Foto: hinsehen.net

Geschlagen, nicht vernichtet

Wie schmerzlich der Ball, der ins eigene Netz gegangen ist – und wie befreiend die Tore, die der eigenen Mannschaft gelingen. Die einen jubeln und die anderen werden in Trauer gestürzt. Ist es das Schicksal, ist es der Fußballgott? Stattet sein Geist die einen mit Spielfreude und Kreativität aus, und nimmt er den anderen den Elan, den Ball über die Torlinie zu bringen?

Gibt es einen Fußballgott, dann sind seine Möglichkeiten begrenzt. Er kann nur der einen Mannschaft und ihrer Nation Glück schenken. Die andere muss er enttäuschen. Wer in einem gleichwertigen Spiel verliert, kann mit dem Mitleid seiner Anhänger rechnen. Fällt die Niederlage allerdings zu deutlich aus, zieht die Mannschaft den Zorn der Fans auf sich. Nicht entschuldigt wird mangelnder Einsatz. Wer bis zum Umfallen kämpft, kann mit dem größten Wohlwollen rechnen. Das zeigt, dass die Fußballwelt doch nicht nach den harten Kriterien der Wirtschaft funktioniert.

Die Wirtschaft hat kein Mitleid

Die Marktwirtschaft mit ihrer Börse ist im Vergleich zum Fußball unerbittlich. Wer Konkurs anmeldet oder aufgekauft wird, dem weint niemand eine Träne nach. Wer nicht überlebt, der ist gestorben. Viele Firmen und mit ihnen die Arbeitsplätze gibt es nicht mehr. In der Welt der Wirtschaft regt sich kein Mitleid. Es scheint wie im Weltall zuzugehen. Ein Stern, der verglüht, ist weg, er wird aus den Himmelskarten gestrichen so wie ein Unternehmen aus dem Register der Industrie- und Handelskammer. Die Gesetze der Ökonomie kennen kein Prinzip der Gnade.

Im Fußball gibt es eine neue Chance

Der Fußballgott verteilt Sieg und Niederlage. Aber anders als der Gott der Börse verhängt er kein endgültiges Aus. Ob Gewinner oder Verlierer, jeder kann beim nächsten Turnier wieder mitmachen. Dagegen verbannt die Rote Karte in der Wirtschaft das Unternehmen vom Parkett. Die Freude des Siegers besteht nicht in der Vernichtung des Gegners. Das ist in einer einfachen Tatsache begründet. Denn in der nächsten Saison, im nächsten Turnier muß der Unterlegene wieder mitspielen können, sonst fände keine Saison, kein Turnier mehr statt. Wer absteigen mußte, der kann auch wieder aufsteigen. Dieser Wechsel von Sieg und Niederlage mit der Chance, auch das nächste Mal dabei zu sein, steht allerdings mehr und mehr in Frage. Denn je mehr das Geld den Fußball regiert, desto mehr wird das Gleichgewicht gestört. Die Championsleague und der UEFA-Cup spülen den siegreichen Mannschaften soviel Geld in die Kasse, dass sie sich die besten Spieler kaufen können. Sie können zwar nur die Spieler kaufen, nicht wie in der Wirtschaft auch die Firmen, d.h. die Vereine. Denn sie verdienen nur, wenn sie weiter spielen und damit siegen können. Aber sie setzen die Spielregeln des Fußballs außer Kraft und nehmen dem Fußballgott die Chance, auch die schwächere Mannschaft einmal gewinnen zu lassen.



Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang