Fot: explizit.net E.B.

Eucharistie feiern - in einer sich wandelnden Katholischen Kirche

Eucharistie gibt der Katholischen Kirche Identität. Jeder Katholik weiß, dass sie wichtig ist. Ämter sind auf die Eucharistie hin ausgerichtet. Auch wenn es dieses Jahr keine Prozessionen geben kann, man lkann alleine den üblichen Prozessionsweg gehen und den Segen spüren. Oder meditieren über einen anderen Aspekt des Sakraments: "Wandlung":

Ich komme als Sünder und werde als Befreiter gesandt, daher das lateinische Wort Messe für gesandt werden. Für meine Sendung werde ich mit dem Segen ausgestattet. Vorher kommt es zur intensiven Begegnung mit Jesus.

Die Bibel – aktuell

Das Erstaunliche für mich: Ich finde jeden Tag etwas in der Lesung und im Evangelium. Diese Quellen sprudeln immer weiter. Noch erstaunlicher: Das, was ich höre oder selbst vorlese, war nicht nur für damals ein „Kick“, sondern passt in diese Zeit, manchmal sogar direkt auf das, womit ich mich rumschlage. Das alles in einer großen Nüchternheit, so nüchtern, wie eben die Woche meist abläuft. Die Variationen des Menschseins, die die Lesungen und die Evangelientexte durchspielen, lassen den immer gleichen Ritus von Danksagung, Einsetzungsworten, ihrer knappen Entfaltung und der Kommunion nicht zur Routine werden, wenn ich sie als Schlussfolgerung der Lesungen vollziehe. Ich bin in die neue Welt aufgenommen, in der die Bergpredigt funktionieren kann. Der Ritus holt mich in das hinein, was die Evangelien versprechen. Wenn es mir gelingt, mit einem Fuß in dieser Welt zu bleiben, dann entdecke ich die vielen Samenkörner, die auf unserem Acker schon Wurzeln geschlagen haben.

Begegnung, materiell

Kommunion, da höre ich nicht nur hin, da bin ich nicht nur als Messdiener, Lektor, Zelebrant Akteur in einem Ritus, sondern da geht es um mich persönlich. Das wird mit dem Johannes-Evangelium zugespitzt, "Wer mein Fleisch nicht ist ...." Ich soll essen, nicht nur als Teil der anwesenden Gemeinde, sondern ich persönlich. Ich muss von mir aus Vorstellungskraft dazu entwickeln, sonst bleibt es die Oblate. Aber macht erst mein Glaube aus einem Stück Brot die Anwesenheit Christi?
Ich muss an die Auferstehung glauben, denn wie soll ein Mensch Millionen Menschen persönlich begegnen können. Erst in seiner neuen Existenzweise kann Jesus überall gegenwärtig werden. Es braucht auch diese Verbundenheit im Geist, dieses Milieu, in dem erst Begegnung stattfinden kann. Es ist ja mehr als Gravitation, die hier wirkt. Aber wenn ich schon durch die Gravitation mit jeder Milchstraße in Kontakt bin, von ihr berührt werde, dann sollte das auch in der geistigen Sphäre passieren. Da ist es dann mehr, als wenn zwei Steine aufeinandertreffen. Die Berührung bleibt im Verzehr der Hostie nicht äußerlich - wenn ich sie nicht nur wie ein Stück Brot esse. Damit ich sie als Begegnung vollziehe, braucht es also Theologie.

Die Bibel verlangt Deutung

Die biblischen Quellen geben nur das Faktum wieder: Dies ist mein Leib", "dies ist mein Blut". In den Texten finden sich keine Anhaltspunkte, wie das zu verstehen ist. Auch die Begegnungen mit dem Auferstandenen, in denen vom Brotbrechen berichtet wird, lassen mich mit der Frage zurück: Wie ist diese Gegenwart, die Real-Präsenz zu verstehen. Das 6. Kapitel des Johannesevangeliums erklärt mir schon viel. Es kann jedoch keine abschließende Erklärung geben. Denn die jeweilige Vorstellung von Brot und von Materie fließt mit ein, wie die Hostie gesehen wird. Seit dem Mittalter geht man von der Substanz aus, die in ihrem Kern in den Leib Christi gewandelt wird, nur der äußeren Erscheinungsweise ist es noch Brot. Dieses Substanzkonzept hat vielen Generationen geholfen, die Hostie von einem Brotstück zu unterscheiden. Die Konzeption, dass sich real an dem Brot etwas ändert, ist aber kontrovers geblieben und trennt bis heute die Konfessionen, auch im evangelischen Bereich. Wir sollten sie hinter uns lassen, um die Materievorstellung der aktuellen Physik zu befragen. Wenn Materie erst einmal Energie ist und nur durch ein Feld Masse erhält, dann ist Eucharistie nicht etwas Statisches, sondern bewegt. Wenn z.B. ein Berg das innere Bild, wie ich mir die Schwere des Materiellen vorstelle, vom Wasser abgetragen werden oder als Eisberg einfach schmelzen kann, kommt mein Bild der Wandlung näher.  Eigentlich ist alles bloß Materielle ohne inneres Zusammenhalt, ein Berg ist die Ansammlung vieler Moleküle, erst bei Lebewesen kann man eigentlich von Substanz sprechen.

Welche Lebewesen sind eucharistiefähig

Jetzt kann man vom Lebewesen her fragen, ob es Jesus berührt, wenn ihm eine konsekrierte Hostie zugeworfen wird. Oder kann man erst von der Gegenwart Christi sprechen, wenn die Hostie auf einen gläubigen Menschen trifft? Die katholische Kirche kennt den Kommunionempfang aus dem Wunsch heraus, ohne dass die Hostie empfangen werden muss. Für Gottesdienstübertragungen im Fernsehen oder Radio ist das eine sinnvolle Vorstellung, die die Hörer oder Zuschauer nicht zu Zaungästen macht. Sie können, z.B. vom Krankenbett mitfeiern. Sind nicht in Brot und Wein die Verwandlung angelegt, sie sollen sich in sich meinem Körper anverwandeln und mich wandeln, christusförmig machen. Die neueren Vorstellungen über die Materie könnten die Theologen aus ihren Gräben herauslocken und zu neuen Konzepten führen. Raum für den Geist und damit zu dem Symboldenken der Orthodoxie eröffnet die Physik auf jeden Fall.
Hinzuweisen ist auf eine Weiterentwicklung des Verständnisses der Eucharistie, die von der Philosophie Heideggers inspiriert wurde. Beispiel ist u.a. eine Nationalfahne. Sie ist mehr als ein Stück Stoff, so dass man eine Nation beleidigen kann, wenn man nur auf ihrer Fahne herumtrampelt. 

Noch etwas zur Priesterrolle
Sie haben kein Monopol für die Deutung der Eucharistie, aber in der Katholischen und den Orthodoxen Kirchen für den Vollzug des Ritus. Offensichtlich ist die Priesterrolle einer Verwandlung unterzogen. Die in der katholischen Kirche herrschende Verständnis ist aus dem Trienter Konzil hervorgegangen. In der Antike war der Priester einer Stadt der Bischof und die Priester betreuten die umliegenden Gemeinden. Mehre Ordensgründer haben die Priesterrolle weiterentwickelt, so sind auch etwa ein Drittel der Priester weltweit Mitglieder von Ordensgemeinschaften. Dazu zwei Aspekte:

  1. Priester gibt es nur, wenn es Gemeinden mit Eucharistiefeier gibt. Ich kenne noch die katholische Praxis der Einzelzelebration. Die Idee dahinter war, dass die Feier des Messopfers in sich einen Wert darstellt. Für den Priester war es eine tägliche Aufgabe, dieses Opfer zu feiern. Ihm war bewusst, dass er nicht selbst Opfernder ist, sondern nur das eine Opfer Jesu gegenwärtig setzt. Die Liturgiekonstitution des letzten Konzils hat die Perspektive verändert. Sie sieht den Priester nicht mehr als Subjekt der Eucharistiefeier, sondern die Gemeinde.

  2. Die Hostie und der konsekrierte Wein brauchen einen besonderen Schutz. Denn man sieht ihnen ihre neue Qualität nicht an. Wenn jeder Getaufte "wandeln" dürfte, wäre dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Das war schon die Erfahrung der ersten Generation. Vom katholischen Kirchenverständnis her ist das Aufgabe der Episkopoi, für den Schutz des Sakramentes zu sorgen. Den Nachfolgern der Apostel ist auch die Vollmacht übertragen, für die Ausgestaltung des Priesteramtes zu sorgen. Dafür braucht es eine neue und vielleicht übernächste Generation, die ein so überzeugendes Konzept vorlegen kann, dass die Episkopen zustimmen können. So ähnlich waren die Apostel auf das Amt des Diakons gekommen. Also auch hier kündigt sich Neues an.

 

Weitere Beiträge zu Eucharistie
Schwere Kost, Jesus über die Eucharistie

Eucharistiestreit 2018

Abendmahl baut Kirche 

Abendmahl braucht Kirche



Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang