Foto: hinsehen.net e.B.

Geld – Schöpfung aus dem Nichts

Es gibt etwas, das lässt sich beliebig vermehren. Es ist nicht das Wasser, auch nicht die Luft, sondern das Geld. Zumindest die Banken können unbegrenzte Mengen davon einfach auf Girokonten gutschreiben. Nicht nur die Staatsbanken oder die EZB, sondern jede Geschäftsbank oder Sparkasse. Offensichtlich verfügen Banker über die Fähigkeit der Geldvermehrung. Hinsehen.net beginnt eine Reihe, um herauszufinden, wie Geld Regent der Welt sein kann.

Jeder von uns hat mit Geld zu tun. Als Normalbürger haben wir meist zu wenig, denn wir bekommen erst Geld, wenn wir gegen Lohn oder Gehalt gearbeitet, einen Rentenanspruch erworben oder eine Erbschaft gemacht haben. So wie alles im Leben begrenzt ist, unsere Zeit, unsere Wohnung, die Körperkraft, haben fast alle von uns nur eine begrenzte Menge Geld. Gleiches gilt für menschliche Beziehungen. Auch wenn wir über Facebook mit tausend Menschen befreundet sein mögen, wirkliche Freundschaften können wir zu fünf und vielleicht 10 Menschen realisieren.
Da sich im Geld unser Leben spiegelt, könnten wir mehr davon gebrauchen. Ganz anders die Banken: Sie können einfach beliebige Beträge auf ein Konto gutschreiben. Das nennt man Kredit. Das kommt vom lateinischen credere, glauben, vertrauen. Dieser Kredit, den die Bank aus dem Nichts "geschaffen" hat, gehört der Bank und muss ihr mit Zinsen zurückgezahlt werden. Es geht also einerseits um Vertrauen, das zwischen Bank und dem Kreditnehmer, dem Gläubiger bestehen soll. Zum anderen  kann die Bank wie Gott aus dem Nichts etwas schaffen. Deshalb fühlte sich der Chef von Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, zu der Aussage berechtigt, als Banker verrichte er „Gottes Arbeit“. Er scheint sogar Recht zu haben

Der Mensch braucht etwas, was dazu kommt

Diese Schöpfungskraft hat dazu geführt, dass wir bei allem das Geld mitdenken, nämlich was das Auto, die Uhr, der Mantel, die Reise, das Haus gekostet haben. Das Geld scheint bedeutsamer als das zu sein, mit dem wir leben, als z.B. die Kaffeemaschine, der Kühlschrank, der Fotoapparat, das Handy, sie alle haben bereits aus sich ihren Gebrauchswert. Aber ihren wirklichen Wert gewinnen sie für uns offenbar erst dann, wenn wir den Preis mitdenken, den sie gekostet haben. Es ist in unseren Räumen und Autos so, als würde auf allem ein Preisschild kleben. Bei allem, was wir anfassen und nutzen, ist das Geld mit dabei. Es scheint das Elixier zu sein, das unserem Leben Lebendigkeit gibt. Damit hat das Geld die Funktion der Gnade übernommen. Vor der Epoche des Geldes, als die Menschen noch weitgehend in der Landwirtschaft arbeiteten, betete man um gutes Wetter und Schutz vor Gewitter und Hagel. Im Bittgebet trug man Gott vor, was einem fehlte. Manchmal bekam man das, um was man gebeten hatte, manchmal nicht.

Die Bank schenkt nichts

Wenn man heute etwas bewegen will, stellt man nicht in der Kirche eine Kerze auf, sondern geht zur Bank. Mit dem Kredit kann man dann etwas kaufen, bauen, sich eine Reise leisten oder den Kindern bzw. den Enkeln ein Studium finanzieren. War die Gnade unentgeltlich, muss man für den Kredit zahlen, nämlich Zinsen. Dann muss man ihn auch noch zurückzahlen. Ein Kredit erfordert daher immer eine höhere Anstrengung des Gläubigers, also nicht nur Vertrauen, sondern geldwerte Leistungen. Das kommt einer tiefsitzenden Vermutung entgegen: "Es gibt nichts umsonst." Aber wird die Leistung des Gläubigers nicht entwertet, wenn zumindest die Banken Geld einfach so vermehren und dann verteilen können. Auch wenn die Banken das Geld zu entwerten scheinen, so gilt doch der folgende Satz:

Die Liebe ist die eigentliche Geldentwertung

Trotz dieser wunderbaren Geldvermehrung, so unsere Grundüberzeugung, bekommt man nur etwas, wenn man sich anstrengt. Spätestens auf der Schulbank ist uns klar gemacht worden, dass es keine guten Noten ohne Anstrengung gibt. Wenn ich im Beruf gutes Geld verdienen will, muss ich gut gelernt haben. Im Sport führt das Fernsehen uns das ständig vor: Trainingsanstrengung wird mit Medaillen belohnt. Es gehört auch Begabung dazu. Jedoch ohne Fleiß kein Preis!
Deshalb vermuten wir, dass auch Gott seine Gnade nicht umsonst gibt. Am Ende wird abgerechnet. Es gibt jedoch einen großen Unterschied: Die Rechnung erfolgt nicht in Geldbeträgen, sondern im Urteil über unser ganzes Leben. Wir selbst sind der Preis, der für das endgültige, das ewige Leben gilt. Denn was wir auf Dauer sein werden, das ist der, das ist die, zu dem, zu der wir uns gemacht haben. Die Währung ist nach der Aussage Jesu die Liebe, die sich in Taten ausdrückte: Hungernden zu Essen zu geben, Kranke zu heilen, Gefangene zu besuchen. Die Nächstenliebe ist die himmlische Währung. Gilt sie aber auch schon auf Erden oder wird sie in unserer Kultur durch das Geld ersetzt?

Weil andere uns unentgeltlich groß gezogen haben

Mit der Unterstützung des Nächsten geben wir nur das weiter, was wir vorher von anderen bekommen haben, von den Eltern, von allen, die uns in unserer Entwicklung unterstützt, die uns eine Chance, eine Idee gegeben haben.
Es ist also am Ende nicht das Geld, das zählt. Nicht das, was wir uns leisten können, macht unser Leben aus, sondern das, was wir zum Leben beigetragen haben. Es bleibt eigentlich alles so, wie es bisher war. Nur kratzen wir das Preisschild ab. Das ist dann die Kaffeemaschine, die das morgendliche Aufstehen erträglich macht, die Uhr, die uns die Bahn erreichen lässt, das Auto, das uns fährt, das Handy, das uns mit anderen verbindet. Damit all die Dinge für uns arbeiten können, braucht es erst einmal andere, die so etwas entwerfen und herstellen. Wir machen dann aus uns vollwertige Menschen, wenn wir für andere etwas Nützliches einbringen.

Wie aus Schuldscheinen virales Geld wurde



Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang