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"Gelähmte Kirche"

Auf die Katholische Kirche in Deutschland kommt eine Austrittswelle zu. Die Gottesdienst finden immer weniger Anklang. Den Priesternachwuchs könnte man in einem einzigen Konvikt unterbringen. Mit der Gottesvorstellung der christlichen Kirchen können nur noch 19% der Bevölkerung etwas anfangen. Wie geht es weiter? Ein Kommentar über die der Frage, wie der "Synodale Weg" damit umging?

Ich habe lange gerätselt, bis ich hörte, dass auch die Bischöfe sich nicht der Frage stellen, was sie ohne Priesternachwuchs machen werden. Den die wenigen, die sich auf diese Aufgabe vorbereiten, müssen das Bischfsamt und andere Führungsaufgaben hernehmen. Da ist mir klar geworden, dass eine Ohnmacht leitend war. Die Herausforderungen sind mit der jetzigen Kirchenstruktur nicht lösbar. Das viele Geld, das bei Vollbeschäftgung in die Kassen der Bistümer fließt, würde fraglich werden. Schon alleine deshalb müssen deutsche Katholiken gegen Rom sein, weil Papst Franziskus Armut einfordert und Papst Benedikt den Ausstieg aus der Kirchensteuer nahegelegt hat. Das ist ein sehr kritisches Urteil, das belegt werden muss. Die tieferliegenden Grund hat Jutta Mügge ins Gespräch gebracht. Das von Predigern entworfene Gottesbild entspricht oft der Vorstellung, die Kinder nach der magischen Phase entwickeln. Man geht mit Gott eine Art Handel ein. "Ich halte mich an Deine Gebote und Du hilfst mir". Wenn klar wird, dass ich auf eigenen Füßen stehen will, steht diese Gottesvorstellung dem eigenen Selbständigwerden entgegen. Wie das Verhältnis zwischen Mensch und der höheren Macht neu gesehen werden kann, verlangt eine Gottesvorstellung, die einem Erwachsenen angemessen ist. Es ist eine Vorstellung, die sich entwickeln kann, wenn Gott nicht mehr als Konkurrent der menschlichen Freiheit verkündet wird.Erwachsen heißt dann, die Veranstaltung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen.

Nun ist die katholische Kirche nicht die einzige Teil der Gesellschaft, der drängenden Fragen aus dem Weg geht. Die Auseinandersetzung zu meiden, ist auch beim drohenden Klimakollaps zu beobachten. Welche Herausforderungen bewirken Ohnmacht statt Handlungsbereitschaft bei der katholischen Kirche in Deutschland:

1. Die Marginalisierung des sexuellen Missbrauchs  

Die deutsche Kirche hat sich auf den Synodalen Weg gemacht, als sich 2018 der Umfang der Missbrauchsfälle abzeichnete. Katholiken wie die Öffentlichkeit konnten erwarten, dass dies in den drei Jahren, in den ein neuer Weg eingeschlagen werden sollte, in einem eigenem Dokument so aufgearbeitet würde, dass es ein wirklicher Neuanfang würde. Nicht nur gibt es dieses wegweisende Dokument nicht, es bleibt bei der Durchsicht der Akten seit 1945. Auch in dem  Dokument findet sich nur das Verbot dieser Ausübung von Sexualität, sondern in dem über Priester, über Sexualität nicht, sondern in dem über Priester. Wenn nur die Priester zu diesem Missbrauch tendieren, würde das auch reichen. Jedoch gehen Weißer Ring u.a., die sich nicht nur mit Worten mit dieser sexuellen Orientierung auseinandersetzen davon aus, dass etwa 50% der Übergiffe im familiären Umfeld stattfinden. Hätte die Katholische Kirche die Problematik nicht in dem Dokument über die Priester versteckt, hätte das zu einer Zerreißprobe gefünrt, nicht nur in katholischen Kreisen. Auch würde der Staat gefordert. Wer eine Fortbildung zur Prävention gemacht hat, wird gespürt haben, das es nicht ernst gemeint sein kann, denn man beschränkt sich auf Auffälligkeiten, die bei Kindern beobachtet werden können. Solange aber für die Täter kein Konzept  entwickelt wird, sind die Kinder weiter in Gefahr. Prävention heißt dann, dass erst ein Kind missbraucht werden musste und Erwachsene das bemerken musste, Ehe die Prävention einsetzen kann. Da ist man bei der Unterbindung der Geldwäsche sehr viel weiter. Man kann, wenn man will.

2. Der Machtmissbrauch durch Priester

Priester gibt es nur noch in stark abnehmender Zahl. Die Lösung, die fast die Hälfte der Synoden Mitglieder diskutieren wollte, war sehr einfach: Einfach das Priestertum für die Kirche in Deutschland abschaffen. Jedoch wäre die Frage geblieben, welche Gemeindeform für die jetzige Gesellschaft besser geeignet ist als die Pfarrei. Diese hat sehr gut funktioniert und in der DDR sogar zwei Diktaturen und im 19. Jahrhundert schon den Kulturkampf Standgehalten. Wegen des Priestermangels werden immer größere Einheiten gebildet. Welche soziale Struktur die Kirche sich gibt, scheint auch eine solche Herausforderung zu sein, die Ohnmachtsgefühle weckt und zum Wegschauen führt.

Theologischen Nachwuchs Es sind nicht nur die Priesterseminaren, die viele leere Plätze haben. Die mögliche Abschaffung dieser Funktion hat sich bei denen, die das erwägen, herumgesprochen und auch ohne eine Diskussion die Flamme zum Erlöschen gebracht. Das hätte eigentlich viele anziehen müssen, die sich für die Neugestaltung der Ämter interessieren. Es wurde aber nur ein Dokument über die Priester erarbeitet, mit welchen Aufgabenfelder Theologinnen und Theologen rechnen können, bleibt weiter nebulös. Deshalb sollen Fakultäten und kirchliche Hochschulen aufgeben werden. Denn andere Fächer der Universität, die von Studenten überlaufen sind, beanspruchen die Lehrstühle der Theologie für ihre Faultät. Eigentlich müsste der Synodale Weg zu mehr jungen Leuten führen, die sich für die ,Kirche engagieren.

Für den Priestermangel wurde eine einfache Lösung erwogen, nämlich diese Rolle in der Katholischen Kirche nicht mehr vorzusehen. Die Beratung dafür wurde von fast 50% der Wzo Mitglieder, die sich auf den Synodalen Weg gemacht haben, für notwendig erachtet. Das Problem löst sich aber so nicht ganz, denn ein großer Teil der theologischen Ausbildungsstätten sollen mangels Studenten und Studentinnen geschlossen werden. Es muss da ein Problem geben, das wohl deshalb nicht Thema wurde, weil es den Wanderenauf dem Synodalen Weg nicht lösbar schien.

Nicht lösbar schien den Synodalen auch der Rückgang der Gottesdienst-Teilnehmer. Es schien wohl auch eine Ahnung gegeben zu haben, dass eine Liturgiereform das Problem nicht lösen kann. Die große Umfrage der Evangelischen Kirche bestätigt die Befürchtung der Wanderer. Nur noch 19% der Bevölkerung können sich mit einer kirchlichen Aussage über Jesus und seine Beziehung zu Gott identifizieren. 29% haben nur die vage Vorstellung einer höheren Macht, 20% können keine in der Umfrage vorgebenen Formulierungen ankreuzen. Die größte Gruppe sind mit 33% dienigen, die Religion nichts zu tun haben wollen.

Was hat den Synodalen die den Mut gegeben, der Sexualität so großen Raum in den Beratungen zu geben?

Man konnte sich auf die gesellschaftliche Entwicklung stützen, die dieRestriktionen des 19. Jahrhunderts aufgelöst hat. Da musste die Synode nicht mutig werden. Aber wie sich die Kirche im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der damaligen Einschätzung der Sexualität angepasstm, wird dies jetzt noch überboten. Weiterführendes liest man in den Dokumenten nicht. Also auch Ohnmacht in der Reform, nicht mehr, als das, was gesellschaftlich längst kein brennendes Thema mehr ist. Es geht um Klima, Artensterben, Migration und große Unzufriedenheit mit der Demokratie.

Ein Kommentar von Eckhard Bieger SJ


Kategorie: Analysiert

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