Ob Allah alleine oder Vater, Sohn und Heiliger Geist, nicht nur unser Beten wird dadurch bestimmt, sondern auch, wie wir die anderen Menschen sehen und unsere Staaten organisieren. Monotheismus, nur ein Gott, hieße ja, dass einer alles bestimmen müsste. Nicht nur Diktatoren sehen das so, sondern auch viele ihrer Volksgenossen. Wenn nicht einer das Sagen hat, so die Befürchtung, fällt das Gemeinwesen auseinander. Die Mehrheit der Russen scheint sich den Staat so vorzustellen. Nicht zuletzt wohl deshalb, weil sie Demokratie immer wieder als Chaos erlebt haben. Die Vorstellung von Gott, leiten wir ab, wie wir die Menschenwelt strukturieren. Ob Gottesglaube oder nicht, wir leben anders dreifaltig als mono. Wir sind nach christlicher Überzeugung, nicht auf Einen hin orientiert. Aber war der Eingottglaube nicht ein Evolutionsschritt der Religion?
Von der Vielgötterei zum Monotheismus
Religion hat sich entwickelt. Als sie jedem Volk einen Gott oder eine Göttin zuordnete und es Götter für das Meer, die Fruchtbarkeit, den Wind und dann auch für die Klugheit und die Liebe gab, war nicht mehr sicher, ob einer das Ganze noch in der Hand hat. Die griechische Philosophie ist zur Erkenntnis gekommen, dass wenn Gott der Allesbestimmer ist, er seine Macht nicht teilen kann. Dann wäre ja Einer oder Eines noch über ihm, der oder das letztlich bestimmt. So haben sowohl die Griechen wie die Germanen über der Götterwelt ein Schicksal gesehen, gegen das die Götter nichts ausrichten konnten. Auf das hat sich nicht nur 2500 Jahre später der deutsche Diktator immer noch berufen. Trotzdem kamen die deutschen Großmachtphantasien nicht von Schicksalsmächten. Sonst hätte der Krieg nicht verloren gehen können.
Monotheismus überwindet den Schicksalsglauben. Er ist auch deshalb eine Höherentwicklung, weil Gott nicht mehr wie Zeus mit seiner Familie auf einem Berg oder Odin in einer großen Burg wohnen. Für die Juden war auch klar, dass Gott nicht Teil der Welt sein kann, wenn er sie geschaffen hat.
Der Monotheismus ist versucht, Gott zu rächen
Wenn in der monotheistischen Vorstellung ein Allmächtiger alleine regiert, dann muss auch einer der Menschen im Auftrag Gottes die Menschenwelt regieren. Wie ein menschlicher Alleinherrscher darf auch Gott nicht beleidigt werden. Gerade das wurde Jesus vorgeworfen. Er wurde wegen Gotteslästerung hingerichtet. Er hatte auf die Frage des Hohenpriesters „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, sag uns: Bist du der Messias, der Sohn Gottes?“ mit Ja geantwortet. Gotteslästerung angesichts eines Mannes, der am Kreuz endet. Aber Mobbing, Folter, Justizmord, Krieg verschwanden nicht aus der Geschichte. Das Kreuz, zuerst Siegeszeichen, wurde mit dem Gekreuzigten zum Kruzifix und so Hoffnungssymbol. Gott lässt die Geschundenen nicht allein. Ein weiteres: Wenn die Gottesvorstellung beim Monotheismus bleibt, entsteht logisch die Theodizeefrage, die Rechtfertigung Gottes angesichts der Übel in der Welt. Denn wenn Gott allmächtig wäre, so wie wir uns ihn vorstellen, kommt es zu der Frage: Warum greift der Allherrscher nicht ein? Er würde wie die menschlichen Alleinherrscher zu einem Diktator. Da der Monotheismus einen starken Gott hinter sich weiß, führt er leichter zum Krieg.
dreifaltig heißt notwendig Friede
Unfrieden entsteht erst, wenn mehrere zusammenleben müssen. Menschen können immer noch nicht ohne Streit, Hass, Krieg zusammenbleiben. Aber wer wäre Gott, wenn er wie ein in sich ruhender Fels vorgestellt wird? Dann wäre er doch nicht auf die Idee gekommen, den Menschen und vorher bereits die höher entwickelten Tiere für ein Zusammenleben zu schaffen. Wenn er im Kampf mit den anderen göttlichen Personen wäre, dann wäre Krieg normal für seine Schöpfung. So schildert die Edda die Welt von Odin und den anderen Göttern. Sie geraten in einen Krieg mit den Riesen und gehen darin unter. Obwohl diese Götter sich in einer riesigen Burg verschanzen mussten, so wie die Ritter, hatte das Schicksal ihren Untergang bestimmt.
Jesus hatte keine Leibgarde und wies Petrus zurecht, als dieser ihn mit dem Schwert verteidigen wollte. Die Friedensbotschaft Jesu wurzelt im Miteinander der göttlichen Personen. Der Geist ist nicht einer, der zum Kampf ruft. Aus der Dreifaltigkeit leitet sich logisch ab, dass von Gott nicht Kampf, sondern Friede kommen muss. Das nimmt auch der Islam für sich ins Anspruch, in seinem strikten Monotheismus Das ist im Monotheismus dieser Religion nicht so klar.
Entwicklung der Christenheit
Religion ist immer noch in Kriege verwickelt, ob zwischen Schiiten und Sunniten, den Buddhisten und den muslimischen Ruhingya in Myanmar, den Orthodoxen in der Osturkaine. In den Ersten Weltkrieg zogen die Soldaten mit der Anrufung Gottes. Der damalige Papst, Benedikt XIV., erkannte, dass er in seinem Amt nicht mehr für eine der Seiten Partei ergreifen darf. Noch länger dauerte es, bis Johannes XXIII. sich nicht mehr als einsamer Monarch verhielt und Paul VI. sich nicht mehr auf der sedia gestatoria in den Petersdom tragen ließ. Der Papst versteht sich seit dem letzen Konzil nicht mehr als Monarch seiner Kirche, sondern als derjenige, der in Kommunikation mit den Bischöfen die Kirche zusammenhalten muss.
Die Demokratie als Regierungsform hat sich von Anfang an deutlich von der Einzelherrschaft abgesetzt. Denn das Entscheidende der Demokratie ist nicht die immer größere Machtkonzentration in einer Hand, sondern die Balance of Power. Die Verfassung der USA wendet sich gegen das Königtum des englischen Mutterlandes, in dem der König allein bestimmte und das Parlament nur über die Bereitstellung der Finanzen Entscheidungen beeinflussen konnte. In der Balance der Machtausübung sind Parlament, Regierungschef und Oberstes Gericht jeweils voneinander unabhängig.
Der Überblick zeigt: Nicht nur Staaten, sondern auch die Religionen sind noch lange nicht da, wo sie selbst nicht nur tolerant gegenüber den anderen, sondern zum Frieden geworden sind. Gott hat keinen Streit mit den unbeugsamen Menschen angefangen.
Links zu dem Festkreis um Pfingsten:
Himmelfahrt im Licht der Relativitätstheorie
Pfingsten – der Geist gehört allen
Der Geist, der leben lässt
Vom Geist umhüllt
Dreifaltigkeit – es kann nicht größer von Gott gedacht werden
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