Vision der Propheten Ezechiel, Schwarzrheindorf bei Bonn, Foto: hinsehen.net E.B.

Sonntag – alles darf sein

Ich finde mich in einer Überfülle vor – Milliarden Milchstraßen, mehr Pflanzen und Tiere als ich kennen kann. So viele Menschen. soll ich ihnen allen einen Platz geben. In der Woche geht das nciht, aber sie haben ihren Platz.

Den Alltag bewältige ich nur, wenn ich mich auf Weniges konzentriere. Der Sonntag weitet meinen Blick.

In der Woche müssen die anderen funktionieren

Wenn ich in der Woche mit anderen zu tun habe, dann sind sie immer Teil einer Kette, die mich zu einem Ziel bringt. Der Busfahrer bringt mich zur Arbeit oder zur Schule, damit ich da das tue, was von mir erwartet wird. Die Kassiererin soll möglichst zügig meinen Einkauf einscannen, damit ich schnell zu meinem nächsten Ziel komme. Oder ich sitze selbst an der Kasse, unterrichte ein Fach für jeweils 45 Minuten, repariere eine Waschmaschine, behandle als Arzt bestimmte Krankheiten. Wenn ich sonntags andere treffe, dann tritt dieses Funktionieren zurück. Wenn es mir gelingt, die anderen so zu nehmen, wie sie sind, dann nehme ich einen tieferen Eindruck von ihnen mit.

Ich kann die Menschen so nehmen, wie sie sind

Es ist der andere Blick, der sonntags möglich ist. Weil ich aus dem Machen aussteigen kann, kommen mir die anderen neu entgegen. Wir müssen heute nicht etwas auf die Beine stellen, Aufgaben verteilen, Schwierigkeiten meistern, sondern jeder kann einfach da sein. Bei Treffen am Sonntag reden wir dann meist über das, was wir die Woche gemacht haben, welche Schwierigkeiten es gab, über wen wir uns geärgert haben. Wenn das verarbeitet ist, dann kann ich mich zurücklehnen, mein Leben so nehmen, wie es gerade ist und die anderen auch lassen, wie sie sind.

Die Weisheit der Bibel

Mir gelingt das nicht jeden Sonntag. Aber manchmal komme ich der Intuition doch nahe, die die Verfasser des Schöpfungsmythos hatten. Wenn ich auch meist die Welt und vor allem die Mitmenschen als sehr verbesserungsfähig einschätze, mich reibe, an der Unzuverlässigkeit und der mangelnden Sorgfalt leide, kann ich mich am Sonntag sozusagen neben Gott setzen. Er fand sein Schöpfungswerk gelungen.
Mir „gelingt“ das, wenn ich mich nicht für all das verantwortlich fühle, was in meinem Umfeld schief läuft. Gott wird in Ordnung bringen, was wir Menschen haben schiefgehen lassen. Wenigstes sonntags kann ich mich damit beruhigen.
Ich kann mich auch einfach in eine Kirche setzen. Die mittelalterlichen und barocken Kirchen wurden nicht als Versammlungsräume gebaut, sondern sie sollten mit ihren Gewölben und im Barock mit ihren Deckengemälden den Himmel präsent machen. Von den romanischen Wandmalereien sind nur wenige erhalten. Beeindruckend sind die in der Kirche von Schwarzrheindorf bei Bonn. Sie malen die Visionen des Ezechiel aus, der einen zukünftigen Tempel beschreibt, in dem die Welt wieder zu ihrer ursprünglichen Ordnung zurückgekehrt ist und die Menschen von einem Engel für das Ewige Leben „gezeichnet“ werden. Das deutet darauf hin, dass in dem Leben nach dem Tod dann tatsächlich für jeden ein Platz vorgesehen ist.


Kategorie: hinsehen.net

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