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Weihnachten und sein Stress

(explizit.net) Weihnachten könnte so schön sein, wenn es am 6. Januar gefeiert würde. Wie in Italien und Spanien würden dann erst die Geschenke überreicht. Der Jahreswechsel wäre überstanden und man hätte noch die letzte Dezemberwoche gehabt, um alles abzuschließen. In den ersten Januartagen hätte man dann die Geschenke gekauft. Das hätte gleich für einen guten Start des Einzelhandels gesorgt. Die Leute würden auch mehr Geld ausgeben, denn sie hätten das Jahr noch vor sich, um etwaige Überziehungskredite zurückzuzahlen. Stattdessen mehr Herzinfarkte und Familienstreit, weil alle außer Atem das viel zu früh situierte Weihnachten erreichen mussten.

(explizit.net) Weihnachten könnte so schön sein, wenn es am 6. Januar gefeiert würde. Wie in Italien und Spanien würden dann erst die Geschenke überreicht. Der Jahreswechsel wäre überstanden und man hätte noch die letzte Dezemberwoche gehabt, um alles abzuschließen. In den ersten Januartagen hätte man dann die Geschenke gekauft. Das hätte gleich für einen guten Start des Einzelhandels gesorgt. Die Leute würden auch mehr Geld ausgeben, denn sie hätten das Jahr noch vor sich, um etwaige Überziehungskredite zurückzuzahlen. Stattdessen mehr Herzinfarkte und Familienstreit, weil alle außer Atem das viel zu früh situierte Weihnachten erreichen mussten.

Dass Weihnachten so ein vertracktes Fest ist und man aus der Zwickmühle nicht herauskommt, liegt an Rom. Zuerst waren es die Römer, 400 Jahre später die Römische Kirche und dann die Erfindung der Weihnachtsgeschenke, die Weihnachten zu einer Tortur machen können. Das Hauptproblem ist die zeitliche Nähe von Weihnachten und Neujahr.

Das Jahr fängt eigentlich im Frühjahr an

In allen Kulturen um das Mittelmeer herum liegt der Jahresbeginn nicht mitten im Winter, sondern meist im März, auf jeden Fall am Ende des Winters. Das gilt eigentlich auch für unseren Kalender. Denn den September nennen wir den siebten Monat, von septem, - im Lateinischen die Sieben. Oktober ist nicht der 10. sondern der Achte, November der Neunte und Dezember der Zehnte und nicht der Zwölfte. Das war die alte Kalenderordnung.

Im Jahr 153 v. Chr. jedoch wurde in Rom der Jahresbeginn vom März auf den Januar vorgezogen, weil am 1. Januar die Konsuln in ihr Amt eingesetzt wurden. Das wäre nicht so bedeutsam, wäre der 6. Januar das Weihnachtsfest geblieben.

Die Wintersonnenwende als Geburtsfest Jesu

Es dauerte 400 Jahre, bis man in Rom den Tag der Wintersonnenwende, damals der 25. Dezember, zum Fest der Geburt Christi machte. 274 n. Chr. hatte ein Kaiser auf diesen Tag das Fest des unbesiegbaren Sonnengottes gelegt. Als die Christen dann 313 die Religionsfreiheit erhielten, begannen sie, die Feste der römischen Götter umzufunktionieren, indem sie z.B. den Todestag des Heiligen mit dem Datum eines römischen Festes zusammenführten. So wurde eine alte Flurprozession, die von den Römern zur Abwehr von Pflanzenkrankheiten gehalten wurde und auf dem 25. April lag, unter das Patronat des hl. Markus gestellt, dessen Gedenktag zufällig auf den 25. April fällt. Für das Jahr 336 ist bezeugt, dass die Christen am 25.12. die Geburt Christi feierten. Sie wollten damit erreichen, dass Christus als die wahre Sonne erkannt wird, seine Auferstehung war schon mit der aufgehenden Sonne in Verbindung gebracht worden. Deshalb sind die meisten Kirchen nach Osten ausgerichtet. Ein weiteres Motiv kam hinzu. Das Wort des Täufers, das im Johannesevangelium überliefert ist, kann das Datum bestätigen. Im Kap. 3,28 sagt Johannes der Täufer über Jesus: "Ihr selbst könnt mir bezeugen, dass ich gesagt habe: "Ich bin nicht der Messias, sondern nur ein Gesandter, der ihm vorausgeht ... Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden." Da nach Lukas 1,26 zwischen der Geburt des Täufers und der des Sohnes Marias 6 Monate liegen, konnte das Wort vom Zunehmen bzw. Abnehmen auf die Sonne bezogen werden. Nach dem Fest des Täufers nimmt die Sonne ab, nach dem Fest der Geburt Christi nimmt die Sonne zu.Wenn nun die Geburt des Johannes bereits am Tag der Sommersonnenwende gefeiert wurde, war es nur ein kleiner Schritt, den 25. Dezember aus den Bibeltexten als den Geburtstag Jesu zu identifizieren. Das überzeugte auch den christlichen Osten. Dort war, von Alexandrien ausgehend, der 6. Januar als Fest der Erscheinung Jesu, an dem er sich den durch die drei Weisen vertretenen Völkern gegenüber als der Messias zeigt, zum Hauptweihnachtsfest geworden. 381 übernahm das Konzil von Konstantinopel den 25. Dezember als zweites Weihnachtsfest auch für den Osten.

Während der 25. Dezember in Konstantinopel schon 380 gefeiert wurde, blieb die gallische Kirche, also Frankreich, beim 6. Dezember als Hauptweihnachtsfest. Ein Überbleibsel ist der 11. November als Beginn des Karnevals. Zählt man vom 6. Januar 40 Tage rückwärts, kommt man zu diesem Novembertag. Parallel zu Ostern hatte auch Weihnachten eine 40-tägige Vorbereitungszeit, der auch ein Karneval vorgeschaltet war. Papst Gregor I., der von 590 bis 604Papst war, hat die 40 Tage auf die vier Adventswochen reduziert. Bis aber dann der 25. Dezember für das Frankenreich zum Weihnachtsfest wurde, vergingen noch einmal mehr als 200 Jahre, bis der 25.12. in unseren Landen verbindlich wurde. Obwohl der Frankenkönig Chlodwig sich am 25. Dezember 498 taufen ließ und Karl d.Gr. am Weihnachtsfest 800 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, legte erst 831 die Synode von Mainz den 25. Dezember als Weihnachtstermin fest. Dann dauerte es allerdings noch einmal mehr als 1.000 Jahre, bis die Terminnähe von Weihnachten und Neujahr den Stress so richtig hochschraubte.

Eigentlich bringen die Drei Könige erst die Geschenke

Weihnachten liegt genau eine Woche vor dem Jahresende. Da müssen dann nicht nur alle Geschenke eingekauft sein, sondern auch der Jahresabschluss. Manches, was das Jahr über liegen geblieben ist, muss noch schnell in Ordnung gebracht werden. Dass man das ganze auch entzerren kann, zeigen Italien und Spanien und auch die Niederlande. Denn Geschenke für die Kinder bringt eigentlich der Nikolaus. Er hatte drei Mädchen, um unbemerkt zu bleiben, nachts Goldkugeln durch das Fenster geworfen. Im Rheinland gibt es den sog. Einlegebrauch, d.h. die Kinder bekommen, während sie schlafen, etwas in die Schuhe, die sie herausgestellt haben, gelegt. In Holland wird daher am Nikolaustag geschenkt. Allerdings setzt sich auch in diesem Land der Einkaufsboom zum 25. durch. Die anderen Schenkenden sind die Drei Könige. Vor allem in Spanien ist der 6. Januar der Geschenketag.

Die Christen könnten sich dem Zwang entziehen

Es ist deutlich: die Herzinfarkte an Weihnachten sind keine notwendige Folge des christlichen Festes, sondern eine deutsche Besonderheit. Denn was wir in Deutschland als Zwang erleben, nämlich jedem etwas schenken zu müssen, folgt nicht aus dem Festtagsgedanken. Sich zu Weihnachten zu beschenken, ist eine Idee, die erst im 19. Jahrhundert entstand. Eigentlich haben nur die Kinder Anspruch auf Geschenke. Verpflichtet zum Schenken sind die Paten. Diese erhielten dafür von den Eltern am 1. Januar ein Gegengeschenk – was sich in dem Geschenk an die Müllmänner noch erhalten hat.

Die Christen könnten sich dem Zwang entziehen und helfen, den Stress abzubauen. Zumindest könnten die Erwachsenen sich verständigen, dass nur die Kinder etwas bekommen. Das 13. Monatsgehalt muss ja nicht bis zum 23. Dezember ausgegeben werden. Noch besser wäre es, die Eltern von dem Zwang zu befreien, dass Sie an Weihnachten noch einmal in die Tasche greifen müssen, damit ihre Kinder, was die Geschenke betrifft, mithalten können. Vor allem sollten die Christen wieder verstehen lernen, dass Stress keine gute Ausgangssituation für Festfreude ist. Freuen sollen wir uns zudem nicht zuerst über die Geschenke, sondern über das Kind in der Krippe. Es zeigt sich wieder: Man sollte besser der Einladung der Engel als der der Werbebotschaften folgen.

<emphasize>Eckhard Bieger S.J</emphasize>

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