Mailand-bewachsener Beton Foto:Raffaelle Faverzani, Pixabay

Zukunft: nur mit einem anderen Fortschritt

Der Ukrainekrieg hat den bisherigen Fortschritt ins 21. Jahrhundert auf Rückwärtsgang gestellt. Dass solch ein Krieg in Europa noch möglich ist, beschert uns eine Zukunft mit Aufrüstung. Aber es gibt noch andere Zukunft, jedoch nur mit neuen Konzepten.

Zumindest ist das bisherige „Mehr“ illusorisch geworden. Weniger verfügbares Geld, weniger Reisen, weniger Flüge. Das haben die Ukrainer nach der Annexion der Krim und des Donbass' bereits hinnehmen müssen. Der Warenaustausch mit Russland, 60% des Außenhandels, fiel damals weg und wurde durch Europa nicht ausgeglichen. Der eigene Garten wurde für das Überleben unabdingbar. Wir können von ihnen lernen, mit 200 Euro monatlich zu überleben.

Wir brauchen eine neue Zukunft

Was jetzt durch Krieg und Inflation ganz nahe gerückt ist, wäre durch das zu viele CO2 sowieso gekommen. Der trockene Sommer signalisiert, dass der Klimakollaps schneller unser Leben ändern wird, als die Berechnungen der Klimaforscher uns bisher Zeit gegeben hatten. Der notwendige Wandel unseres Lebensstils ist nicht mehr aufzuschieben. Fortschritt kann nicht mehr heißen: schnellere Autos, intensivere Landwirtschaft, mehr Bürotürme, bessere Straßen, mehr Flugverbindungen. Aber das heißt nicht Absage an  Fortschritt:

Die Evolution verkraftet starke Einbrüche

In den nun schon 3,5 Milliarden Jahren, in denen sich das Leben auf diesem Planeten immer weiter entwickelt, ist wieder einmal "smart" angesagt. Es gab schon einmal einen Einbruch, als die Saurier zu groß für diese Erde geworden waren. Sie überlebten die Folgen eines Meteoriteneinschlags vor 65 Millionen Jahren nicht. Auch unser verbauter Beton, die Menge und Größe der Autos, unser Wasserverbrauch sind zu viel. Die Ackerkrume reicht nicht mehr, wenn wir uns weiter vermehren und dabei noch an Gewicht zunehmen. Für mehr Menschen braucht es zusätzlichen Wohnraum, Schulen, Krankenhäuser und bei mehr Autos auch mehr Straßen. Das wird nicht mehr möglich sein. Aber damals, als die Tierwelt nicht mehr auf den Planeten passte, ging es weiter, und es ging auf einmal sehr viel kleiner. Leben braucht nicht die tonnenschwere Größe der Saurier. Statt eines SUV reicht auch ein Smart.

Bauen wir uns eine lebenswertere Zukunft

60% der Bevölkerung sollen übergewichtig sein. Dabei ist ein schlankes Leben sehr viel erfreulicher. Wenn wir gesünder leben, macht das dann auch das Altern sehr viel leichter. Fahren wir also weniger mit dem Auto und gehen in den nahegelegenen Wald. Investieren wir in Bäume. Wenn jeder Mensch sich um drei Bäume kümmert und auf seinem Balkon Kräuter zieht, gewinnt er mehr inneren Frieden, als wenn er für einen Kurzurlaub im Stau steht. Das Leben um mich herum hegen bringt mehr Lebensqualität als in "unberührte“ Landschaften zu fahren, zu fliegen, um der Hitze in den Betonbauten zu entkommen. Machen wir unsere Häuser und Straßen lebenswerter. Das geht mit gelebter Nachbarschaft und Genossenschaften.

Nicht den Nachbarn entfliehen

Diesen hier skizzierten Zuwachs an Lebensqualität können wir leicht hinbekommen - wenn die anderen mitmachen. Uns treibt es weniger in die Ferne, wenn wir hier gerne mit anderen zusammen sind. Es lohnt sich, die Zeit, die wir im Stau stehen, in die Nachbarschaft zu investieren. Wenn wir uns reihum einladen, dann steigert das unsere Lebensqualität. Wir müssen der Nachbarschaft eine Struktur geben, damit sie in Krisen und Konflikten nicht auseinanderfällt. Dazu vier Anregungen

  1. Regelmäßige Treffen
    In Afrika ist die Katholische Kirche in Nachbarschaften organisiert. Diese treffen sich während der Woche - ohne den Pfarrer. Diese Gruppen brauchen wie die Vereine eine gewählte und damit autorisierte Leitung.
  2. Vereine und Genossenschaften
    Wie die Schrebergärtner:innen etwas gemeinsam auf die Beine stellen, so auch Kommunen und Nachbarschaften für die Energieversorgung, die Versorgung mit Gemüse und Obst aus dem Nahbereich. Wer einen Garten hat, kann oft Gemüse und Obst abgeben. Dafür braucht es nur Tauschbörsen. Die lohnen sich vor allem, um Samen und Setzlinge zu tauschen.
  3. Plätze für Treffen
    Bei den Kirchen gibt es meist Platz, der zu einem Treffpunkt ausgebaut werden kann. Oft werden da nur Autos abgestellt. Auch kann man in den zu großen Kirchen einen Raum abteilen, wo sich Menschen treffen können.
  4. Non-Profit-Unternehmen
    Deutschland hat mit Genossenschaften sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie federn das kapitalistische Wirtschaftssystem ab. Benedikt XVI. hat in seiner Sozialenzyklika das Prinzip aufgestellt, dass es genügend Non-profit-Unternehmen geben muss, damit nicht ein erhitzter Aktienmarkt oder ein Immobilienboom die Wirtschaft kollabieren lassen.

Es gibt viel Fortschrittspotential. Wir sollten es ausschöpfen. Dafür braucht es den Willen zu mehr Lebensqualität und weniger Frustrationstoleranz, wenn wir im Stau stehen, der Zug liegenbleibt, das Einschecken zur Qual wird. Warum halten wir das immer noch aus, wohlwissend, dass alles nicht besser, wohl aber teurer wird.

Links:
Kalifornien muss schon länger mit der Trockenheit fertig werden. Ein Film zur aktuellen Situation und den bisher gelungenen Anpassungen findet sich in der Arte-Mediathek: Metamorphosen

Die Päpste sind up-to-date
Laudato si von Franziskus Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Caritas in Veritate von Benedikt XVI. hat in der Nummern 37-39 und 46 Hinweise, dass es Non-profit-Unternehmen geben muss und wie verantwortungsvolles Wirtschaften Teil der Unternehmensführung sein muss.
Nr.47ff geht auf die Umweltthematik ein.

Bei hinsehen.net sind erste Beiträge für das Natur-Noviziat zu finden
Gott handelt ökologisch

Der Garten als Novizenmeister

Mehr zu Garten: Garten – fließendes Leben


Kategorie: Verstehen

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