In Weißrussland ist das Christentum die vorherrschende Religion. Schätzungsweise 80 Prozent aller Christen gehören der orthodoxen Kirche an, während etwa 10-15 Prozent der Katholischen Kirche. Gläubige besuchen häufiger die Messe als ihre orthodoxen Landsleute. 50 Prozent der belarussischen Katholiken besuchen regelmäßig eine Messe, während dies nur 14 Prozent der orthodoxen Gläubigen tun. [1]

Ökumenische Initiativen

Nach meiner Beobachtung ergreift die katholische Kirche in Weißrussland auf nationaler Ebene viele ökumenische Initiativen. Eines der jüngsten Beispiele ist die „Konferenz im Namen des Friedens und des Wohlergehens“, die Ende 2024 organisiert wurde. Zu den Teilnehmern gehörten Vertreter der Kirche bis hin zu den Bischöfen, die orthodoxe Kirche war durch mehrere Priester und Sekretäre vertreten. Vertreter der protestantischen Kirche sowie offizielle Vertreter jüdischer und islamischer religiöser Körperschaften nahmen ebenfalls teil. Regierungsbeamte waren ebenfalls eingeladen und nahmen teil. Meines Wissens organisiert nur die katholische Kirche ähnliche Initiativen, wie etwa die ökumenischen Gebete für den Frieden, bei denen alle oben genannten Religionen vertreten waren und Seite an Seite beteten. Auch wurde z.B. ein orthodoxer Priester zu einem Dialog mit jungen Menschen in meine Gemeinde eingeladen. Ich hatte das Vergnügen, teilzunehmen. Offizielle Vertreter der katholischen Kirche in Weißrussland, Bischöfe und ihre Sekretäre betonen die Brüderlichkeit zwischen Katholiken und orthodoxen Christen.

Reserven auf orthodoxer Seite

Manchmal scheint es jedoch so, als würden die orthodoxen Priester nicht dieselbe Position vertreten. So sagte beispielsweise der wichtigste orthodoxe Bischof in Weißrussland im Jahr 2018, dass die orthodoxen und die griechischen Katholiken unterschiedliche Götter hätten. Als Antwort darauf erklärte der Sekretär der katholischen Kirche, dass wir einen Gott hätten und dass wir die orthodoxen Christen immer als unsere Brüder betrachteten. Wir haben viele gemischte Familien, in denen ein Elternteil orthodox und der andere katholisch ist. Meiner Erfahrung nach sind Kinder in solchen Familien in den katholischen Gemeinden aktiver als in den orthodoxen. Nach meiner Beobachtung nach engagiert sich die katholische Kirche in meinem Land tatsächlich viel aktiver für die Jugend als die orthodoxe Kirche. Ich war während meiner Kindheit und Jugend Teil einer Salesianer Gemeinschaft, nicht nur Katholiken waren eingeladen. Tatsächlich kamen auch Nichtkatholiken zu uns und spielten mit uns Spiele und nahmen an Gebeten teil. Sie waren sehr willkommen. Nun möchte ich nicht sagen, dass die orthodoxe Kirche keine positiven Beispiele für die Zusammenarbeit mit der Jugend und den anderen Religionen hat. Ich weiß, dass es in meinem Land gute orthodoxe Priester und Gemeinden gibt, die das tatsächlich tun. Aber ich weiß auch, dass es unter einigen orthodoxen Christen eine antikatholische Stimmung gibt. Sie denken, dass Katholiken Verräter des wahren Glaubens sind. Aber größtenteils sind die Beziehungen auf der Ebene der einfachen Leute gut.

Einige Daten:
Belarus hat eine Bevölkerung von 9,178 Millionen. Fast 90%Prozent bekennen sich zum Christentum. Die Orthodoxe Kirche des Landes mit 15 Diözesen gehört zum Moskauer Patriarchat. Die Katholiken mit 4 Diözesen gehören teils wie die Polen dem lateinischen Ritus an, der andere Teil der mit dem Papst vereinten Griechisch-Katholischen Kirche, so wie die Westukraine.