Sie sind nach 1995 geboren, haben die Schule abgeschlossen und treten nur zögernd in eine Ausbildung ein. Für die Wahl eines Studienfaches brauchen sie oft ein Jahr. Sie wissen, dass die Umweltprobleme, vor allem die Zunahme der Erderwärmung, ihr Leben bestimmen wird. Die Möglichkeiten, die ihre Eltern hatten, werden ihnen nicht mehr zur Verfügung stehen.
Nach außen wirken sie weltläufig, pochen auf ihre Ansprüche, ordnen sich nur widerwillig in die Anforderungen einer Ausbildung und der beruflichen Notwendigkeiten ein. Jutta Mügge hat die Schwierigkeiten der Über-Vierzigjährigen mit dieser Generation beschrieben, die feststellt: „Das hätten wir uns nie getraut“.
Im Folgenden wird dargestellt, dass die GenerationZ noch deutlicher als die vorausgehende Altersgruppe der Dreißigjährigen auf eine Welt reagiert, die so nicht weiter bestehen kann. Denn es wird sich zu viel ändern, als dass es für die Zwanzigjährigen so weitergehen könnte.
Zögerlichkeit, kein offensichtlicher Protest
Sie haben nicht vor, die Welt zu ändern, so wie es die Achtundsechziger lauthals versucht haben. Vielmehr ist für die Jüngeren absehbar, dass die Arbeits- wie die Lebensbedingungen, die für ihre Eltern bestimmend waren, für sie nicht mehr weiter bestehen werden. Die Altersgruppe weiß daher nicht, auf welche Welt sie sich überhaupt einlassen soll. Sie wollen sich auch nicht in das Geschirr hoher Leistungsanforderungen einspannen lassen, die viele ihrer Lehrer und Erwachsene, die sie persönlich kennen, in Krankheit und Burnout getrieben haben. Die Zögerlichkeit ist als Reaktion auf die Prognosen zu verstehen, die Klimaforscher immer wieder berechnet haben, sowie auf die, auch von Erwachsenen, als bedrohlich empfundene Künstliche Intelligenz
Die Sinnperspektive hat sich verschoben
Ob sie ein Studium beginnen oder einen Ausbildungsvertrag unterschreiben, sie können sich auf ihre Zukunft nur schwer einlassen. Denn man hat ihnen zu oft erklärt, dass die Welt nicht so bleiben wird.
Darunter liegt eine Sinnperspektive: Warum sich auf eine Welt einlassen, die nur durch radikalen ökologischen Umbau und mehr Achtsamkeit für Körper und Seele bewohnbar bleibt. Ihre Sinnperspektive müssen sie gegen gesellschaftliche Umwälzungen aufbauen.
Verlässlichkeit ist kein Anker mehr
Ein Vertrauen in menschliche Beziehungen konnten viele als Scheidungskinder nicht entwickeln. Sie können in die Zuverlässigkeit ihrer Altersgenossen wie in die eigene Stetigkeit nur wenig Vertrauens setzen, denn die Achtundsechziger haben Freiheit so definiert, dass man jederzeit „aussteigen“ kann, aus Partnerschaften und Cliquen, dann auch aus beruflichen Bindungen. Sie haben selten erlebt, dass Konflikte durchgestanden und aufgelöst werden konnten, so dass Teams und Partnerschaften zerbrachen. Da Konflikte für die vorausgehenden Generationen signalisieren, dass man sich absetzen muss, begleiten Ängste, verlassen zu werden oder selbst verlassen zu müssen, diese Generation intensiver als die meisten Erwachsenen das erlebt haben. Deshalb suchen sie für ihre berufliche Perspektive die Sicherheit der Institutionen, ohne jedoch von den Wertvorstellungen überzeugt sein zu müssen. Aus Praktika und Erzählungen anderer können sie oftmals kein gutes Bild der Unternehmenskultur gewinnen.
Sie wissen, dass es schwieriger und teurer wird
Ihre Berufswahl wird auf den ersten Blick durch die Vielzahl der Ausbildungsgänge und Studienfächer, der vielen möglichen Berufswege erschwert. Entscheidend ist jedoch, dass sie weder durch die Schule noch in den meisten Fällen durch ihr Elternhaus auf die zu erwartenden Belastungen vorbereitet wurden. Die Eltern haben ihnen möglichst alles abgenommen, auch die Konflikte mit Lehrern, damit sie die Schule möglichst mit einem guten Zeugnis abschließen. Daher können sie nur schwer einschätzen, welche Leistung sie erbringen werden. Praktische Fähigkeiten wurden ihnen kaum noch mitgeben. Schule hat, unter der Auflage hoher Abiturientenzahlen und eines guten Notendurchschnitts, die Anforderungen immer weiter heruntergeschraubt.
Es hat sich herumgesprochen, dass ein großer Teil der Abiturienten, die zur Universität gehen, diese ohne Studienabschluss wieder verlassen. Die Alternative für diejenigen, die sich kein Studium zutrauen ist deshalb verbaut, weil diejenigen, die eine Lehre antreten, meist abschätzig angesehen werden. Denn viele Eltern erwarten, dass ihr Sohn, ihre Tochter studieren, wenn sie das Abitur gemacht haben.
Die labilen Fundamente der Wirtschaft und der Politik
Weil sie keine Vorstellung von der Zukunft entwickeln, tendieren viele zu der Einstellung „Mal warten, was kommt.“ Weil sie kaum protestieren, sondern sich entziehen, abbrechen, auf einen anderen Ausbildungs- oder Studienplatz wechseln, sind sie in der Öffentlichkeit kaum präsent. Sie sind vorsichtig, denn sie haben an der Generation ihrer Eltern beobachten können, wie die Unternehmen Kosten einsparen, indem sie die Leistungsanforderungen immer höher schrauben. Sie haben auch mitbekommen, wie das Wirtschafts- und Steuersystem die Reichen reicher macht.
Die Finanzkrise 2007/2008 haben sie wohl insofern erlebt, als sie die Befürchtungen ihrer Eltern gespürt haben. Sie wissen, wohl eher unausgesprochen, auf welch schwankendem Boden das Wirtschaftssystem ruht. Die Berichterstattung über Terroranschläge haben sie mitbekommen.
Getrennte Medienwelten
Da die Erwachsenen bei Instagram, YouTube, Snapchat kaum unterwegs sind, spielt sich das Leben der GenerationZ nicht mehr unter den Augen der Älteren ab. Zudem lesen sie nicht mehr die Zeitungen und schauen kaum die etablierten Programme, sondern holen sich von Netflix und anderen Anbietern Serien und Filme auf ihren kleinen Bildschirm. Auch deshalb haben die Erwachsenen wenig Zugang zur Lebenswelt der Jüngeren. Deshalb blieb den Erwachsenen auch die Funktion der Influencer verborgen, bis Rezo sein 55-Minunten-Video über die Versäumnisse der Regierungsparteien bei YouTube kurz vor der Europawahl einstellte. Die tapsige Reaktion der Politiker wie die Unfähigkeit von ARD und ZDF, diese junge Generation mit neuen Sendeformaten zu Wort kommen zu lassen, zeigt , dass es keine gemeinsame Kommunikationsplattform zwischen den jüngeren Altersgruppen und den Generationen gibt, die noch mit Kinderfernsehen und Zeitung aufgewachsen sind.
Es gibt auch leistungsorientierte Vertreter
Die Erwachsenen werden auf die Generation aufmerksam, wenn sie mit deren Verhalten nicht einverstanden sind. Deshalb sind diejenigen kaum im Blick, die entschlossen und zielorientiert studieren oder eine Ausbildung machen. Diese gibt es. Jedoch stellen sie nicht die Mehrheit. Deshalb ist es unausweichlich, sich mehr um die zu kümmern, die in Entscheidungsprozessen stecken bleiben, zu wenig Orientierung bekommen haben, die sich nicht viel zutrauen. Wenn diese nicht in jungen Jahren eine Qualifikation erwerben, fällt eine halbe Generation aus. Angesichts der Probleme, die auf die Millennials wie vielleicht noch mehr auf die GenerationZ zukommen, sollte die Altersgruppe deutlicher in den Blick genommen werden. Wenn sie Interesse an ihrer Sicht der Welt erfahren, würden sie auch entscheidungsfreudiger. Denn sie erfahren nur wenig Anerkennung und spüren kaum besondere Erwartungen, die an sie gerichtet werden. Langsam erkennen sie, was der vorausgehenden Generation der Dreißigjährigen bereits bewusst ist, dass sie die Folgen der Umweltprobleme zu tragen haben. Es würde sich lohnen, mit dieser Generation ins Gespräch zu kommen, denn sie bringen Vorstellungen mit, die die Gesellschaft in der Zukunft braucht:
- Der Preis, im Beruf aufzugehen und sich leistungsmäßig zu verausgaben, scheint ihnen zu hoch. An vielen Erwachsenen haben sie beobachtet, dass das zu Lasten der menschlichen Beziehungen geht und dass viele daran körperlich scheitern.
- Wahrscheinlich sind sie deshalb besser für eine Berufswelt disponiert, in der die Künstliche Intelligenz viele Tätigkeiten überflüssig macht und daher die Bedeutung der Arbeit neu gefunden werden muss.
- Sie sind gegenüber ihren Medien skeptischer als die Erwachsenen es gegenüber dem Fernsehen sind: Der ständige Griff zum Handy, überhaupt die Abhängigkeit von den Social Media wird von ihnen nicht so positiv gesehen wie ihr Verhalten zeigt. Viele empfinden den Griff zum Handy als Zwang.
- Obwohl sie genau wissen, wie sie Preisvorteile ausnutzen, wie sie an billige Flugtickets kommen, wie sie die Modetrends mitmachen und andere Vorteile des Systems nutzen, sind sie dieser Welt gegenüber skeptisch. Eine digitale Diät erscheint inzwischen vielen als sinnvoll.
Wahrscheinlich ist es Aufgabe dieser Generation, die Entscheidungen herbeizuführen, die von der Erwachsenenwelt längst als fällig erkannt, aber nicht gestemmt werden:
- Die Klimakatastrophe abzuwenden
- Eine Unternehmenskultur zu bewerkstelligen, in der der Zwang zum Profit, der für jedes Quartal einen Gewinn erzwingt, abgemildert wird, um der Entwicklung der menschlichen Qualitäten Raum zu geben.
Spirituell sind sie wie ein Paket, das von Gott geschickt ist. Wir Erwachsenen sollten es aufmachen. Dann wird sich auch Vieles ändern lassen, was längst der Verwirklichung harrt.
Links:
Der Blick der Erwachsenen auf die GenerationZ: Das hätten wir uns nie getraut
Dass die Schule nciht auf einen Berufsweg vorbereitet: Krasse Fehlsteuerung des Schulsystems
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