem menschlichen Bewusstsein und dem Freiheitshandeln dieses Abkömmlings von Affen, den sogar biologisch kaum etwas vom Affen unterscheidet. Auch der Mensch ist dem Tag-Nacht-Rhythmus mit den unterschiedlichen Bewusstseinszuständen, der Suche nach Nahrung unterworfen und bekommt seinen Nachwuchs nicht anders als die Affen. Das alles ist kontinuierlich aus den Materieteichen und mit der Entwicklungsenergie des Urknalls entstanden. Der Hauptunterschied zum Affen liegt wohl in der Sprachpotenz, mit der das Denken und Reflektieren möglich wurde.

Denken wirkt auf Materie

Es gibt in der Materie, konkret in den Nervenzellen, die Fähigkeit zu einer Innensicht. Bezogen auf Materie folgt das Nervensystem nicht den physikalischen Gesetzen, die die Erde um die Sonne kreisen lassen und auch nicht den chemischen Wechselwirkungen der Moleküle in den Nervenbahnen, sondern das Geflecht der Nervenzellen kann selbst physische Vorgänge auslösen, z.B. den Arm so bewegen, dass ein Stein durch die Luft fliegt. Es gelten zwar weiter die physikalischen Gesetze, die den Stein fliegenlassen, aber die Hebelwirkung des Armes ist nicht physikalisch in Gang gesetzt, sondern aus dem Bewusstsein, das mit einer bestimmten Absicht den Stein wirft. Dieses Bewusstsein schwebt aber nicht irgendwo über dem Arm, sondern ist im Gehirn zu lokalisieren. Es gehört zum Körper. Deshalb muss das physikalische Weltbild erweitert werden. Will die Physik nämlich die Materie voll umfänglich erklären, dann muss sie diese Innenseite, die Bewusstsein ermöglicht, einbeziehen. Zu dieser physikalischen Welt gehören dann auch die Bauten und Straßen, das weltumspannende Informationsnetz wie auch die Inhalte, die über die verschiedenen Medien transportiert werden.

Der Mensch schafft sich eine nicht-physikalische Ordnung

Letztlich geht es um ein biologisch beschreibbares Wesen, das wie die Tiere zwar den physikalischen Gesetzen unterliegt, jedoch selber physikalische Vorgänge auslöst, die nicht wieder nur Folge anderer physikalischer Vorgänge sind. Vor allem der Mensch ist selbst Verursacher von materiellen Vorgängen. Diese Ursache entspringt Überlegungen und Entscheidungen.

Weil der Mensch selbst Ursache ist, kann er nicht gänzlich den physikalischen Größen unterworfen sein. Damit muss er aber moralische und rechtliche Normen schaffen, denen er dann zu folgen hat, soll die Interaktion mit anderen und das Funktionieren der gesellschaftlichen Abläufe gesichert werden. Das Rechtssystem nutzt die Sprachfähigkeit und ist, auch biologisch gesehen, Voraussetzung für das Überleben einer menschlichen Gruppe. Der Raum der Sprache, über den die Menschen interagieren, ist auch der Raum des Rechts. Erstaunlicherweise fühlen sich die Menschen an diese Normen gebunden, obwohl diese nicht einfach in das Bewusstsein hineinwirken, sondern erst wirksam werden, wenn sie verstanden worden und auf konkrete Situationen hin ausgerichtet sind. Das alles ist an den materiellen Körper gebunden. Und es ist von außen beobachtbar. Materie kann also sehr viel mehr als nur funktionieren, sie kann sogar Schuldbewusstsein entwickeln und der Leitidee "Gerechtigkeit" folgen.

Die hier formulierten Überlegungen stützen sich auf die Veröffentlichung von Godehard Brüntrup: "Der Ort des Bewusstseins in der Natur", Basel 2012


Kategorie: Verstehen

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