Die digitale Welt verändert uns. Wir fühlen uns nicht mehr bloß verbunden, sondern die Anderen sind über die Messengerdienste da, wenn sie WhatsApp u.a. eingeschaltet haben. Ebenso die Gedanken, die Forschungsergebnisse, die Börsenkurse, das Wetter. Wikipedia versammelt einen großen Teil des Wissens, ChatGPT beantwortet unsere Fragen.
Unsere Welt ist digital geworden
Wir sind anders in der Welt. Die, die mit den digitalen Medien groß geworden sind, haben ihren Verstand mit dem Internet gekoppelt und ihr Gedächtnis zu einem großen Teil ins Netz verlegt. Die Algorithmen übernehmen immer mehr Gedankenarbeit. Damit ist der Raum für die Religion auch digital geworden.
Wenn von der Gegenwart des Geistes ausgegangen wird, ist das Internet Konkurrenz oder bringt es uns auch näher zu Gott?
Die Missionare waren neben den Handelsleuten Betreiber der Globalisierung. Beide und die Entdecker haben Europa und die USA mit allen Kontinenten vernetzt. Diese Beziehungen haben sich schrittweise entwickelt. Mit der Erkenntnis, dass die Erde eine Kugel ist, setze Kolumbus die Segel westwärts, um das im Osten liegende Indien zu erreichen und landete an der Küste des amerikanischen Kontinents. Magellan war der erste, der diese Kugel ganz umrundete.
Das Flugzeug ermöglichte, nicht nur die Küsten zu erreichen, sondern jeden Ort auf dem Globus. Das Telefon funktionierte weltweit. Noch näher ist Menschheit durch das Netz zusammengerückt. Wir sind global, auch in unserem Fühlen. Alle haben an allem teil:
Teilhabe am Objektiven Geist
Bisher beherbergten die Bibliotheken den "Objektiven Geist", der in Texten und Bildern vom Kopf der Autoren, der Maler und Fotographen in ein Medium übergegangen war. Jeder kann durch das Internet an dem teilhaben, was geschrieben, entdeckt, fotografiert und auf YouTube dargestellt wird. Es braucht nur den Anschluss an das Netz. Dieses Ziel hatten japanische Wissenschaftler schon in den siebziger Jahren formuliert: Jeder Bürger soll freien Zugang zu dem gesamten Wissensstand der Menschheit haben. Wenn von Weiterentwicklung, von Evolution gesprochen wird, dann trifft das für die digitale Welt zu. Was wird diese Technik kulturell hervorbringen, wie wird sie die Völker verbinden, die Gewalt zurückdrängen - das muss noch entwickelt werden. Denn bisher digitalisieren die Neuen Medien, was schon da ist. Das Kino war viel kreativer.
Kommen die Dämonen zurück?
Weil die Religion der frühste Kulturträger war, erklärt diese Frage, welcher Geist, welche Geister sich das Medium angeeignet haben. Bis in die Neuzeit haben die Menschen sich von Geistern umgeben gefühlt. Dämonenangst führte zu Vorstellungen, das Böse in diesen Gestalten abzuwehren. Das Christentum versprach unseren Vorfahren mit der Auferstehung Jesu den Sieg über die Dämonen. Wir gehen nicht mehr davon aus, dass es solche Wesen gibt, werden jedoch mit dem Bösen konfrontiert. Das Fernsehen ist inzwischen diese Instanz geworden, denn es erzählt jeden Tag in mehreren Krimis, dass es die Bösen ausfindig macht und dem Staatsanwalt übergibt. Diese ordnende Instanz gibt es im Netz nicht. Es eignet sich hervorragend für Bloßstellung und Mobbing. Jedes Foto, das von mir gemacht wird, kann gegen mich verwendet werden. Die Dämonen sind in neuer Gestalt zurückgekehrt und es bestätigt sich die Erklärung, warum die Hexenprozesse bis ins 18. Jahrhundert angezettelt werden konnten. Es steckten jeweils Mitmenschen dahinter. Wir müssen daher nicht davon ausgehen, dass Dämonen am Werk sind, es genügen Menschen. Auch die vielen Kriege brauchen keine Dämonen als Erklärung. Es bleibt das rätselhafte Böse.
Die Geister einordnen
Weil uns dieses Medium näher auf den Leib rückt als Radio und Fernsehen, ist sein Einfluss weniger durchschaubar und wird nur durch den kleinen Bildschirm gedämpft. Es transportiert nicht nur Informationen, sondern auch Stimmungen. Diese haben sich schon immer verbreitet, aber nicht so schnell und so weit wie durch die Social Media. Es wird immer mehr deutlich, wie Geister mit ihren Stimmungen im Internet wirken. Die Taktik ist geblieben und knüpft an der Bequemlichkeit an und verspricht einfachen Problemlösungen. Auch in diesem Medium scheint es leichter, den Einflüsterungen des bösen Geistes zu folgen, neidisch zu sein, in schlechter Stimmung zu verharren, anderen die Schuld zu geben. Wie vorher ist der Nachgeschmack schal. Zu viel Surfen und Wischen führt zu Passivität. Beflügelnde Stimmung, Lerneffekte, zufriedenstellende Kommunikation, Unterstützung von Freundschaft und Solidarität – diejenigen, die sich für andere einsetzen, die kulturell interessierten und religiösen Menschen können im globalen Netz ihre Stimmung und ihr Engagement entgegensetzen. Die Chancen für Eigeninitiative sind groß, denn weder die Gesetzgebung noch eine Institution kann die Aufgabe übernehmen. Das Netz gehört den Nutzern, es hat keine Redakteure, keine Zensurbehörde oder eine andere Aufsicht, die die Stimmungen beeinflussen können. Es ist das Bürgermedium.
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