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Der Sabbat ist für den Menschen

Sonntag ist Gottes-Dienst. Deshalb war das über Jahrhunderte Pflicht, denn Gott schulden wir Dank und Lob. Die meisten Christen in unseren Breiten verstehen den Gottesdienst inzwischen nicht mehr als Pflicht. Sie können sich auf Jesus berufen, der die rituelle Überfrachtung des jüdischen Sabbats ablehnte. Was steckt aber in dem Recht auf den 7. Tag.

Der freie Tag ist inzwischen ein Menschenrecht. Wir brauchen nicht erst nach 9, sondern nach 6 Tagen diesen Ruhetag. Das blieb auch im Kommunismus o, obwohl die Französische Revolution bereits eine 9-Tage-Woche verfügt hatte. Die Produktivität unserer Industrie wie der Landwirtschaft erlaubt es sogar, Freitagmittag schon ins Wochenende aufzubrechen. Die wenigsten müssen noch Vieh versorgen. Trotzdem fängt uns das Erledigen auch am Sonntag ein:

WhatsApp, Mail, Facebook ….
Wir sind inzwischen so von den digitalen Medien umhüllt, dass wir ihnen auch am Sonntag nicht entkommen können. Sind wir doch erreichbar und erwarten viele Absender, dass ihre Mail zeitnah beantwortet wird. Es gibt dann auf den Geräten auch Tonsignale, die uns zum Reagieren treiben. Natürlich fangen auch wir an, am Sonntag schon etwas zu erledigen, weil die Leute besser erreichbar sind, wir die Woche besser bewältigen, wenn wir am Montag nicht noch bearbeiten, was am Wochenende liegen geblieben ist. Schon sind wir eingespannt, wie Zugtiere, die den Pflug weiterziehen sollen.

Würde des Sonntags, Würde des Menschen

Auch wer der Pflicht zum sonntäglichen Gottesdienstbesuch folgt, hat den Sonntag noch nicht geheiligt. Er soll auch innerliche zur Ruhe kommen, um so das ganze Werk anschauen zu können. Die ursprüngliche Idee des 7. Tages war nämlich, dass der Mensch an dem Ruhetag Gottes partizipiert, denn nach sechs Tagen war das Werk vollbracht. Der Mensch soll es fortsetzen – im Sechstagerhythmus. Wie Gott soll er auf das getane Werk der Woche schauen, die Früchte seiner Arbeit genießen. Noch mehr: Er soll ich seiner Stellung bewusst werden. Denn nach den ersten Kapiteln der Bibel steht er für Gott in der Schöpfung, er vertritt sogar Gott gegenüber den Geschöpfen. Das ist auch mit der Aussage im ersten Kapitel der Bibel gemeint: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“

Der Blick auf das Ganze

Der Auftrag des Menschen für die ganze Schöpfung braucht diesen weiten Blick. Dieser ist nicht nur einigen vorbehalten, die viel studiert haben. Deshalb soll jeder sich am Sonntag mit dem Ganzen beschäftigen. Auf Grund der Forschungsergebnisse der verschiedenen Wissenschaften können wir das heute viel gründlicher als frühere Generationen. An dem alten Text wird uns allerdings deutlich, dass es nicht erst der Wissenschaften bedurfte, damit der Mensch sich denn Blick auf das Ganze erarbeitet. Das lässt auch die Aussage Jesu tiefer verstehen, die im 2. Kapitel bei Markus festgehalten ist: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“  Der Mensch braucht den Sabbat, um sich seiner Stellung in der Welt bewusst zu werden, ehe er wieder von Klein-Klein der Erledigungen eingeengt wird. Den Sonntag schuldet er seiner herausragenden Stellung im Ganzen, dem wohl einzigen Lebewesen, dass den ganzen Kosmos überschaut, die Geschichte erinnert, bis in die Tiefen des Lebendigen und der Materie vordringt.
Was er im wissenschaftlichen Zeitalter darüber vergessen hat: Er ist zum Hüter des Gartens Eden bestellt. Das gibt dem Sonntag heute einen anderen Akzent als früher das Recht auf Arbeitsruhe.


Kategorie: Verstehen

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