Die Kirchen sind Teil der alten Bundesrepublik. Diese verändert sich von unten her. Mit der forcierten Digitalisierung werden nicht nur die Prozesse, ob in der Produktion, in den Verwaltungen und mit ChatGPT auch in der Kommunikation und der Bildung neu ausgestaltet, es meldet sich eine neue Kultur. Die Millennials und noch mehr die Generation Z, die Zwanzigjährigen, wollen die Zivilisation, die ihre Eltern gebaut haben, nicht weiterführen. Sie sind nicht kritisch gegenüber dem Wohlstand, wissen aber, dass es so nicht weitergeht. Welche Kultur die kommende Zivilisation bestimmen wird, ist allenfalls in sehr vagen Konturen erkennbar. Es ist ein Zustand der Verpuppung. Der Gott, der in den theologischen Vorlesungen und dann in Predigten und im Religionsunterricht verkündet wird, spricht aus einer früheren Zivilisation. Der immer noch schwärende Missbrauch beweist den Zeitgenossen, dass mit dieser Kirche, ihrer Theologie, ihrem Gottesbild die Zukunft nicht bewältigt werden kann. Die Theologie wird als Menschenwerk durchschaut.
Jedes Gottesbild ist von Menschen gemacht
Die Theologen und Theologinnen reden vom Theos, von Gott. Aber ist ihre Rede nicht so wie die der Physiker über die Materie: Diese entwickeln allenfalls Vorstellungen von der Materie, seit Galilei in Form mathematischer Gleichungen. Was die Materie wirklich ist, wird durch mathematische Formel in Zusammenhänge gebracht, aber viel zu wenig greifbar. Ähnlich versuchen die Bibel und ebenso die Theologie nicht mit Mathematik, sondern mit Logoi, mit Worten, eine Vorstellung von Gott zu entwerfen. So wie das von Newton entworfene Weltbild nicht durch die Relativitätstheorie außer Kraft gesetzt wurde, so auch nicht die Gottestheorie der aktuellen Theologie. Aber deren Gottesbild gehört in ein Weltbild vor der Quantenphysik und dem evolutiven Verständnis des Lebendigen. Wenn Gott allumfassend sein soll, dann kann er nicht außerhalb des Higgs-Feldes und der evolutiven Entwicklung des Lebendigen und auch nicht aus der von Menschen gemachten Geschichte gedacht werden, sondern muss als Schöpfer diese Wirklichkeiten umgreifen. Die ägyptische Religion hat Gott mit dem Bild der Sonne zu erfassen versucht, die Bibel mit dem Wasser und dem Wind. Die Gegenwart Jesu wird in Brot und Wein erfahren, die indischen Religionen suchen das Göttliche im Ganzen der Wirklichkeit, dem Nirwana, zu ergreifen, Laotse spricht vom Tao, dem, was allem zugrunde liegt. Die Astronomie situiert den Menschen in einem Weltall mit Milliarden Milchstraßen und die Biologie in einem Körper mit Billionen Zellen. Dem entspricht das Gottesbild der Theologie nicht mehr
Gottesvorstellungen tragen ein Verfallsdatum
Das Phänomen der Verpuppung kennen wir aus der Geschichte. Das Christentum hat die Gesetzesorientierung des Judentums "alt aussehen lassen". Der Buddhismus hat die Millionen Götter des Hinduismus radikal entrümpelt und sucht sogar die Leere in der Kontemplation, die im Satori in die Vereinigung mit der ganzen Wirklichkeit mündet. Die westliche Zivilisation hat seit der Renaissance die Physik und dann die Biologie als Erkenntnisinstrumente entwickelt. Diese Erkenntniswege haben zu einem gänzlich anderen Weltbild geführt. Greift man auf die alte theologische Aussage zurück, dass Gott sich auch in der Schöpfung zu erkennen gibt, dann wird die neue Gottesvorstellung aus dem Ersten Evangelium erwachsen. So bezeichnet die franziskanische Theologie die Schöpfung. Hier finden sich Ansatzpunkte: Die Lebensvorgänge und das Zusammenspiel in der Biosphäre sind spirituelle Zugänge zur Schöpfung, die erst durch die Ökologie-Bewegung eröffnet wurden. Neue Krankheitsformen, für die man nicht mehr einfach einen organischen Schaden finden kann, sondern die aus dem gestörten Zusammenspiel des Nervensystems erwachsen, wie Burnout, nicht identifizierbare Schmerzen, Fatigue - das Müdigkeitssyndrom und der zentrale „Krankheitserreger“ Entzündungen erfordern eine Abkehr vom bisherigen Verständnis. Diesen Krankheiten kommt man nicht bei, wenn man eine Krankheitsursache identifiziert und mit einem Medikament oder einer Operation zu korrigieren sucht. Ebenso eröffnen Relativitätstheorie und Quantenphysik eine Vorstellung von Materie, die nicht ein atheistisches Weltbild zur Voraussetzung hat. Dazu gibt es Ansätze: Bereits Friedrich Spee nutzt im 17. Jahrhundert neue physikalische Erkenntnisse, wenn er den Leib des Auferstandenen vom Licht her versteht, das durch Glas dringen kann und dann so beschreibt:
O Leib, wie zart, o Leib, wie fein,
dringst durch verschlossne Türen ein,
wie durch das Glas die Sonne geht,
da nichts den Strahlen widersteht.
Das Jesus-Ereignis als Entwicklungsschritt in der Evolution hat Wolfgang Schreiner bereits aufgezeigt. Hier sein Beitrag: Die Evolutionskomponente der Auferstehung
Die immer noch schwelende Kontroverse zwischen katholischer und reformatorischer Theologie, wie die Gegenwart Jesu in der Hostie zu verstehen ist, kann durch das Bild von der Gegenwart der Radiowelle entschärft werden. Sie ist da, man kann mit dem Auto durch sie hindurchfahren und über eine Antenne hörbar machen: Eucharistie: Wie können wir uns die Gegenwart Jesu in der Hostie vorstellen?
Zur Situation der theologischen Fakultäten: Die anderen Fakultäten würden sich für die Gründungsfakultät der mittalterlichen Universität einsetzen, wenn diese nicht nur in der Vergangenheit forscht, sondern über das Weltbild mit den anderen Fakultäten ins Gespräch kommt. Die Religionslehrer und Gemeindeseelsorger würden sich für den Erhalt ihrer Ausbildungsstätten einsetzen, wenn diese - vergleichbar der Medizin - die Praxis erfolgreicher machen würden. Dazu ein Beispiel, wie ein Liturgieprofessor zum Erfolg der Gottesdienstübertragungen erheblich beigetragen hat: Theologie erfolgreich
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