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Schönheit, eine Herbst-Meditation

Wir reagieren auf Schönheit. Wir schauen Tierfilme, bleiben als Wanderer oder Autofahrer stehen, um die Schönheit einer Landschaft auf uns wirken zu lassen. Windows spielt uns nicht Computer, sondern Landschaften auf den Bildschirm. Es gibt in uns ein Organ, das nicht nur den Baum als Baum, erkennt, sondern das hellbraun gefärbte Laub im Herbst als schön aufnimmt.

Wir können nicht nur an der gespreizten Schwanzfeder den kreisenden Vogel als Gabelweihe identifizieren, sondern sind von dem Gleiten fasziniert. Das alles scheint uns nicht nur Leben zu zeigen, sondern formt aus den vielen Einzelheiten ein Gesamtbild, ein Kunstwerk. In der Schönheit kommen zwei Komponenten zusammen. Die eher aus dem Zufall dort stehenden Bäume, die vom Menschen angelegten Äcker und Weinberge, die Tiere, das Licht und die Wolken finden eine solche Anordnung, die so sein muss, dass unser Auge darauf ruhen kann. Es muss an dem, was sich uns so präsentiert, nichts mehr verändert werden. Schönheit entsteht kreativ aus vielen Elementen und gewinnt, um als schön empfunden zu werden, eine innere Notwendigkeit. Das ist eine Erklärung von Jean Paul Sartre. Vor ihm hat Hegel in allem, was lebt, aber auch in einer Maschine eine Idee ausgemacht. Sie steckt in jedem Fahrrad, jedem Auto und noch differenzierter in jedem Lebewesen. Wobei Lebewesen sogar so „konstruiert“ sind, dass dsie Schäden selbst reparieren können.

Zufall und Funktionsfähigkeit

Es gibt die Zufallskomponente, dass der innere Bauplan, ein oder mehrere Gene verändert werden oder Gene hinzukommen. Viele dieser Veränderungen bewähren sich nicht, so dass sie nicht weiter vererbt werden. Aber wenn sie ein lebensfähigeres neues Wesen hervorbringen, dann tragen sie eine Idee in sich, die sie an Nachkommen weitergeben.
Ob Meise, Fuchs, Schaf wie auch Wolf, sie können sich fortpflanzen, weil sie einen
Zweckbestimmung in sich tragen, die von ihrer Umwelt belohnt wird. So lag auch die Idee eines Homo sapiens "in der Luft", ein Lebewesen, das nicht nur seinen eigenen Bauplan lebt, sondern die Baupläne und die Verhaltensweisen seiner Mitbewohner versteht. Die Wissenschaften, die das erforschen, bestimmen unsere Epoche. Täglich werden Forschungsergebnisse veröffentlicht, die die Genialität der Baupläne bestätigen. Ein Ende dieser Forschungen ist nicht abzusehen. Dabei sind immer mehr Gehirne im Einsatz. Allein das winzige Coronavirus hält ein Heer von Virologen und Ärzten in Atem. Wir haben auch noch lange nicht die Einsicht, woher die Entwicklungsdynamik kommt, die dieses Sars-Virus zu immer größerer Vermehrungsfähigkeit treibt und überhaupt die Entwicklung der Arten in den letzten 3,5 Milliarden Jahre vorangerieben hat. Noch weniger überschauen wir, wie das ganze System Leben, die Biosphäre sich so steuert, dass möglichst viele Pflanzen und Tiere überleben können.

Die Evolution treibt Entwicklung aus sich selbst voran

Wenn nun diese der Evolution inneliegende Dynamik, dass nicht nur der Regenwurm, der Milan und sogar der Mensch aus der Evolution hervorgegangen sind, könnte man folgern, dass das von selbst, ohne einen zielführenden Geist möglich war? Aus Angst, es könnte allein der Zufall sein, lehnten Theologen, das Lehramt der Katholischen Kirche und immer noch christliche und andere Gruppen das Evolutionsprinzip ab. Sie hätten erklären müssen, dass der Wolf, das Reh, der Milan von Anfang an das Paradies bevölkert haben. Jeden Tag vervollständigen neue Funde, dass die Evolution Realität und nicht nur eine Hypothese ist. Die Wissenschaft kann heute sagen, dass dieser Planet so gebaut ist, dass Leben entstehen und sich bis zum Homo sapiens entwickeln konnte, ohne dass ein direktes Eingreifen einer höheren Macht erkennbar wäre. Der Mensch könnte das so verstehen, dass sein Intellekt das Ganze beinhaltet, weil er am Ende der Entwicklung steht. Das hat sich aber als unbegründete Überheblichkeit herausgestellt. Aber Klimakollaps, Coronarvirus, der Ukrainekrieg zeigen ihm überdeutlich, dass der Mensch nur ein Teil des Ganzen ist. Der Mensch bleibt nur Herr, wenn er alle Lebewesen achtet. Wenn er alle Bodenschätze verbraucht und den Klimakollaps herbeifuhrt, ist seine Herrschaft zuende. Wir gehen heute davon aus, dass die Biosphäre diese Herrschaft überleben wird.

Die menschliche Vernunft ist zu klein

Seit mehr als 200 Jahren hat der Mensch seiner Vernunft vertraut. Er hat nicht nur erfolgreich
geforscht und Lokomotiven und Elektronenmikroskope gebaut, er ist auf dem Mond gewesen und hat dem Coronavirus Grenzen gesetzt. Mit der Erklärung der Menschenrechte, der Gewaltenteilung, dem Parlamentarismus hat die Vernunft ihre Potentiale auch für die staatliche Ordnung ins Spiel gebracht. Sie ist aber nicht groß genug, um einen Ukrainekrieg unmöglich zu machen. Er scheint auch nicht in der Lage, die Ausbeutung der Bodenschätze und die Freisetzung von CO2 umzusteuern. Diese Unfähigkeiten zeigen, dass die Themen für weitere Evolution bereits formuliert sind.

Evolution ist nicht rückwärtsgewandt

Wenn Evolution notwendig ist, kann sie ihre Ideen nicht aus der Vergangenheit beziehen. Wissenschaft ist deshalb nicht dazu in der Lage, denn sie kann nur erforschen, was ist und was war. Die Zukunft kann nicht Thema der Wissenschaft sein, weil Evolution war immer für Neues gut. Da weder der Atheismus noch die Religion die Umweltkatastrophe verhindert haben und, wie der Ukrainekrieg bewiesen hat, die Selbstverstümmelung des Homo sapiens nicht aufgehalten haben, muss sich auch die Religion entwickeln, aber auch die Vernunft. Denn dieser Krieg widerspricht nicht nur durch die Zerstörung von Kindergärten und Krankenhäusern der Vernunft, sondern auch der Zukunft Russlands, dessen Bevölkerung auch ohne Krieg schon geschrumpft ist. Das Land schickt seine jungen Männer in den Tod, die sich eigentlich um ihre eigenen Kinder kümmern müssten.

Die menschliche Vernunft ist den Herausforderungen nicht gewachsen

Ist die Vernunft den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, den Klimakollaps abzuwenden und den Kriegen ein Ende zu bereiten? Seit 1945 sind es bereits 90, davon 25 in Europa. Evolution, die sich neuen Ideen öffnet und die anerkennt, dass es eine Intelligenz gibt, die weiter reicht als die des Menschen, strebt Weisheit an. In ihr ist die menschliche Vernunft gut aufgehoben. Dieser ist die Philosophie seit 2.500 Jahren auf der Spur. Das griechische Wort heißt nämlich nicht "Gebrauch des Intellekts", sondern "Liebe zur Weisheit". Es geht um Liebe, eigentlich Grundimpuls der Religionen, von diesen aber oft in Gesetzeskonformität, Strafandrohung, Intoleranz und Verweigerung gegenüber dem menschlichen Forschergeist umgedeutet. In der Weisheit zeigt sich die umfassende Vernunft auf vielfältige Weise:

Die Erfahrung von Schönheit zeigt uns, dass es Gelingen, sogar Vollendung gibt. Was wir aus dem im Licht strahlenden Gold der Eichen mitnehmen können: Wir können uns von dem vielfältigen Bezugssystem, das uns im Wald entgegenkommt, inspirieren lassen. Die vielen Beziehungen, die einen Wald ausmachen, wir nennen das heute "Ökosystem", zeigt uns mehr vom Leben. Die Einheit alles Lebendigen, das in den Genen niedergelegt Bau- und Betriebssystem für jede Pflanze, für jeden Pilz, für jedes Tier zeigt, dass es auf gelingendes Zusammenspiel ankommt.  Es ist von vielen Zufällen bestimmt, strebt aber auf ein Zusammenspiel, das nicht mehr verändert werden muss.

 

 


Kategorie: Entdecken

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