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„I know what the hell I’m doing“ - Trumps Strategie

Es ist tatsächlich eine durchdachte Strategie. Sie nüchtern anzuschauen, ermöglicht erst eine europäische Strategie. Ein US-Präsident muss bei 36 Billionen (nicht Milliarden) Staatsschulden und einem riesigen Handelsdefizit handeln. Zölle, Inflation, Abwertung des Dollars sind die Maßnahmen. Sie kommen zumindest dem Klima zugute. Wie Amerika damit „great“ wird, müssen die Europäer sich nicht fragen.

Es ist nicht mehr die USA, die wir gerade in Deutschland als Schutzmacht und beim Aufbau einer Demokratie kennengelernt haben. Jetzt kommen uns ganz andere Amerikaner entgegen, 53%, die Trump gewählt haben. Sie haben ein Programm gewählt, das jetzt umgesetzt wird.  

Die USA brauchen ein radikales Umsteuern. Das Land hat sich in ein immer größeres Handelsdefizit manövriert, es schiebt einen Schuldenberg von 36 Billionen, nicht Milliarden, vor sich her. Mit dem Dollar bieten die USA nicht nur die Leitwährung, sondern auch Staaten wie Unternehmen die Möglichkeit, sich mit Dollaranleihen günstiger zu verschulden als mit der eigenen Währung.Darins ehen die Protagonsiten der hohen Zölle einen nachteil für ihr Land.

China nimmt den Fehdehandschuh auf

Als Trump auf die Weigerung Chinas, klein beizugeben, am 9.4. den Zoll auf 104% erhöhte, hat er aufs Ganze gesetzt. XI kommt aber nicht wie Japan, Korea u.a. Regierungschefs als Bittsteller. Dann hätte er sich Trump unterworfen. Weil er das nicht tat, erhöhte Trump zwei Tage später den Zoll auf 125%. Die EU bewahrt sich auch die eigene Handlungsfähigkeit. Sie wird allerdings nicht so wie China unter Druck gesetzt. China wird wohl Trump nicht den Gefallen tun, seinen „Arsch küssen“ wie es von 70 Ländern heißt. Xi brauchte nur 48 Stunden zu warten, bis der US-ÜPräsident zurücksteckte.
In der zweiten Aprilwoche ändert sich die Welt. Da Trump aufs Ganze geht, wird sich die Zukunft der USA entscheidend ändern. Kann seine Regierung den anderen ihre Bedingungen diktieren? Die Aussage Trumps „Sie küssen mich am Arsch“ zeigt, dass es um Unterwerfung unter die Bedingungen geht, die die USA formulieren.

Die Fertigung zurückholen

Das Land ist im Vergleich zu China wie auch zu Deutschland deindustrialisiert. Die Ideen, z.B. das iPhone, werden in den USA entwickelt, schaffen jedoch in Asien Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, weil sie dort gefertigt werden. Die Japaner und Deutschen verkaufen sehr erfolgreich in den USA ihre Autos, US-Modelle finden im Ausland kaum Absatz. In Detroit herrscht Arbeitslosigkeit, in Wolfsburg bis vor Kurzem Vollbeschäftigung. Wegen des geringen Exports von Industrieprodukten hat sich ein riesiges Handelsdefizit aufgebaut. Die Zölle sollen die Fertigung in die USA zurückholen. Deshalb werden Thailand und Vietnam mit 50% und China mit 125% Zoll belegt, um die amerikanischen Spitzenprodukte wieder im Land herzustellen. 

Inflation für den Schuldenabbau

Unter Bidens Präsidentschaft war die Inflation ein starkes Argument gegen die Regierung. Trump erklärt, diese sei nicht so bedenklich. Er sagt nicht, dass wohl nur so der Staat den Schuldenberg abbauen kann.

Abwertung des Dollars

Der Dollar ist bisher die Währung, über die der Handel sehr viel einfacher abgewickelt werden kann als die jeweiligen Landeswährungen gegenseitig zu verrechnen. Weil die ganze Welt Dollars nutzt, konnten die USA den riesigen Schuldenberg aufhäufen, weil Geld aus vielen Ländern in Dollars risikofrei angelegt werden konnte. Mit diesem Zufluss konnten die USA ihre Wirtschaft gegen das Handelsdefizit stabil halten. Die Chinesen z.B., die ihren Handelsüberschuss in Dollars angelegt haben, würden sehr viel Geld verlieren, wenn sie ihre Anleihen auf den Markt werfen würden, um den Dollar zu schwächen. Denn dann ging der Kurswert der Anleihen nach unten. Wenn der Dollar jetzt an Wert verliert, verringert das die Schulden. Die anderen Länder, vor allem China, beteiligen sich damit nicht nur durch die Zölle am Abbau der Schuldenlast, ihr in Dollar angelegtes Geld schmilzt mit jedem Prozent der Abwertung des Dollars. Es ist zu erwarten, dass Trump Schuldennachlass erzwingen will, indem er den Ländern den Zugang zum großen US-Markt verschließt, wenn diese sich weigern. 

In den USA investieren

Die Re-Industrialisierung des Landes ist ohne Fabrikansiedlung ausländischer Firmen nur langfristig möglich. Dafür gibt es ein einfaches Mittel, das Irland sehr erfolgreich angewandt hat: Keine Unternehmenssteuern. Zusammen mit den hohen Zöllen zwingt das die Unternehmen, in den USA für den dortigen Markt zu produzieren. 
Es gäbe natürlich andere Maßnahmen, wie die USA ihre wirtschaftliche Position verbessern können. Diese verlangen eine langfristige Strategie. Wirklich gestärkt ginge das Land aus einem Reformprozess heraus, wenn es seine Exportkraft deutlich erhöhen würde. Das würde das Handelsdefizit reduzieren und richtige, nicht geliehene Dollars ins Land bringen. Im Moment kann Trump aus einer Position der Stärke handeln. Die Stärke beruht aber auf der Schwäche der Industrienation USA. In den USA können Firmen anderer Länder sehr viel verkaufen. Auch schmilzt der Vorsprung der digitalen Unternehmen. Zwar haben die USA die meisten Patente für digitale Hard- und Software. Aber China zeigt, dass es ohne diese Patente bei der Künstlichen Intelligenz gleichziehen kann.

Die Maßnahmen der neuen Regierung folgen einer Logik. Warum die übrige Welt sich so überrascht zeigt, erklärt sich wohl damit, dass man das von den USA nicht erwartet hatte. Dass es eingetreten ist, kann allerdings nicht allein durch die wirtschaftliche Situation erklärt werden. Die Bürger des Landes haben mit Trump das bisherige System abgewählt.

Das Ende der links-liberalen Epoche

Nicht nur in den USA, nicht nur in Europa, sondern in Indien, in Israel, in Argentinien zeigen sich tiefgehende Umschichtungen der Kultur und der Wertpräferenzen. Wie bei anderen Revolutionen suchen die Veränderer die alten Eliten mundtot zu machen. Gegen den Revolutionär Trump sollen keine Gegenstimmen laut werden. Für ihn war die Niederlage gegen Biden ein erheblicher Rückschlag, der sich nicht wiederholen soll. Wenn in Europa erwartet wird, dass sich eine Opposition gegen Trump meldet, dann hat diese Opposition die Mehrheit der Wähler gegen sich. Die Beamtenschaft musste deshalb ausgeschaltet werden, weil Washington zu 90% Harris gewählt und bereits in der ersten Amtszeit Trump Widerstand geleistet hat. Wenn 90% der Bundesbeamten gegen das Regierungsprogramm des obersten Dienstherrn sind, dann ist die Entlassungswelle wie die Erhöhung der Zölle eine schnelle Maßnahme. Es wird damit allerdings auch viel Know how in die Arbeitslosigkeit geschickt. Das Tempo der Umstellungen ist im Hinblick auf den Erfolg zu sehen. Die Gegenkräfte konnten sich national wie international nicht so schnell organisieren.

Die USA sind nicht erst seit dem Amtsantritt Trumps anders geworden. Wieder einmal haben die deutschen Journalisten und wohl auch die deutsche Botschaft wie bei Russland nicht mitbekommen, dass sich auch die USA wie vorher Russland gegen das liberale Europa wenden. Die Richtung, die an die Macht gekommen ist, will die Herrschaft der Linksliberalen abschaffen und sich nicht weiter durch deren Kritik belästigen lassen

Ein erster, wohl nicht geplanter positiver Effekt: weniger CO²

Die Zölle werden die internationalen Handelsströme ausdünnen. Die Produktionsanlagen, die in den USA entstehen, werden energieeffizienter sein, einfach deshalb, weil das Geld spart. So sorgt die Regierung für eine wirkungsvolle Reduktion des Triebhausgases

Zwei weitere Fragen:
Sind Zölle die Lösung und warum sind die Evangelikalen für Trump? Diese zwei Fragen sind schon in früheren Beiträgen aufgegriffen worden:

In Trumpzölle wirken nur kurzzeitig zeigt Ulrich Lehmann nicht nur die Konsequenzen von Zöllen auf, sondern dass das wirtschaftliche Gewicht der G7-Staaten bereits geringer ist als das der Brics-Länder
Der Beitrag Warum wählen Christen die Republikaner versucht eine Erklärung. Die Republikaner stehen für das ursprüngliche Amerika, einer von Europaflüchtlichen aufgebaute Neue Welt. Dieser bestimmende Teil der Bevölkerung könnte, wenn die Migration nicht gestoppt wird, bald die Mehrheit verlieren.

Die Welt ordnet sich neu

Zur Abschätzung der Veränderungen hilft ein Vergleich mit dem Planetensystem: Wenn ein neuer dazu kommt oder einer seine Umlaufbahn wechselt, ändert das das ganze System. Da die Maßnahmen der letzten 3 Monate nicht mehr rückholbar sind, haben wir eine fundamentale Neuorganisation des Weltgefüges erlebt.

Ich bin froh, nicht Teil einer an der westlichen Welt orientierten Kirche zu sein. Die Römische setzt schon lange auf die südliche Halbkugel. Zwar haben die USA und Europa noch mehr Geld, aber in der Kirche zählt das Engagement, das am Priesternachwuchs und den Eintritten in Ordensgemeinschaften abgelesen wird. Wie das Römische Reich, so scheint mir, geht auch die Epche dieser Staaten zuende. Die Unsicherheiten und die daraus folgendene Wirren nehmen zu. Überzeugende Konzepte entstehen in solchen Zeiten nicht.

Links:
Trumpzölle wirken nur kurzzeitig
Warum wählen Christen die Republikaner
Trump – warum unbedingt eine Mauer 


Kategorie: Verstehen

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