Das Böse frißt sich selber auf, St.Michael Hildesheim, Foto: hinsehen.net E.B.

Ontologie des Bösen

Das Böse ist eine Tatsache. Tote, Zerstörungen, Betrug und Verrat gibt es nicht nur im Film. Ontologie als Lehre vom Sein kann klären, ob das Böse die Kraft hat, das Gute endgültig auszuschalten. Der Krieg in der Ukraine überantwortet Zehntausende dem Tod. Die toten jungen Männer, auch in Russland, hätten dem Land viel Neues schenken können. Das Böse macht das unmöglich.

Tatsache ist, dass das Böse das Gute verhindert. Wenn es sich auf Dauer als stärker erweist, macht das Gute keinen Sinn mehr. Am Ukrainekrieg können wir die Mechanismen ablesen. So lange es Staaten mit Großmachtambitionen gibt, werden diese ihre Macht ausdehnen, um dann notwendig mit anderen expandierenden Mächten aneinander zu geraten. Rivalität bedroht auch das Überleben im Kleinen. Kain und Abel stehen für die vielen Geschwisterkriege, Romeo und Julia für verfeindete Clans, Schiiten und Sunniten für Konfessionen, die sich auf den Tod bekämpfen, obwohl sie denselben Gott verehren. Auch Religion schützt nicht vor dem Gift der Rivalität. Nicht nur Jesus ist von Religionsdienern umgebracht worden.

Ist die Hoffnung auf den Sieg des Guten realistisch?

Es liegt im Menschen und bricht immer wieder auf. Hunderttausende folgen dem Marschbefehl des Oberkommandierenden. Dann noch die Korruption. Wenn man sich klarmacht, was da wirklich mit Menschen geschieht, muss man an der Menschheit verzweifeln. Tritt die Verzweiflung ein, hat das Gute keine Chance mehr und das Böse beherrscht alles. Der Ukrainekrieg verlangt nicht nur von den Ukrainern, sondern auch von den Europäern viel Hoffnung. Wo kommen die Hoffungs-Fundamente her, auf denen jeder Einzelne eine verlässliche Zukunft bauen kann. An Ostern macht das Christentum ein gewagtes Versprechen. Ein Gerechter, der hingerichtet wurde, lebt wieder und weist auf eine andere Sphäre hin, die er für alle Menschen mit seiner Auferstehung geöffnet hat. Diese Perspektive erscheint sympathisch, jedoch schwer zu übernehmen. Sind da die Kriegsszenarien nicht realistischer, vor allem, wenn man Gott auf seiner Seite weiß. Mit militärischer Überlegenheit das Gute durchsetzen, um dann in Frieden und unter gerechten Verhältnissen sein Leben gestalten zu können. Solche Überzeugungen leiten die islamischen Kämpfer. Der Gewaltverzicht Jesu, der seine Jünger nicht zu Racheaktionen aufgefordert hat, scheint "zu schön, um wahr zu sein". Oder ist die Wirklichkeit doch so angelegt, dass sie doch auf mittlere Sicht dem Guten zum Durchbruch hilft. Können wir das auch überprüfen? In fünf Punkten soll aufgezeigt werden, dass die Gute Botschaft vom Sieg über das Böse und den Tod besser in die Wirklichkeit passt als den Durchbruch des Guten durch den Sieg mit Waffen zu erwarten.
Dazu eine Vorbemerkung: Der Tod als Konsequenz des Bösen wird von dem Tod als biologische Notwendigkeit unterschieden. Ohne den biologischen Tod gäbe es keine Evolution gäbe. Tod wird hier als die Logik gesehen, die mit jeder Gewaltandrohung in Gang gesetzt wird.

  1. Im Ukrainekrieg musste Russland in die Ukraine einmarschieren, als diese sich die Forderung zurückwies, der NATO nicht beizutreten. Es ist die Logik der Gewalt. Wenn jemand einen anderen durch Androhung zu etwas zwingen will und dieser sich nicht zwingen lässt, muss der Drohende seine Drohung wahrmachen. Denn wenn der Fordernde auf gewaltsame Durchsetzung verzichtet, steht er als Papiertiger da. Er muss im Prinzip bereit zur Vernichtung des anderen sein, ob finanziell oder physisch.

  2. Das Risiko der Gewalt: Gewalt verspricht Überlegenheit, aber nur so viel wie der Gegner zulässt. Denn wer Gewalt einsetzt, gibt dem Angegriffenen die Erlaubnis, mit Gewalt zu antworten und sich zu rächen.

  3. Die wenigstens Kriege waren in den letzten Jahrhunderten erfolgreich. Selbst wenn die Auseinandersetzung militärisch gewonnen wurde, konnte in den meisten Fällen das Kriegsziel nicht erreicht werden. Das musste die stärkste Militärmacht, die USA hinnehmen, allenfalls der Eingriff in den Balkankrieg und lange davor der Koreakrieg können als Beispiele genannt werden, dass nicht nur militärisch der Aggressor zurückgedrängt werden konnte. Deutschland, das die Slawen hinter den Ural zurückdrängen wollte, um die große Ebene für die germanische Rasse zu erobern, hat mit Pommern, Ostpreußen und Schlesien ein Drittel seines Territoriums verloren.

  4. Gewalt wie überhaupt das Böse sind auf Zerstörung aus. Damit wird dem Angegriffenen viel genommen. Es scheint zuerst so, dass der Angreifer alles bekommt, was er sich nehmen will. Das gilt nicht nur das Böse, das Staaten einander antun, sondern auch für Betrug, Vertragsbruch, nicht eingelöste Versprechen. Aber die Folgen sind auch zu beobachten. Wo Mafia oder Oligarchen das Sagen haben, gibt es keine prosperierende Wirtschaft und eine große persönliche Unsicherheit, von Rivalen umgebracht zu werden:

  5. Brain Drain ist die langfristige folgenreichste Rückwirkung auf den Angreifer, nämlich der Verlust an Intelligenz. Inzwischen sollen 300.000 meist gut ausgebildete Russen und Russinnen das Land verlassen haben. Sie arbeiten jetzt für Nato-Staaten. Die heutige Spitzenposition der US-Wissenschaft wurde durch die von den Deutschen mit Berufsverbot belegten Juden ermöglicht, Einstein steht für Viele, die von den USA aufgenommen wurden.

Die Beobachtungen zeigen, dass das Böse zwar beeindrucken kann, aber wegen seiner zerstörerischen Dynamik auch sich selber schwächt und auf Dauer schädigt. Weitere Phänomene, wie das Böse sich gegen sich selber kehrt, lassen sich finden. Auch sie zeigen: Die Welt ist nicht auf den Sieg des Bösen hin gebaut.

Das Neue am Weg Jesu war die Gewaltlosigkeit. Wie diese zwischen Staaten mit Militär umgesetzt werden kann, ist noch offen. Verzicht auf Waffen ist nicth die Lösung. Denn die Ukraine wäre wohl nicht angegriffen worden, hätte der junge Staat nicht 1994 die Atomwaffen aus Sowjetbeständen an die Russische Föderation abgegeben. Es bleibt dieFrage,warum junge Männersterben sollen. Russische junge Männer in den Krieg zu schicken, ist Verrat am eigenen Volk und ein Verbrechen. Ob der Tod ukrainischer Soldaten in Kauf genommen werden kann, ist Thema des Beitrages: Was rechtfertigt den Tod der Soldaten


Kategorie: Verstehen

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