Es ist schwer vorstellbar, aber der weitaus größere Teil des Kosmos ist uns nicht zugänglich. So die Hypothese, die eine nicht erkennbare, eine Dunkle Materie aus Messungen der Schwerkraft erschließt. Dieser Teil des Kosmos sowie die Dunkle Energie geben sich den Teleskopen und Teilchenbeschleunigern nicht zu erkennen. Das werden sie wahrscheinlich auch nicht tun, denn die Instrumente der Physik sind aus Atomen gefertigt und registrieren daher erst einmal nur Atomares. Dass etwa 40% des Kosmos eine Wirkung ausüben, jedoch für die physikalischen Geräte nicht greifbare Materie sind, schließt die Physik daraus, dass eine Schwerkraft zu messen ist, die nicht aus der hellen Materie stammen kann. Diese Schwerkraft scheint notwendig, weil sie überhaupt ermöglicht, dass die helle Materie nicht auseinanderfliegt. So konnten erst aus dem Plasma, das nach dem Urknall entstand, Atome und damit Galaxien entstehen. Das erklären Physiker in einem ARTE-Film. Das Rätsel der Dunklen Materie
Die Physik bestätigt das Nicht-Wissen
Die Naturwissenschaften sind also nicht die Instanzen, die uns die Fragen beantworten, die Philosophie und Theologie bisher behandelt haben. Deren Texte werden einfach deshalb als nicht intellektuell nicht vertretbar, weil alles, was behauptet wird, empirisch verifiziert werden muss. Jetzt führt die Physik die materialistisch denkenden Philosophen zu der gleichen Einsicht, die schon Sokrates formulierte: Weisheit liegt in der Erkenntnis, dass unser Nichtwissen sich auf den weitaus größeren Teil der Wirklichkeit bezieht. Auch Theologen wie Thomas von Aquin stellen, nachdem sie viele Seiten geschrieben haben, fest, dass sie viel weniger über Gott wissen als ihnen anfangs bewusst war. Diese Erkenntnis gewinnen Naturwissenschaftler wie Philosophen wohl erst nach intensivem Studium. Deshalb muss man denjenigen Philosophen, die Sophia, also die Weisheit absprechen, die sich Naturalisten nennen, die also nur die Erkenntnisse der Naturwissenschaften gelten lassen, weil diese allein experimentell bestätigt sind. Aber dann müsste mit diesen Erkenntnissen längst die ökologische Wende geschafft worden sein und es dürfte auch keine Kriege mehr geben. Es gibt offensichtlich nicht nur im Weltall, sondern auch im Menschen etwas Dunkles. Wenn Naturalisten dieses Dunkle im Menschen mit der Dunklen Materie erklären könnten, würde die Physik tatsächlich auch die zerstörerischen Seiten im Menschen verstehbar und damit überwindbar machen.
Vielleicht kommt auch Gutes aus dem Dunkeln. Die Affenart Mensch, wir gehören mit 90% unseres Genoms zu der Gattung „Menschenaffen“, bleibt ein Rätsel. Was ist dann mit den 10%.
Philosophie muss mehr bieten als physikalisch oder biologisch entwickelte Ideen
Wir können nicht auf die Naturwissenschaften warten, denn heute werden Kinder geboren, die mit ihrem Menschsein so umgehen sollen, dass nicht Zerstörung der Lebensgrundlagen und Krieg bestimmend bleiben. Die Naturwissenschaften reichen nicht, um ein produktives Zusammenleben zu entwickeln. Die Kinder, die in diesem Jahrtausend geboren wurden und die demnächst ihren Lebenslauf beginnen, werden mit einer viel größeren Verantwortung belastet als ihre Eltern. Denn während unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen und Bonos weiterhin auf einigen Bäumen im afrikanischen Urwald leben, ist der Mensch bis in die Eiswüsten und die Hochgebirge vorgedrungen und hat den Erdball mit Schiffs- und Flugrouten sowie einem digitalen Netz überzogen. Er ist kein Anhängsel der Natur mehr wie die Schimpansen, sondern steht in einem ambivalenten Verhältnis zur Natur. Auf der einen Seite kann er nur eingebettet in sie überleben. Zugleich kann er sie grundlegend verändern, sogar sein eigenes Genom, weil er sie in den letzten 200 Jahren intensiv erforscht hat. Offensichtlich hat er nicht den Überblick gewonnen, um sein eigenes Überleben zu sichern. Das muss an den 10% liegen, die ihn von den Schimpansen unterscheiden. Mit den 10% hat er sich doch wohl den Planeten unterworfen. Dass die 10% auch für die zerstörerischen Impulse allein verantwortlich sind, ist allerdings durch Beobachtungen von Schimpansen überholt. Auch diese führen gegen Artgenossen Krieg, allerdings nur mit Stöcken.
Die Leerstelle Philosophie
Die Philosophie wurde in Griechenland und in anderer Form von den Upanischaden sowie von Laotse und Konfuzius entwickelt, um das auszufüllen, was die Natur nicht im Menschen ohne dessen Zutun bewirkt. Aristoteles nannte das Meta-Physik, also was über die Physik hinausreicht. Diese Fähigkeiten müssen in den 10% des Genoms liegen. Blickt man auf die Physik und das inzwischen gewonnene Wissen über die Evolution, dann gewinnen die Naturalisten auch nach Jahren aus diesen Naturwissenschaften nicht die Erkenntnisse, die die Menschheit befähigen, in Frieden mit der Natur zu leben und endlich mit den Kriegen aufzuhören. Der Naturalismus ist für die entscheidenden Probleme nicht von Nutzen. Drei Punkte bestätigen das:
- Die demokratische Staatsform ist aus der Philosophie geboren. Schon im 14. Jahrhundert hat Wilhelm von Ockham die Volkssouveränität herausgestellt, indem er schrieb, dass das Volk dem Kaiser die Vollmacht gegeben habe, Gesetze zu erlassen. Im 16. Jahrhundert hat die Schule von Salamanca diesen Ansatz systematisiert. Die calvinistische Reformation hat dieses Konzept übernommen.
- "Klima" und "Krieg" fordern nicht neue Erkenntnisse der Naturwissenschaften, sondern ein erheblich größeres Verantwortungsbewusstsein für die ganze Erde und die ganze Menschheit. Die Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen reicht nicht. Ökologie und Kriegsdrohungen sind durch effektive Handelsbeziehungen keine Auslaufmodelle geworden.
- Ein Materialismus beantwortet die Frage nach dem Ursprung nicht. Konnten Philosophen bis ins 20. Jahrhundert noch davon ausgehen, dass die Materie die Ursubstanz darstellt, so hat nicht die Philosophie, sondern die Astrophysik festgestellt, dass dieser Kosmos vor 13,8 Milliarden Jahren entstanden ist. Damit sind aber nicht die Regeln der Logik entstanden, weil diese keinen Anfang haben. Die Frage, ob die Idee der Gerechtigkeit und der Wunsch, nach dem Tod in einer besseren Welt zu leben, auch aus dem Urknall erwachsen sind, sollten die Naturalisten nicht unbeantwortet lassen. Auch wenn man von einem Leben nach dem Tod nicht überzeugt sein muss, muss man als Philosoph, der sich auf die Naturwissenschaften beruft, trotzdem erklären können, wie Materie beschaffen sein muss, damit sie mit den Neuronen des Gehirns etwas denken kann, was nicht in dieser Materie stattfindet. Die Geburt der Philosophie in Griechenland, Indien und China ist genau die Epoche im 6. Jahrhundert v.Chr. in der die Gehirne das an mehreren Orten unabhängig voneinander konnten. Kann man das mit Physik oder Biologie erklären?
Die Aufgaben der Philosophie sind nicht erledigt
Es gibt offensichtlich eine gemeinsame Herausforderung von Philosophie und Naturwissenschaften: wie gelangt der Mensch zu einem Verantwortungsbewusstsein, das die Biosphäre und damit ihn selbst überleben lässt? Und wie schafft Philosophie die Drohung mit einem Atomschlag aus der Welt? Wenn der nicht danebenliegt, müssten die Naturwissenschaften das doch wenigstens annäherungsweise herausbekommen haben. Solange es von diesen dafür keine Erklärung gibt, ist ein Krieg kein Naturereignis, sondern von Menschen gemacht. Können die Naturalisten zumindest aufzeigen, mit welchen Erkenntnissen der Naturwissenschaften das möglich sein wird?
Dazu sind in gleicher Weise die Religionen gefragt. Dass sie genauso „leer“ wie die naturalistische Philosophie agieren, zeigt die Kriegstreiberei der russisch-orthodoxen Kirche. Eigentlich müsste s den anderen Kirchen gelingen, diese Kirche zu einem Friedensfaktor zu „wandeln“.
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