Kinder werden durch Geschenke zum Strahlen gebracht. Aber wenn Geschenke, dann brachten diese doch der Nikolaus oder in Spanien die Drei Könige. Die brachten Gold. Was sind dagegen die Geschenke, die man kaufen kann? Ein weiteres:
Sind die Gottesdienste in der Nacht etwas für kleine Kinder? Diese können auch noch nichts mit der Sonnenwende anfangen. Denn auf den damaligen Tag der Wintersonnenwende hat man das Geburtsfest des Erlösers gelegt, um das römische Staatsfest des "sol invictus", des unbesiegbaren Sonnengottes, umzudeuten. Das ältere Weihnachtsfest war sowieso das der "Erscheinung" am 6. Januar, das bis zur Übernahme der römischen Liturgie durch Karl d.Gr. im damaligen Frankenreich gefeiert wurde. Erscheinung, also das Zeugnis der Sterndeuter über den Messias, die Taufe Jesu mit der himmlischen Stimme "Dieser ist mein geliebter Sohn", das Weinwunder von Kana lassen aufleuchten, was für ein Kind die Bühne der Weltgeschichte betreten hat. Heute ersetzt der Besuch des Weihnachtsmarktes den des Gottesdienstes. Was allerdings gut ist: Diese Märkte holen das Fest aus der Intimität des Wohnzimmers, denn damit fing die Dekonstruktion des Festes an.
Weihnachten als häusliches Familienfest
Es ist eine deutsche Erfindung, das Zentrum eines religiösen Festes aus dem Kirchenraum in das Wohnzimmer der Kleinfamilie zu verlegen. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundert. Ihre Kinder beschenken konnten allerdings nur die begüterten Familien. Die Kinder der Armen mussten sich ihre Geschenke erbetteln. Das ist im Rheinland noch an Martin der Fall. Wie in den verschiedenen Heischebräuchen erkennbar, ist es nicht Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu beschenken. Es sind die Paten, denen diese Aufgabe zukommt. Dafür war aber der Nikolaustag und nicht Weihnachten der Termin. Aufgabe der Eltern war ein Dankeschön an die Paten. Das würde an Neujahr überreicht, heute erhalten es noch die Leute von der Müllabfuhr.
Vom Nikolaus zum Christkind als Gabenbringer
In Holland verlagert sich zwar der Geschenktermin auch zunehmend auf den 24., jedoch ist das mittelalterliche Brauchtum noch lebendig, die Kinder am Fest ihres Schutzpatrons zu beschenken. Diese Schutzfunktion des Heiligen aus Myra ist zudem höchst aktuell. Denn die Goldstücke, die er den drei Schwestern durchs Fenster warf, bewahrte sie vor der Tempelprostitution. Der verarmte Vater konnte ihnen mit den Goldstücken die Aussteuer und damit erst eine Heirat ermöglichen. Dass Holland nicht das Christkind einführte, geht auf die dortige Leitfigur der Reformation, auf Johannes Calvin zurück. In Deutschland ist die Reformation durch Luther geprägt. Dieser hat den christlichen Festkalender zwar beibehalten. Sogar die Kalenderreform des Papstes Gregor im Jahr 1582 wurde von den protestantischen Fürstentümern im Laufe der Jahrzehnte übernommen. Einiges änderte Luther allerdings, das bis heute prägend ist. So sind evangelische Kirchen meist deshalb verschlossen, weil Luther die Verehrung der im Sakramentshäuschen aufbewahrten Eucharistie, der Reliquien und der Heiligenbilder unterbinden wollte. Ähnlich setzte er das Christkind an die Stelle des Geschenkebringers Nikolaus. Dieses Christkind scheint nicht das Jesuskind zu sein, sondern eine erfundene Figur, die in ihrem Profil zur Zeit Luthers noch unbestimmt schien. Dass sich dann Weihnachten als Fest in den Wohnungen und nicht vorrangig in der Kirche zum Tag der Bescherung in Norddeutschland entwickelte, ist naheliegend. In der Kirche würde das Geschenkeauspacken die Einkommensunterschiede öffentlich demonstrieren. In katholische geprägten Regionen gab es die von Franz von Assisi entwickelte Weihnachtskrippe. Die stand aber in der Kirche und erreichte erst im 20. Jahrhundert die Wohnzimmer. Zu fragen ist, warum die Geschenke nicht wie z.B. die Eier an Ostern nicht gesegnet werden? Aber inzwischen gibt ja Weihnachten auf dem Marktplatz.
Die Märkte waren keine Weihnachtsmärkte
Im Dezember, allerdings schon im November, gibt es die Tradition der Märkte. Sie dienten dem Verkauf der Ernteerträge, auch von Wein und Spezereien. Diese Märkte beginnen bereits im November und wurden mit Heiligenfesten verknüpft, so mit dem Martinstag am 11. November. Dieser Termin ist eigentlich der Abschluss des landwirtschaftlichen Jahres, Knechte und Mägde wechselten zu diesem Tag ihren Arbeitgeber. Wegen des Gedächtnistages am 25. November sind mit dem Namen der ägyptischen Katharina viele Märkte verbunden. Der älteste Markt urkundlich erwähnte Markt, der nur eintägig stattfand, ist der Nikolaustag 1310 in München. Allerdings haben sich viele dieser Märkte vom Gedenktag der Heiligen gelöst. Zuerst wohl in Nürnberg blieben diese Märkte nicht auf einen oder wenige Tage begrenzt, so dass sie Besucher von weither anzogen. Dadurch wurde dieser Christkindlesmarkt weltweit bekannt und zieht viele Touristen an, bis dann andere Städte das Vorbild "abkupferten". Man unterlegte die Märkte mit dem Weihnachtsschimmer, stellte in irgendeiner Ecke eine Krippe. Die Märkte enden meist vor dem 24., die Weihnachtsgottesdienste sind damit faktisch zum Ausklang der Weihnachtszeit geworden. Diese Märkte vermitteln mit ihren Gerüchen, den Leckereien und dem Glühwein ein heimeliges Gefühl, was allerdings wegen des Klimawandels auch nicht mehr so richtig zur Wirkung kommt. Eines haben diese Märkte erreicht. Da sie nicht für Kinder inszeniert werden, wirken sie der Verkindlichung entgegen, die den Weltenretter zum Jesuskind verkleinert. Weihnachten hat schon viele Wandlungen erfahren. Auf eine sei noch hingewiesen, weil sie erst im 20. Jahrhundert propagiert wurde.
Der Tannenbaum und die Sonnenwende
Die Ursprungsidee des römischen Weihnachtsfestes half einem deutschen völkischen Geist, das Weihnachtsfest als ursprünglich germanische Sonnenwendfeier vom Kind in der Krippe zu lösen. und dafür den Weihnachtsbaum als Beweis heranzuziehen. Tatsächlich ist Weihnachten in Rom erfunden worden. Die römischen Christen besetzten ein erst 274 eingeführtes Fest des "Unbesiegbaren Sonnengottes" mit einem christlichen Inhalt. Das war aber erst Mitte des 4. Jahrhunderts. Der Tannenbaum taucht erst im 13. Jahrhundert im Elsass auf, nicht in einer Familie, sondern in einem Gesindezimmer, was die frühe Tradition der Weihnachtsessen zeigt, die den Angestellten ausgerichtet wurden.
Weihnachten neu formen
Anders als die Kartage und Ostern hat Weihnachten verschiedene Ausformungen erfahren und ist inzwischen seines Kerns beraubt worden. Die Christen können ihrem Fest eine neue Gestalt geben. Anfangen könnte man bei den Geschenken. Diese darf man den Eltern aus der Hand nehmen. Sie haben ja den Kindern schon das Leben geschenkt und hegen und pflegen dieses Leben. Deshalb könnten die christlichen Gemeinden die Eltern entlasten. Dafür sollte man nicht auf einen päpstlichen Erlass warten, sondern einfach mehr Verantwortung für die Kinder übernehmen und Weihnachten mit einem Dank an die Eltern verbinden, vor allem, wenn diese "alleinerziehend" sind. Dann gilt es, die Kirchen wieder zum Hauptort des Festes zu machen. Für weitere Gestaltungsideen gibt die Geschichte des Brauchtums weitere Anregungen.
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