Wir kommen aus eine Epoche der Maschinen, die mit den Gesetzen der Physik konstruiert werden konnten. Auch die Umstellung auf Elektroautos ist noch aus dem Geist der Mechanik erwachsen. Aus diesem Geist hat der Mensch die Welt mit Straßen und Eisenbahnschienen überzogen, kann mit Schiffen und Flugzeugen die Erdteile zu einer Welt zusammenfügen, in der wir Kiwis aus Neuseeland, Hemden aus Bangladesch, Computer aus dem Silicon Valley bekommen.
Naturfilme statt Natur
Dieser Geist hat die Biosphäre wie einen Rohstoff behandelt. Entsprechend seiner mechanistischen Grundstruktur hat er die Landwirtschaft industrialisiert und die Wälder wie Kohlegruben gesehen. Die Biosphäre, ein lebendiges Ganzes, wurde zum bloßen Rohstofflieferanten. Wir leben immer noch so, als sei die Pflanzenwelt „draußen“. Innen, wo wir leben, sind die Büros aus Beton, luftdicht gegenüber der Umwelt, von Kabeln durchzogen, mit künstlichem Licht und die Luft durch Lüftungsanlagen „gereinigt“. Aus dieser Innen-Welt gehen wir „raus in die Natur“. Besser noch schauen wir uns im Fernsehen „Naturfilme“ an.
Die Bibel erklärt sich kaum in einer mechanisierten Welt
Wir verstehen deshalb die Evangelien nur noch verkürzt, nicht wie die Zuhörer Jesu, die in der Natur lebten, ohne Blechkisten, mit denen sie herumfahren konnten. Es fehlten dazu auch die Straßen. Jesus lebte weitgehend draußen, wenn er nicht in Kafarnaum war. Seine Jünger und die Frauen, die wie Maria von Magdala mit ihm zogen, konnten seine Gleichnisse verstehen. Vielleicht hätte Jesus, würde er heute in einer Großstadt predigen, Maschinen als Bilder gewählt, um das Reich Gottes zu erklären. Das haben auch Prediger versucht. Aber neue Gleichnisse, in denen ein Lastwagen und nicht ein Feigenbaum als Erklärung dient, scheint es nicht zu geben. Ich habe auch nie eine solche Predigt versucht. Das deutet darauf hin, dass uns die vom Menschen gebaute Maschinenwelt kaum in das Reich Gottes führt. Oder lehren uns eine Waschmaschine, ein SUV, ein Flugzeugt etwas über Gott. Sie verweisen nicht auf den Schöpfer, sondern auf den Konstrukteur.
Leben in dem, was wir nicht gemacht haben
Wir wissen, dass die Maschinen nicht wie der Apfelbaum oder die Rose aus der Natur kommen, sondern von uns gemacht sind. Da wir in dem vom Menschen Gemachten leben, dazu gehören auch das Fernsehen und die Social Media, verstehen wir die Welt entsprechend. Sie muss vom Menschen geordnet werden. Wie das dem Menschen immer wieder misslingt, erzählen uns jeden Abend die Nachrichten. Wie die Maschinenwelt ist auch die Menschenwelt eine, die vom Menschen erst gemacht werden muss. Dabei leben wir von dem Korn, den Tomaten, den Erdbeeren, die wir nicht gemacht haben.
Die Menschenwelt funktioniert nach Regeln, die nicht vom Menschen stammen
Nicht gemacht haben wir auch die Ideen und Kräfte, die für unser Zusammenleben die Grundlage sind. Bereits Platon hat in der Idee der Gerechtigkeit den größeren Geist erkannt, der uns umhüllt. Liebe ist auch nicht etwas, das wir „machen“ können. Oder dass jeder Mensch seine Würde hat, ist von keinem König, keiner Behörde „gemacht“, sondern wird mit jedem Menschen neu geboren. Das gilt auch für die Freiheit. Wir haben sie nicht von dem Staat, auch nicht von unseren Eltern, sondern sie ist uns mit unserer Existenz geschenkt.
Nicht gemacht ist auch die Welt, die uns leben lässt – die Wälder, das Getreide, die Wiesen, die Tiere, die wir essen. Wir erkennen inzwischen, dass wir die Pflanzenwelt nicht regulieren müssen. Sie macht das ohne den Menschen sehr viel besser. Wenn wir durch unser mechanistisches Denken das Klima kollabieren lassen und das Ökosystem durch das Artensterben aus dem Gleichgewicht bringen, dann werden wir nicht mehr zu dieser Welt gehören, wir werden aussterben, die Natur wird sich ihren Weg in die Zukunft suchen.
Der Geist der kommenden epoche
Unser Leben funktioniert nicht wie eine Maschine, deshalb lernen wir das für uns über uns Wichtige besser, wenn wir uns vom Geist ansprechen lassen, der uns im Lebendigen der Natur entgegenkommt. Nicht der Geist des Rechnens, der aus der Mathematik und den physikalischen Gesetzen der Mechanik kommt, führt uns tiefer in unsere Existenz, sondern die uns umgebende Natur. Die Biosphäre musste ja erst entstehen, ehe ein so komplexes Wesen wie der Mensch überleben kann.
Der Geist, der die kommende Epoche prägen wird, kommt aus der Pflanzenwelt. Wir lernen bereits, dass wir diese Welt nicht vollständig beherrschen dürfen, sondern auch den Tieren Raum lassen müssen. Die Bienen sind unentbehrlich, deshalb dürfen wir sie nicht weiter vergiften.
Überlebenswichtiges lernen
Wir lernen bereits Wichtiges: Nicht das, was wir machen, also konstruieren, regeln, bauen, zubetonieren sichert unser Überleben, sondern das, was wir nicht zu machen brauchen, die reiche Welt, die im Zusammenspiel von vielen einzelnen Pflanzen, Insekten und Tieren uns existieren lässt. Wir leben erst richtig, wenn wir wieder wie Adam und Eva Gärtner werden, also in unseren Wohnungen, auf dem Balkon, auch auf kleinen Grundstücken den Pflanzen Platz geben und sie hüten. Entscheidend für die Städte sind die Bäume. Wir werden die Hitze, die unsere Betonbauten speichern, durch Bäume mindern.
Der Geist kommt uns aus der Natur entgegen. In ihr leben sehr verschiedene Pflanzen mit vielen verschiedenen Bakterien, Pilzen, Insekten, Vögeln zusammen. Das müssen wir Menschen erst einmal hinbekommen. Mit Maschinen und dem Denken, das von der Mechanik kommt, wird das nicht gelingen. Die Epoche, die kommt, wird einen anderen Geist haben. Gehen wir diesem Geist entgegen, er wird uns auch zu Gott führen.
Jutta Mügge schreibt, wie sie den Geist in ihrem Garten spürt: Geist und Garten
Weitere Beiträge über das, was ein Garten zum Leben beiträgt: Garten: Fließendes Leben
Die Epoche, die durch das ökologische Denken abgelöst wird, ist hier beschrieben: Pfingsten: nur noch mit dem digital rechnenden Geist
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!