Die Fußballgöttin: gerecht und nicht bestechlich

Die Spieler wie die Zuschauer wollen Gerechtigkeit. Schon deshalb braucht es eine ordnende Hand. Diese darf nicht bestechlich sein. Die Fußballgöttin sorgt in den letzten Jahren dafür, dass alle Kontinente mitspielen dürfen.

Wenn viele Favoriten frühzeitig aus dem Turnier ausscheiden, dann sind es nicht die Trainer und Spieler alleine, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Es muß noch eine andere Hand im Spiel gewesen sein.Offensichtlich sorgt die Fußballgöttin nur unzureichend für Gerechtigkeit. Augenfällige Tore werden nicht anerkannt und Spieler zu hart bestraft. Sie kann den Spielen aber auch eine besondere Bedeutung geben. So bei der jetzigen Europameisterschaft Georgien. Es spielte auf einmal auf der europäischen Bühne eine Rolle, die man dem Land nicht zugetraut hatte.

Die Fußballgöttin lässt alle Kontinente mitspielen

Auf jeden Fall ist der Fußballgöttin nicht mehr nur der Gottin der Europäer und Südamerikaner, sondern auch der Afrikaner und Asiaten. Sie spielen sogar mit, wenn sie die Staatsbürger eines europäischen Landes geworden sind oder dort geboten wurden.
Vielleicht führt sie doch eine Gerechtigkeit herbei, die im Verlauf eines Turniers nicht erkennbar wird. Denn wenn auch diese Europameisterschaft dazu führt, dass mit jeder weiteren Runde Mannschaften vom Spiel ausgeschlossen werden und am Ende nur der Sieger übrigbleibt, endgültig ausgeschlossen wird keine Nation. Alle vier Jahre ist die Bühne wieder für alle offen. Die Fußballgöttin wird die Chancen dann neu verteilen.

Das goldene Kalb

Der Fußball lebt davon, dass eine Mannschaft siegt und die andere verliert. Das könnte wie im Kapitalismus darauf hinauslaufen, dass der eine immer stärker und damit reicher wird und die anderen immer seltener siegen, weil der Reichere sie an die Wand drückt. Das geht auch ganz einfach. Wer mehr Geld hat, kann die besten Spieler der Konkurrenten kaufen. Aber je mehr Geld in den Fußball fließt, desto deutlicher bilden sich auch in ihm die Gesetzte des Wirtschaftslebens ab. Von seinen Ursprüngen her ist der Fußball aber keine Religion, die das Geld verehrt. Er hat ein Geheimnis, an dem Sieger wie Besiegte teilnehmen. Er bringt den Ball und damit die menschliche Existenz in eine andere Welt. Wenn der Ball die Torlinie passiert hat, dann ist er in dieser anderen Welt und kann nicht mehr zurückgeholt werden. Er gehört dann einer höheren Macht. Würde der Fußball das Geld verehren, müsste wie in der Bibel ein goldenes Kalb zur Siegerehrung auf den Rasen gebracht werden. Aber die Mannschaften erhalten einen Kelch oder eine Schale, die auch in religiösen Riten eine Rolle spielen.

Nicht nur die Sieger werden bejubelt

Eine Mannschaft, die zu oft siegt und auf die Meisterschaft abonniert zu sein scheint, wird immer weniger bejubelt, sondern die Mannschaften, denen es gelingt, den zu schlagen, der einfach zu häufig siegt. Es ist eine Art Gerechtigkeitssinn, der dem Fußball zueigen ist. Dieser entspringt aus der Logik des Wettkampfes. Denn Wettkämpfe machen nur Sinn, wenn der Sieger nicht von vorneherein feststeht. Gibt es sozusagen ein Abonnement auf die Meisterschaft, verliert der Fußball seine magische Dimension, die höhere Macht kann den Ball nicht mehr lenken, sie wird entmachtet und damit verliert das Spiel seinen Reiz.

Links zur Fußball-Liturgie:
Fußball: Wallfahrt und heiliger Raum
Fußballgöttin und Patron der Fußballer und Fußballerinnen
Glücksmomente und Niedergeschlagenheit

 

 

 


Kategorie: Verstehen

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