Schwingungen bewegen
Melodien setzen auch in mir Schwingungen frei, die meine Nerven mitschwingen lassen und Körpersäfte in Bewegung bringen. Ich kann Leichtigkeit, Ermutigung, Freude, Lust spüren, aber auch Angst, Unruhe oder Aggression. Das Beispiel aus der Musik gebrauche ich als anschauliches Bild für den Widerhall, den auch ich und jeder von uns durch seine Person im Team, im Freundeskreis, in der Familie auslöst. Ich bin nämlich der Spieler auf meinem Lebensinstrument, das ich nicht für mich alleine in Schwingung bringe, sondern auch mein Gegenüber, wie mein Umfeld. Was immer ich tue, es gehen Schwingungen von mir aus, die in anderen nachhallen. Diese von mir ausgelösten Resonanzen bleiben nicht einseitig, sondern kommen meist als Echo zurück. Wir kennen alle den Spruch: „So wie ich in den Wald hineinrufe, so schallt es zurück“. Mit dem was ich sende habe ich Einfluss... Ich kann mit meinen ausgesendeten Wellen im anderen positive Gefühle wecken, die ihn ermutigen, aufmuntern, erfreuen, aber auch negative Reflexe auslösen, die ihm schaden, die ihn entmutigen, verstören und auch so zu mir zurückkommen. Ich kann im Guten wie im schlechten Sinne andere mit meinen „Taten“ anstecken und mich damit gesund oder auch selbst krank machen. Auch die Anderen lösen bei mir Resonanzen aus, die bei mir Positives bewirken und helfen, unsere Beziehung zu vertiefen. Aber sie können auch Stress in mir auslösen oder mir Angst machen. Dann gerate ich in eine angespannte Situation, die in meinem Körper nicht ohne Reaktion bleibt. Denn häufige negative Erfahrungen, schwierige Beziehungen im Umfeld, aggressive oder angstbesetzte Situationen aktivieren die Stresszentren in meinem Körper. Da können alle guten Gefühle auf der Strecke bleiben. Die Schwingungen, die ich aussende, treffen beim anderen auf einen vorgeformten „Resonanzboden“. Will ich im anderen etwas zum Schwingen bringen, sollte ich den Resonanzboden einschätzen können. Das gilt nicht nur für positive Schwingungen, auch negative Schwingungen, die mich unter Druck setzen, mir Stress machen, haben nur dann bei mir ihre Wirkung, wenn der andere meine Schwachstelle kennt. Diese Schwachstelle ermöglicht erst Dauerkonflikte, denn jeder von uns hat mindestens eine solche Schwachstelle, die er, die sie nicht einfach abschalten kann. Aber auch wenn Einfühlungsvermögen die Verletzlichkeit des anderen freilegt, für eine produktive und kreative Beziehung ist Empathie der Zugang.
Empathie kann ich lernen
Positive Resonanzen garantieren mir mehr Gesundheit. Damit ich positive Resonanzen auslöse, brauche ich empathische Fähigkeiten. Es sind die Qualitäten in mir, mit denen ich mich gedanklich wie emotional in andere wie in mich selbst einfühlen kann. Dabei geht es auch um Werte, denn Empathie, also das Einfühlen in andere, führt durch die Werte erst zum Guten. Das Gute aber ist das, was mich und andere am Leben hält, was mich und andere gesundmacht, was mir und anderen Lebenssinn eröffnet. Negative Resonanzen belasten meinen emotionalen Haushalt, verstärken meine Stressanfälligkeit wie auch meine Neigung zu Aggression oder Depression, zu Demenz oder Herzinfarkt. Auch wenn die Medizin heute noch davon ausgeht, dass die Ursachen dieser Krankheiten meist in den Genen zu suchen sind, weiß man inzwischen, dass die Fähigkeit zu Empathie diese Krankheiten mindern kann. Denn die positiven Hormone verhindern die „silent inflammations“, die schleichenden Entzündungen im Körper, die oft erst Jahre später als Auslöser für Infarkte oder Demenz Ursache sind. Wer unter ständigem Einfluss von Stressoren, wenig empathische Fähigkeiten besitzt oder in einem Umfeld lebt, das keine Empathie ausstrahlt, ist langfristig gefährdet. Empathie, die Fähigkeit sich gedanklich wie emotional in andere aber auch in den eigenen Körper einzufühlen, hat ihre Wurzel in der „Liebe“. Ein hochtrabendes Wort. Wenn ich es genauer anschaue, dann geht es schon darum, ob ich mein Leben liebe, meine Person akzeptiere, meine Qualitäten wertschätze, ob ich mit meinen Fähigkeiten etwas zu Stande bringe und dann Resonanz erhalte, andere anstecke, ob mein Leben sinnstiftend ist und in irgendeiner Weise in anderen etwas Gutes auslöst, das zu mir zurück kommt und mich gesund erhält. Dann kann ich auch mein Gegenüber lieben, wertschätzen, mich in ihn einfühlen, nachsichtig und behilflich sein. Ich kann auf den anderen empathisch reagieren und ihn durch Achtung, Anerkennung in seiner Gesundheit stärken. Jeder der seine Energie uneigennützig auch in andere investiert erfährt, wie wohl es für einen selbst ist, wie sinnstiftend solche Unterstützungen sind und wie sie das Vertrauen in den anderen aufbauen. Gute Beziehungen zu Partnern, Kindern, Freunden, Arbeitskolleg*innen leben von den empathischen Qualitäten.
Meine Physiotherapeutin, eine fast blinde Frau, hat mein gebrochenes Sprunggelenk behandelt. Ihre Berührungen setzten genau dort an, wo meine Schmerzen saßen, ohne dass ich es ihr sagen musste. Sie hat die Gabe, mit den Fingerspitzen zu erspüren, wo die Verspannungen, die Verklebungen, der Schmerz sitzen. Eine so gute Erfahrung für mich, so dass ich mich mit viel Vertrauen in ihre Kompetenz einfach hineingeben konnte. Auch für sie ein befriedigendes Ergebnis. Auch körperliches Einfühlen verlangt Empathie.
Wie entstehen gute Resonanzen
Es geht um die Werte, für die ich in meinem Leben stehen will. Die ich bewusst oder unbewusst verfolge. Für sie habe ich mich schon früh entschieden, denn in jeder wichtigen Entscheidung orientiere ich mich an Wertvorstellungen, mit denen ich mein Leben gestalten und meistern will. Manche sind mir nicht bewusst, bestimmen aber dennoch meine Handlungen, meine Reaktionen, meine Ziele, für die ich mich entscheide und damit auch meine Beziehungen. Wenn ich mehr darüber erfahren will, kann ich sie mir durch Innehalten, Meditation und durch Gespräche mit vertrauten Menschen bewusstmachen, ich kann mich dann fragen, welche Werte mich bei dieser oder jener Entscheidung geleitet haben, was war mir dabei wichtig, und was wollte ich damit verwirklichen. So kann ich meine inneren Antriebskräfte besser kennenlernen. Denn jeder Schritt in meinem Leben, jede Handlung, jedes Gespräch, alles was ich tue, wird durch die Werte in mir gesteuert. Da sind vielleicht auch manchmal ein paar „Unwerte“ dabei, die mich nicht auf die richtige Spur lenken. Ob Werte oder Unwerte, alles, was ich tue, alle Bemühungen bleiben nicht ohne Nachhall, der auch in unterschiedlicher Weise zu mir zurückfließt.
Das Recht der Natur auf Empathie
Auch die Natur hat ein Recht auf einen empathischen Umgang mit ihr. Nicht erst seit Corona wissen wir, dass wir auf die Natur angewiesen sind. Sie sichert uns unsere Lebensbedingungen. Aber wir behandeln sie sträflich. Das Echo, das wir erhalten, spricht eine deutliche Sprache. Wie soll sie für uns noch ein guter Resonanzraum sein, wenn wir es nicht schaffen sie empathischer, liebevoller zu behandeln und ihr Wertschätzung entgegen zu bringen. Sie sichert nicht nur unsere Ernährung, unsere Luft zum Atmen, unsere Gesundheit durch die Kräuter, sondern auch unser Wohlbefinden mit ihren bunten Farben in den verschiedenen Jahreszeiten. Mehr Empathie der Natur gegenüber hätte die Konsequenz, uns mehr zu bewegen, weniger und kleinere Autos zu fahren, Flüge weitestgehend zu vermeiden, weniger Fleisch zu essen, damit auch weniger Urwald gerodet werden muss, Importe von exotischen Früchten zu verringern, heimische Gärten anzulegen, wo es immer geht, Bäume zu pflanzen, Dächer und Hauswände zu begrünen, Düngemittel einzuschränken oder zu vermeiden. Die Vogel- und Tierwelt vor Schadstoffen zu schützen. Jeder von uns bewirkt Resonanzen auch bei den Pflanzen und Tieren.
Wie Empathie Gesundheit stabilisiert beschreibt Joachim Bauer in "Das empathische Gen"
Worte transportieren Schwingungen Jutta Mügge:Worte, die lebendig machen oder lähmen
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