Der Friedenspalast in den Haag, Sitz des internationalen Gerichtshofes. Foto hinsehen.net E.B.

Macht ist gewaltfrei mächtiger

Kaum hat das neue Jahr begonnen, eskaliert einer der vielen Konflikte militärisch. Macht ist aber nicht einfach militärische Überlegenheit. Das musste die größte Militärmacht, die große USA gegen den David Persien, erkennen. Könnte 2020 ein Lernprozess einsetzen?

Umdenken würde der Blick auf den Weg Jesu ermöglichen. Mit dem Kind im Stall hat Gott ja ein Projekt gestartet, das zum Aufbau eines Reiches führen soll. Dass das Reich Gottes kommt, war das Versprechen Jesu. Es ist gar nicht so utopisch. Wenn wir in der Richtung dieses Reiches denken und uns das Handeln Gottes weiterhin nicht nach unseren Mustern vorstellen. Etwa so: Gott ist mächtig, also wird er den Menschen zeigen, dass er sich durchsetzen kann. Aber der wirklich Mächtige braucht diese Machtmittel nicht.

Kriege sind eher die Machtspiele der Verlierer

Die Kriege, die in den letzten Jahrzehnten geführt wurden, kannten keine wirklichen Sieger. Es ging bis zum Zweiten Weltkrieg um die Vormacht in Europa. Die Europäer haben daraus gelernt und sind weitgehend zu der Überzeugung gekommen, dass Kriege zu kostspielig sind. Diese Einsicht scheint kein Exportgut zu sein. Die Europäer haben noch nicht Machtmittel entwickelt, um Einfluss auf die Kriegsparteien zu nehmen. Es wird immer wieder die Ohnmacht beklagt. Aber kann man nicht in Richtung des Reiches Gottes konkret denken? Gibt es ein Institut oder vielleicht sogar in den Kirchen Thinktanks, die sich von den Ideen des Reiches Gottes inspirieren lassen? Dass die Kriege nur kosten und langfristig die Entwicklungschancen der Kriegsparteien beschneiden, ist wohl die Überzeugung nicht nur der Mehrheit der Europäer. Daraus könnte man Machtmittel schmieden.

Lehren aus den Konfessionskriegen weitergeben

Die Kirchen haben nicht nur einen Gründer, der prinzipiell auf Machtmittel verzichtet hat, sondern auch einschlägige Erfahrungen mit Religionskriegen. Sie können im Rückblick die Einsicht gewinnen, dass Religionskriege das beste Mittel sind, Religion zu zerstören. Gleich danach folgt Machtausübung im Nahbereich, nämlich Glaubensüberzeugungen erzwingen, die Posten im öffentlichen Leben an die eigenen Leute zu verteilen, sexueller Missbrauch ...
Im Nahen Osten liegen die vielen Kriegsfronten nicht nur zwischen Israel und den muslimisch geprägten Staaten, sondern zwischen Schiiten und Sunniten. Anders als im Christentum ist in der Gründungsurkunde des Islams militärische Überlegenheit ein Zeichen für die Gnade Gottes. Das Religionsgespräch könnten die Christen über diese Erfahrungen führen. Die katholische Kirche könnte als Wiedergutmachung für die Duldung des sexuellen Missbrauchs eine Friedensinitiative durch Religionsgespräche starten. Es würde genügen, die Folgen des Dreißigjährigen Krieges darzustellen. Der in Syrien stattfindende Krieg zwischen Alawiten und Sunniten ist nur die Fortsetzung des 1. Golfkrieges, den Saddam Hussein 1980 gegen Persien begann und der bis 1988 dauerte. Dann der Überfall auf Kuweit, dann der Krieg der USA gegen Saddam, mit dem Krieg zwischen den schiitischen Alawiten und den von Saudi-Arabien unterstützten Sunniten begann. Die USA immer verwoben, ohne Frieden schaffen zu können.

Es geht auch um die Kontrolle über die Ölquellen

Die Spannungen in der Region verlocken die USA zum Eingreifen, weil es um Zugang zu den größten Erdölvorkommen geht. Würden Europa und die USA sich von Ölimporten weniger abhängig oder sogar ganz unabhängig machen, würden die Spannungen im Nahen Osten erheblich verringert. Das würde auch auf der wichtigsten Kriegsfront ein Umdenken einleiten. Wir führen inzwischen einen weltweiten Krieg gegen die Bäume, ob in Sibirien, im Amazonasgebiet, in Kalifornien und in Australien. Wir verbrennen nicht nur Millionen Bäume, wir nehmen mit dem weiter steigenden Kohlendioxydausstoß den jungen Pflanzen den notwendigen Regen und töten Milliarden Tiere, die keine Autos haben, um den Flammen zu entfliehen.

Der richtige Machtwechsel

Kriege, Kohlendioxydausstoß, Brandrodungen werden in Gang gesetzt, weil die Verursacher sicher sein können, dass es genügend Feuerwehrleute, Ärzte, Krankenschwestern, Einsatzteams gibt, die bereit stehen, die Schäden wieder auszuräumen. Irgendwie werden Ingenieure Verfahren entwickeln, die den Klimakollaps abwenden. Um das zu ändern, braucht es keine Kriegsschiffe, sondern nur Mobilisierung. Diese Rettungsmannschaften sind groß genug, dass sie mehr Einfluss ausüben könnten.
Z.B. die Feuerwehren: Brennt es, dann kommt alles auf die Effektivität der Feuerwehren an. Warum gibt man ihnen erst dann Einfluss, wenn das Feuer ausgebrochen ist und nicht schon bei der Anlegung von Straßen und Wegen, bei dem Bau von Wasserbecken und der Beseitigung des Unterholzes? Warum sind das Rote Kreuz, die UN-Hilfswerke, die Sozialdienste der Religionen immer nachrangig zu Militär und Wirtschaft? Sie haben so viel Rückhalt durch ihre Freiwilligen, den sie in Macht verwandeln können. Sie könnten erreichen, dass sie z.B. im UN-Sicherheitsrat die gleichen Stimmrechte haben wie die Staaten. Sie müssten nur ihre Mitglieder und Unterstützer mobilisieren. Eine Sechzehnjährige hat doch vorgemacht, wie das geht.


Kategorie: Analysiert

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