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Pfingsten: Der Geist gehört allen

Was räumlich ist, kann nur einem gehören. Was gedacht wird, gilt überall. Geist kann sich über alles verteilen. Alles Große braucht Geist. Denn der Geist überwindet die bisherigen Grenzen. Nicht nur Pfingsten ist ein solches Geistereignis. Wir sollten den Geist spüren lernen.

Pfingsten gab der christlichen Botschaft die Dynamik., die diese über die Grenzen des Judentums hinausführte. Als der Eiserne Vorhang fiel, durchwehte ein Geist nicht nur Europa. Die Grenzen überschreitet auch die olympische Idee. Es ist nicht der Geist, möglichst viele Medaillen mit nach Hause zu bringen, sondern der, der zumindest über allem webt. Bei der Eröffnungsfeier präsentieren sich die Nationen noch nicht mit ihren Medaillen können. Deshalb ist der olympische Geist noch zu spüren. Die UNO ist auch nur die anfängliche Verwirklichung einer umfassenden Idee. Zwar hat jedes Land seinen Platz in der Hauptversammlung, jedoch bestimmen bzw. blockieren die Atommächte zu oft Friedensinitiativen.  
In ständiger Ausbreitung befindet sich der Geist in den Wissenschaften. Die ganze Welt nimmt ein Forschungsergebnis an, sobald es publiziert ist.
Die Religionen und Konfessionen hinken erheblich nach und verlieren damit ihr Ansehen bei den jüngeren Generationen.
Das zeigt: der Geist hat noch nicht seine ganze Ausdehnung erreicht. Er verspricht aber, wenn die Herzen sich erfassen lassen, Frieden.

Die Vernunft ist ungeteilt

Die Wissenschaften machen den Religionen vor, wie Vertrauen entsteht. Man kann es nicht herstellen, jedoch wachsen lassen. Dieses Vertrauen stützt sich auf die Vernunft. Es kann nicht dreierlei Vernunft geben, sondern nur eine. Denn sonst wäre die Vernunft wie die Religionen. Sie führt Menschen zusammen, indem sie der Macht diametral entgegensteht. Denn wahr ist etwas nicht deshalb, weil ein Mächtiger es zur Doktrin erklärt, sondern weil die Argumente überzeugen. Dieses Vertrauen konnte die Vernunft immer dann entwickeln, wenn man das Gemeinwesen auf sie gründete. In Deutschland trat im 17. Jahrhundert die Vernunft an die Stelle der Religion. Vorausgegangen war der Dreißigjährige Krieg, der das Vertrauen in die Religion bis in die Wurzeln bis heute infrage stellt. Seitdem besteht die Befürchtung, Religion könne das Gemeinwesen in den Bürgerkrieg führen. Jeder Terrorist, der im Namen einer Religion auftritt, nährt diese Furcht. Deshalb, so die Überzeugung der Mehrheit, muss die Religion klein gehalten werden.

Vernunft - größer als dieses Weltall

Die Religion, in Europa konkret das Christentum, kann erst wieder beanspruchen, für den Menschen relevante Aussagen zu machen, wenn sie nicht auseinanderdividiert, sondern auf die Ebene geht, die von der Vernunft bestimmt ist. Vernunft heißt im Durchdenken der Lebenszusammenhänge „Liebe zur Weisheit“, obwohl wir das griechische Wort eher mit Unverständlichkeit, langen Sätzen und Verkomplizierung einfacher Zusammenhänge zusammendenken. Das Johannesevangelium ist hier eine Ausnahme. Obwohl es mit dem griechischen Wort „Logos“ beginnt, das Vernunft im umfassenden Sinne bezeichnet, formuliert es in einfachen Sätzen.

Der Überblick kommt zu dem ernüchternden Ergebnis, dass der umfassende Geist und damit Pfingsten den menschlichen Geist bisher nicht in die größere Weite führen konnte, die Kriege überflüssig macht. Nur die Wissenschaft hat diese Weite bereits erreicht. Deren Erkenntnisse, ob in Tokio oder Boston gewonnen, finden auf der ganzen Welt Akzeptanz. Die kulturelle Ebene, aus der erst Wissenschaft erwachsen ist, ist einer anderen Form des Verstehens zugänglich. Sie verlangt nicht nur Denken, sondern ein immer tieferes Eindringen in die Kultur. Ein erster Schritt ist der Tourismus, den von den Reisenden wird Kultur zumindest von außen betrachtet.

Der Liebe zur Weisheit gibt das Alter Raum

Die Industrielle Zivilisation ermöglicht es, nicht mehr bis zum Umfallen arbeiten zu müssen. Sie hat dann allerdings keine großen Erwartungen an die Pensionäre. Das hat Gründe. Eine auf Effizienz gerichtete Zivilisation misst den Menschen an seiner Leistungsfähigkeit. Wer diese nicht mehr aufbringt, wird zum Versicherungsfall der Rentenkasse. Alter als Unglück oder Bedeutungslosigkeit für die Gesellschaft. Es wird von den Senioren allenfalls noch erwartet, dass sie die Enkel betreuen. noch etwas zu erwarten. Die gleiche Zivilisation scheint keine Weisheit mehr zu brauchen. In vielen Kulturen ist das noch selbstverständlich. In diesen haben die Senioren eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Zusammenleben.

Könnte es sein, dass die Liebe zur Weisheit der Beitrag der Älteren ist, den Krieg überflüssig zu machen? Pfingsten kennt keine Altersgrenze.

 

Link: Für das Christentum ist die Philosophie unverzichtbar. Die Religion braucht sie auch als Kontrollinstanz. So Papst Benedikt 2006 in seiner Regensburger Rede

 

 


Kategorie: Entdecken

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