#Kirche #limburg #Medien

Bild: Thomas Porwol

Katholische Kirche in Deutschland – so geht es nicht weiter:

Im Jahr 2013 ist die deutsche Kirche durch ein Bauprojekt erschüttert worden. 31 oder bald auch 40 Millionen für ein paar Häuser auf dem Limburger Domberg haben nicht nur die Rechnungsprüfer auf den Plan gerufen, sondern den Großteil der Katholiken gegen ihr Kirche aufgebracht. Es sind nicht nur Laien, die mit den Klerikern unzufrieden sind, sondern auch viele Priester, die sich kritisch geäußert haben. Der Geldbetrag allein kann allerdings die Emotionen nicht erklären. Es muss mehr sein als einige Millionen einer an sich reichen Kirche, die sich einen Punkt gesucht hat, wo der Blitz einschlagen konnte. Der Limburger Dom stellt sicher ein viel größeres Bauvolumen dar, von Volkserhebungen gegen dieses Projekt, das um die Jahrhundertwende zum 13. Jahrhundert errichtet wurde, ist nicht überlieferte. 1235 wurde er problemlos eingeweiht. Es kann nicht einfach das Bauprojekt sein, das die Katholiken bewegt. Die Unzufriedenheit muss tiefer sitzen. Für eine fundierte Diagnose ist es wohl noch zu früh. Vielleicht braucht es eines weiteren Vorfalls, den die deutsche Kirche nicht zu lösen vermag, um allen offenzulegen, woran diese Kirche krankt. Hier soll nur das offensichtliche Ende einer Epoche aufgezeigt werden.

Im Jahr 2013 ist die deutsche Kirche durch ein Bauprojekt erschüttert worden. 31 oder bald auch 40 Millionen für ein paar Häuser auf dem Limburger Domberg haben nicht nur die Rechnungsprüfer auf den Plan gerufen, sondern den Großteil der Katholiken gegen ihr Kirche aufgebracht. Es sind nicht nur Laien, die mit den Klerikern unzufrieden sind, sondern auch viele Priester, die sich kritisch geäußert haben. Der Geldbetrag allein kann allerdings die Emotionen nicht erklären. Es muss mehr sein als einige Millionen einer an sich reichen Kirche, die sich einen Punkt gesucht hat, wo der Blitz einschlagen konnte. Der Limburger Dom stellt sicher ein viel größeres Bauvolumen dar, von Volkserhebungen gegen dieses Projekt, das um die Jahrhundertwende zum 13. Jahrhundert errichtet wurde, ist nicht überlieferte. 1235 wurde er problemlos eingeweiht. Es kann nicht einfach das Bauprojekt sein, das die Katholiken bewegt. Die Unzufriedenheit muss tiefer sitzen. Für eine fundierte Diagnose ist es wohl noch zu früh. Vielleicht braucht es eines weiteren Vorfalls, den die deutsche Kirche nicht zu lösen vermag, um allen offenzulegen, woran diese Kirche krankt. Hier soll nur das offensichtliche Ende einer Epoche aufgezeigt werden.

Limburg: konservativ gegen progressiv?

Der Limburger Konflikt wurde von Kirchenleuten so gedeutet, dass ein konservativer Bischof auf den erbitterten Widerstand einer liberalen Pfarrerschaft gestoßen ist. Limburg müsse wieder auf „Linie gebracht werden“. Aber auf welche Linie? Eine feierliche Liturgie im Dom und Bauten, die auch weniger aufwändig hätten errichtet werden können, diese konservative Botschaft sendet der Limburger Bischof in die Lande. Er hat auch die Zusammenlegung von Gemeinden in Großpfarreien veranlasst. Das geht nicht ohne Konflikte über die Bühne, wurde aber bisher nicht als Grund für die Empörung der Katholiken genannt. Worum geht es dann. Welche Positionen zur Verteidigung des Bischofs haben der Kölner Kardinal und der Chef der römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Müller, ins Feld geführt, als dass alles eine übel angezettelte Medienkampagne sei. Wenn dem so wäre, warum ist es den Konservativen nicht gelungen, die Kampagne zu stoppen? Die Antwort kann erst einmal für den außenstehenden Beobachter nur heißten: Sie haben keine anderen Themen wie die Opponenten, nämlich ob die Bauten auf dem Domberg zu vertreten sind oder nicht. Beide Seiten unterscheiden sich nur in der Einschätzung. Aber es gibt andere Themen, die die Konservativen besetzen könnten, um von dem Domberg abzulenken: Dass es für die deutsche Kirche auch um die Integration der vielen Katholiken anderer Muttersprache geht, um das „Fertigwerden“ mit dem Internet, eine fundierte Auseinandersetzung mit der Wirtschaftskrise, mit der inneren Aushöhlung des familiären Lebens, dass es eine spirituellen Sehnsucht gibt. Aber es sind offensichtlich nicht die Themen der Konservativen. Was die katholische Kirche und vor allem ihre Öffentlichkeitsreferenten offensichtlich nicht gelernt haben, um solche Kampagne zu entschärfen. Nicht stur dagegen halten, sondern neue Themen setzen.

Aber außer weiter steigenden Baukosten und der Leugnung, 1. Klasse geflogen zu sein, hat auch der gutwillige Katholik nichts gehört. Sind damit die Konservativen die „Schuldigen“ und haben die sog. Progressiven wieder einmal Recht bekommen?

Es fehlen genauso die Perspektiven der „Linken“

Das Bistum könnte sich, ohne sich mit dem in einem Kloster lebenden Bischof anlegen zu müssen, nach Perspektiven für die Zukunft suchen. Von der Politik sind wir es gewohnt: Wer die Mehrheit gewonnen hat, soll es anders machen als die vorherige Mehrheit. Man hört von der anderen Seite jedoch nur weiter das, was schon vor der Klosterklausur des Bischofs Ziel war: „Der Bischof muss weg!“ Aber was dann, welche Perspektive wird für das Bistum entwickelt? Irgendwie wartet man auf einen Neuen, der irgendwelche Wunder vollbringen soll. Aber spricht Gott nicht direkt durch die Zeitläufe, ohne dass es besonderer Wundertäter bedarf. Zuerst muss die deutsche Kirche, ob links oder rechts gestrickt, ernst nehmen, dass ein mittelgroßes Bauprojekt die Grundfesten so erschüttern kann. Alle Beteiligten sollten sich darüber klar werden, dass es „so“ nicht mehr weitergehen kann. Dafür eine Teildiagnose

Die Postmoderne verlangt nicht Strukturen, sondern die Person

Wenn Konservative wie Progressive das Bistum Limburg nicht aus der Situation herausführen kann, dann fehlen dem Bistum wie aber auch dem Kollegium der Bischöfe, zu dem ja der Limburger Bischof gehört, die Mittel zur „Heilung“. Offensichtlich fühlen sich alle von den Vorfällen in Limburg betroffen, auch die Vorzeigeinstitutionen der deutschen Kirche, die weltweiten Hilfswerke verzeichnen einen Rückgang der Spendenbereitschaft. Und warum fühlt sich die katholische Kirche in Deutschland so ohnmächtig den Medien ausgeliefert?

Weil alle, ob konservativ oder progressiv, auf Strukturen und nicht auf den Glauben setzen. Die sog. konservativen Bischöfe, ob der Kölner Kardinal oder der von ihm promovierte Limburger Bischof Tebartz van Elst insistieren auf der Einhaltung der Regeln. Bei der Liturgie wird es besonders deutlich: Nicht die persönliche Gebetshaltung, die aktive Mitfeier, sondern das Beachten liturgischer Vorgaben, z.B. dass ein Laie in der Messe nicht predigen darf, sind die Punkte, auf die Wert gelegt wird. Wenn es um Fragen des Zusammenlebens geht, wird von diesen Vertretern des deutschen Katholizismus kaum der innere Geist beschworen, sondern sie gehen mit Protesten an die Öffentlichkeit, wenn z.B. eine Bundeskanzlerin zum zweiten Mal verheiratet ist. Wenn Widerspruch von Hauptamtlichen oder kirchlichen Gremien artikuliert wird, setzen die Konservativen nicht selten Druckmitten ein, so die Abberufung von einer Stelle oder die Streichung finanzieller Zuschüsse. Sie vertrauen offensichtlich auf die ihnen zur Verfügung stehenden Machtmittel.

Sind die Linken weniger struktur-verliebt? Auch sie orientieren sich weniger an den Inhalten als daran, dass Entscheidungen „demokratisch“ erfolgen. Im Konfliktfall stehen sie eher auf der Seite des Untergebenen, während die Konservativen den Konflikt als Infragestellung des Amtes interpretieren. Die Linken erwarten die weiterführenden Themen, um die es der katholischen Kirche gehen soll, aus den Gremien. Was aber, wenn keine kommen? Welche Zeitschrift, welche Fakultät, welcher Orden ergreift die Initiative? Wenn die zentralen Aussagen der katholischen Kirche hinter Auseinandersetzungen um ein bischöfliches Bauprojekt oder in komplizierten Gremienverfahren versteckt bleiben, dann sind das nicht die Themen der Menschen.

Das Geld, nicht die Religiosität halten die katholische Kirche in Deutschland

Ein wichtiger Faktor ist das Geld: Die deutsche Kirche kann Strukturen aufrecht erhalten, die gar nicht mehr von einer lebendigen Gemeinde getragen werden. Ausländische Besucher, die Einblick in Gemeinden gewinnen, sind von der Kärglichkeit des Lebens in vielen Gemeinden überrascht. Anderswo hätten sich die Gemeinden, für die sich ihre Mitglieder kaum noch interessieren, längst aufgelöst. Wo liegen die Perspektiven:

Das Hören auf den Zeitgeist erwartet nicht zuerst funktionierende Strukturen

Die katholische Kirche ist nicht die Bundesbahn. Sie steht auch nicht für eine funktionierende Justiz. Von ihr wird nicht zuerst erwartet, dass sie funktioniert. Was aus der Lektüre des Zeitgeistes ins Auge springt, ist das Andere, was das innere Leben bestimmt, eine gelebte Religiosität. Deutschland krankt nicht an der häufigen Unpünktlichkeit der Bahn noch ist der Fluglärm das drängendste Problem des Rhein-Main Gebietes, sondern die Einschnürung des inneren Lebens durch berufliche Anforderungen, die hohe Folgekosten der Mobilität und, was den meisten noch nicht bewusst ist, die völlige Aushebelung der Privatsphäre durch die großen Internetunternehmen. Der Staat kann darauf nur mit Strukturreformen reagieren, die Kirchen haben ein spirituelles Potential. Das symbolisiert sich nicht durch repräsentative Bauten, so wie in der Zeit, als der Limburger Dom gebaut wurde. Es ist genau das, was die Menschen von den Lippen des Papstes ablesen. Wer das Auftreten des Argentiniers mit dem der deutschen Bischöfe vergleicht, muss sich über die Diskrepanz wundern. Es wird kaum möglich sein, die Bauten auf dem Limburger Domberg mit irgendeiner Aussage des Papstes in Verbindung zu bringen. Anders als sein Vorgänger hat der neue Papst die deutsche Kirche noch nicht auf ein neues Armutsideal verpflichtet, dass aber die Diskrepanz zwischen Rom und deutscher Kirche zu dem heftigen Echo auf die steigenden Limburger Baukosten erst verständlich macht, ist vielen Katholiken nicht klar, aber fast jedem Außenstehenden, den man zu den Limburger Vorgängen befragt.

Es ist auch eine moralische Frage

Limburg wurde deshalb zu einem Medien-Skandal, weil alles andere als Transparenz Maßstab war. Systematisch wurde von der Öffentlichkeitsarbeit ein Schleier um die wahren Kosten gewebt. Das Misstrauen musste wachsen. Kein Bischofskollege und auch der zuständige Erzbischof für Limburg, der Kölner Kardinal, haben das Gewebe aufgerissen. Es musste ein Kardinal aus Rom anreisen. Wie wollen die Konservativen, auch wenn man auf den ehemaligen Bischof von Augsburg, Mixa schaut, Glaubwürdigkeit beanspruchen. Limburg dürfte das Ende des Versuchs darstellen, einfach das Konservative als Rettung der deutschen Kirche hinzustellen. Das vom Papst vertretene Armutsideal war noch nie eine von den Konservativen angenommene Herausforderung.

Gestalten die Progressiven dann die Zukunft?

Sie hätten alle Chancen, aber nehmen sie sie wahr. Mit Aufhebung des Zölibats oder die kirchliche Anerkennung einer zweiten Heirat nach einer Scheidung gewinnt man in der Postmoderne keinen Blumentopf mehr. Sexthemen sind einfach nicht mehr so prickelnd. Vielleicht bringt das Jahr 2014 neue Impulse aus dem progressiven Lager, so wie es einmal die vielen Gruppen vermochten, die Kontakte zu Lateinamerika und den Missionskirchen in Afrika und Asien aufbauten. Vielleicht sind es die Kinder dieser Protagonisten, die endlich ihre Altersgenossen aus spanischen, indischen, afrikanischen, kolumbianischen Familien in die Pfarrgemeinderäte bringen und damit neues Leben in die vielen überalterten deutschen Gemeinden holen.

Wenn sich aber nichts regt

Bisher sind aus dem progressiven Lager keine zukunftsweisenden Aufbrüche zu vernehmen. Wahrscheinlich erlahmt dieses Lager, weil es die Konservativen als Gegner verloren hat. Wenn die Diagnose stimmt, dass die deutsche Kirche deshalb durch das Limburger Bauprojekt so grandios unterging, weil sie keine eigenen Themen hat, dann bleibt ihr nichts anderes als der FDP übrig. Sie muss in sich gehen, die alten Gräben zwischen Rechts und Links verlassen und gemeinsam nach dem suchen, was ihr Gott für die Postmoderne längst aufgetragen haben muss.

Eckhard Bieger S.J.


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