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Toxische und wohlstandsfördernde Kredite

Kredite sind etwas Wunderbares. Sie ermöglichen Tauschvorgänge, die ohne sie nie zustande kämen. Sie sind daher ein großer Segen. Aber wie so oft kann großer Segen auch in großen Fluch umschlagen.

Investitionen in Maschinen

Es gibt zwei Grundarten von Krediten: Die erste ist vom Typ Waschmaschine. Man kauft sich eine Maschine, die einen Vorgang erleichtert, die Zeit oder Ressourcen spart. Ohne den Kredit könnte man sie sich nicht leisten. Man nimmt sich einen Kredit, kauft sich das Gerät und spart so Tauschmittel. Aus dieser Ersparnis erwächst sozusagen Geld: Weil man weniger Geld für Waschmittel oder Wasser ausgibt, weil man mehr Zeit für andere Arbeiten und so mehr verdienen kann. Das so über die Zeit gewonnen Geld wird eingesetzt, um den Kredit für die Waschmaschine abzubezahlen. Nach einer gewissen Zeit hat sich der Kauf ausgezahlt: Die Investition hat sich amortisiert.

Maschinen, die keinen Gewinn abwerfen

Die zweite Art ist vom Typ iPhone. Man kauft sich das neuste Gerät, obwohl man es sich nicht leisten kann. Man bezahlt etwas ab, was nichts einspart und letzten Endes keinen geldwerten Vorteil bringt. Mögen die Gründe für einen Kredit diesen Typs noch so gut sein. Aus finanzieller Sicht ist es ein Problem. Denn da das Gerät kein Geld über die Zeit einbringt, kann der Kredit nicht durch das gekaufte Objekt abgetragen werden. Er bleibt. Es gibt also zwei Arten, wie man den Kredit begleichen kann. Entweder tilgt man ihn durch Kapital, das man sich auf andere Weise erworben hat, oder man tilgt es durch einen neuen Kredit. Die erste Variante ist unangenehm, aber prinzipiell ein Weg, der das Problem dauerhaft löst. Man verkauft seine E-Gitarre und die Sache ist erledigt. Das mag schmerzhaft sein, aber es funktioniert. Die zweite Variante vertagt das Problem nur und verschlimmert es sogar noch durch den Zinseszins. Der Kreditschuld wird über die Zeit nicht kleiner, sondern sogar wegen der hinzukommenden Zinsen größer. Und wenn dann einst der Zahltag kommt, dann wird es sehr unangenehm. Dann verliert man nicht nur die E-Gitarre, sondern auch noch das Klavier.

Der Kredit für Konumgüter

Vergleichen wird die Typen: Auf der einen Seite, Typ Waschmaschine, haben wir ein Investitionsobjekt, welches für seine eigene Schuldtilgung sorgt. Top Sache! Auf der anderen Seite, Typ iPhone, haben wir ein Konsumobjekt, was nicht für seine eigene Schuldentilgung sorgt.
Aber es steht noch mehr dahinter. Das Investitionsobjekt hat einen realen Gegenwert. Es ist ein Gebrauchsgegenstand. Die Sicherheit, die dem Kredit entspricht, ist das Investitionsobjekt selbst. Kann der Käufer der Waschmaschine seine Restschuld nicht begleichen, dann verkauft man die Waschmaschine wieder und begleicht mit dem Verkaufswert die Restschuld. Der Kredit ist mit einem realen Wert besichert.
Das Konsumobjekt dagegen hat vielleicht einen realen Wert, aber muss es nicht notwendig haben. Die meisten Konsumobjekte haben keinen realen Gegenwert, da man es konsumiert, d.h. verzehrt. Zu solchen Objekten zählen z.B. Reisen. Man kann nicht einfach die Reise zurückgeben und damit den Kredit begleichen. Bei dem iPhone sieht der Fall zunächst anders aus. Aber das Prinzip ist das gleiche. Das iPhone wird auch konsumiert, und zwar indem es gebraucht wird und damit verschleißt. Über die Zeit nimmt es an Wert ab. Am Anfang schneller, am Ende langsamer. Wenn nach einem Jahr das neue iPhone zum Kauf ansteht, der Verkaufswert des alten sich inzwischen halbiert hat, dann ist der Kredit, mit dem es gekauft wurde, nicht in gleichem Umfang gesunken. Es bleibt eine Kreditschuld, die das Konsumobjekt nicht begleichen kann. Es fehlt der reale Gegenwert.

Giftige Kredite

Kredite vom Typ iPhone sind toxisch. Sie vergiften den Besitzstand des Besitzers. Sie mehren nicht den Reichtum und den Wohlstand, sondern verringern ihn. Sie lösen nicht Probleme, sondern schaffen Probleme.
Es hat auch größere Folgen als nur für den Kreditnehmer. Diese Kredite gelten als „faul“. Je mehr faule Kredite es gibt, desto mehr Schaden entsteht für die Geldwirtschaft. Sie wirken sich auf die Kreditvergabe, die Zinssätze, die Liquidität und viele andere Größen der Finanzwirtschaft aus. Von der Finanzwirtschaft breitet es sich auf die anderen Wirtschaftssektoren aus. Dann sind Arbeitsplätze in Branchen bedroht, die gar nichts mit den toxischen Krediten zu tun haben.



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