Kanonen im Kreml-Arreal Foto: hinsehen.net, E.B.

Kriegstreiber brauchen Kriegswillige

Kriegstreiber brauchen Kriegswillige

Die folgenden Informationen stammen von Weißrussen und Ukrainern, die ich zufällig getroffen habe. Zwei Punkte zeigen, dass es nicht allein der Krieg Putins ist.

1.       30% der Bevölkerung Weißrusslands sind positiv gegenüber Putin eingestellt. Jedoch etwa 90% wollen den Krieg nicht. Lukaschenko kann daher nicht damit rechnen, dass seine Truppen kämpfen. Es sind aber nicht nur die Soldaten, die ihr Leben nicht aufs Spiel setzen wollen, sondern ihre Familie und ihr Freundeskreis würde das nicht unterstützen. Auf Russland übertragen hieße das, dass ein größerer Teil der russischen Bevölkerung immer noch den Krieg will. Beim Zweiten Weltkrieg gab es eine ähnliche Konstellation. Franco, war wie Lukaschenko mit Russland, mit den faschistischen Regierungen in Deutschland und Italien eng verbunden. Ohne die Unterstützung durch Hitler hätte Franco nicht seine Herrschaft aufrichten können.

2.      Aus der Ukraine erhielt ich die Einschätzung, dass immer noch etwa 60% der Russen hinter Putin stehen. Mir wurde ausdrücklich gesagt, es sei nicht der Krieg Putins, sondern der der Russen. Und wenn Putin die Zügel aus der Hand gebe, werde ein anderer dessen Politik weiterführen.

Wenn Lukaschenko die Russen mit Waffen versorgt, dann will er auf der einen Seite verhindern, dass der Demokratie-Funke auf sein Land überspringt und zugleich das Risiko vermeiden, dass seine Soldaten desertieren. Er kann nur Diktator bleiben, wenn er es bei Waffenlieferungen bewenden lässt.  

Krieg, das gilt dann auch für den Zweiten Weltkrieg, kann nicht ohne die Zustimmung der Bürger gewonnen werden. Für die Russen ist die Ukraine Kleinrussland, unentbehrlich wegen der Landwirtschaft und der gut ausgebildeten Bevölkerung. Russland braucht die Ukraine, um wieder Großmacht auftreten zu können. Die Bevölkerungszahl wie die Produktivität der Wirtschaft würde nicht ausreichen, dass Russland eine Großmacht wäre. Im Moment kann sie sich schon mit England oder Frankreich nicht mehr messen. Italien hat ein höheres Bruttosozialprodukt als Russland.

Der Krieg ist aus russischer Sicht eine zu erzwingende Wiedervereinigung. Aus der Sicht der Russen „gehört die Ukraine uns“. Dasselbe denken Russen über die baltischen Staaten. Das galt schon für die Krim. Putin erhielt große Zustimmung, als er die Halbinsel besetzte. Wenn ihm das mit der Ukraine gelänge, würden seine Zustimmungswerte noch viel höher steigen.
Warum er so vorsichtig war und nur von einer „militärischen Intervention“ sprach, müsste näher untersucht werden. Auf jeden Fall stimmt die westliche Einschätzung nicht, Putin hätte Schwierigkeiten, den Russen die Notwendigkeit des Krieges zu erklären. Er muss ein Eingreifen der NATO befürchtet haben. Falsch eingeschätzt hat er jedoch nicht den Widerstandswillen der Ukrainer. Schon 2022 hat der russische Geheimdienst nicht gewusst, wie entschlossen die Ukrainer eine russische Einflussnahme auf ihr Land zurückweisen würden. Jetzt hat er die Hinweise nicht ernst genommen, weil er den Ukrainern nicht zugetraut hat, dass sie auf russisches Gebiet vorstoßen.


Kategorie: Analysiert

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