Mainz, Augustinerkirche; Foto: hinsehen.net E.B.

Dreifaltigkeit – es kann nicht größer von Gott gedacht werden

"Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Wer ist hier gemeint? Dreimal wird Gott angesprochen. Sträubt sich unser Denken gegen diese Vorstellung? Warum Drei? Ist Gott erst tatsächlich vollkommen gedacht, wenn er nicht für sich alleine existiert, sondern in einer Dreiheit? Für Juden und Muslime kann Gott nur als einziger angemessen verehrt werden.

Vom Denken her wäre der strikte Monotheismus, dass es nur einen Gott gibt, naheliegender. Es war ja der große Entwicklungssprung im 6. Jahrhundert, als den griechischen Philosophen wie den jüdischen Propheten aufging, dass Gott nicht Gott sein kann, wenn es ihn mehrfach gibt. Zudem werden die Götter zu sehr in die Menschenwelt hereingezogen, wenn sie für bestimmte Teilbereiche, z.B. das Meer, für den Krieg oder als Schutzgöttin für Athen gesehen werden. Mohammed ist durch eine religiöse Erfahrung zu der Überzeugung gekommen, dass in Mekka nicht weiter mehrere Götter angebetet werden dürfen. Er hat diese Stadt zum Zentrum des Monotheismus gemacht. Warum sollen die Christen einen dreifaltigen Gott verehren: es kann nicht nur das Wort Jesu sein, der dreifaltiger Gott muss die Welt und den Menschen besser erklären als der strikte Eingott-Glaube. Was gibt der Vorstellung von Gott eine größere Tiefe.

Liebe kann mit dem Eingottglauben nicht bis zu Ende durchgedacht werden

Es ist die Verbundenheit untereinander und die Liebe, die ohne ein Gegenüber nur Selbstliebe bleiben kann. Auch würde die Vergöttlichung des Menschen, in Gott hineingenommen zu sein, bedeuten, dass der Mensch zu einem Teil Gottes wird. Denkt man das durch, dann ist die Dreiheit in Gott nicht mehr so unwahrscheinlich. Das wird auch deutlich, wenn man die Schöpfung denken will. Wenn Gott nicht ein Teil des Kosmos werden soll, dann muss er in unüberbrückbarem Abstand zu seiner Schöpfung bleiben. Am Islam ist zu beobachten, wie Gott, dann zum Gesetzgeber wird. Da er in strikter Abgrenzung existiert, aber Urheber des Menschen ist, nimmt er von Ferne Beziehung auf, indem er dem Menschen seine Gebote auferlegt.

Anders der Islam

Die Christen erfahren Gott als ganz nahe, er ist in seinem Geist gegenwärtig und Jesus nimmt die Menschen mit zum Vater. Wir sind von Gott umfangen, ohne uns in ihm aufzulösen.
Allah ist für den Koran der Einzige, der seine Einmaligkeit nicht mit anderen Gottheiten teilen muss. Nur so kann Gott als der Höchste, "über den hinaus nichts Größeres gedacht werden kann", verehrt werden. Damit stößt der strikte Monotheismus bald an eine Grenze. Denn wenn Liebe, die sich auf einen anderen richtet, gäbe für Gott nur den Menschen als Partner. Weil sich Gott dann von der Gegenliebe des Menschen abhängig machen würde, wäre er nicht mehr der Andere, der keine anderen braucht, um Gott zu sein. sich nicht von anderen abhängig macht. Deshalb haben die Griechen die Idee des Logos als Mittler entwickelt. Eine Person, die nicht Gott gleich ist, ihn jedoch versteht und von ihm eingesetzt wird, die Idee der Schöpfung umzusetzen. Dieses Zwischenwesen, er wird mit dem umfassenden Begriff für Wort - Logos bezeichnet, das auch Verstand, logische Struktur des Ganzen, die Gedanken Gottes erkennen können, beinhaltet. Durch seine Vermittlung kann Gott die Schöpfung ins Sein rufen, ohne selbst Teil der Schöpfung zu werden. Der Koran kennt diesen Mittler nicht, jedoch das Wort in Form von Geboten. Der Mensch tritt durch Befolgung der Gesetze, die Allah erlassen hat, in Beziehung zu ihm. Deshalb hat die Scharia den hohen Stellenwert. Die Menschen müssen diese ja kennen, um sie befolgen zu können.

Die Liebe macht Gebote überflüssig

Jesus hat nicht Gebote ausgesprochen, sondern fordert Nachahmung, um die Beziehung zu Gott leben zu können. Nachahmung heißt dann, auch die zu lieben, die von Gott geliebt werden. Gebote kann man erzwingen, Liebe nicht. Deshalb hat Jesus nicht mit Gewalt auf seine Gegner reagiert.

Es ist entscheidend, wie wir Gott sehen

Die Erwägungen ober waren eher psychologisch. Sie erklären die Wirkung der Gottesvorstellung. Wenn Gott nur einer ist, kann er den Menschen nicht zu seinem Gegenüber machen. Er erklärt dann dem Menschen, wie er die Welt gedacht hat und was daraus für den Menschen folgt, das Befolgen der Gesetze. Wenn Gott in sich Beziehung ist, dann nimmt er den Menschen in diese Beziehung hinein. In dieser Nachfolge heißt das z.B. für Eltern, nicht nur die Kinder zu lieben, sondern sie in die Beziehung hineinnehmen, aus der sie hervorgegangen sind.
Das gilt auch für die Geschwisterliebe. Kinder sind oft noch nicht in der Lage, die Schwester, den Bruder als Bereicherung zu erleben. Der Andere, die Andere werden als Konkurrenten in der Beziehung zu den Eltern erlebt. Eltern können darauf reagieren, indem sie in Distanz gehen. Wenn sie jedoch jedes ihrer Kinder als Bereicherung sehen, helfen sie ihnen aus der Konkurrenz heraus.
Dass die Welt auf Verbindung aufgebaut ist, lernen wir neu durch die ökologische Herausforderung. Wir können uns eingebettet in das Ganze erleben, jedem Lebewesen als unentbehrlich für das Ganze begegnen. Das ermöglicht die Erkenntnis, dass alles mit allem in einem produktiven, das Leben förderndem Zusammenhang steht. Auf kein Lebewesen kann verzichtet werden, ohne das Ganze zu gefährden.

trinitarisch denken lernen

Wie wir uns Gott vorstellen, so leben wir auch. Das müssen die christlichen Konfessionen erst noch lernen, nämlich die Anderen als Bereicherung und nicht als Abweichler zu sehen. Vom anderen etwas übernehmen wollen, das wäre auch eine solide Basis für den Dialog der Religionen.

Über den strikten Monotheismus hinausdenken

Diese Überlegungen zeigen, dass der strikte Monotheismus nicht die unüberbietbare Vorstellung von Gott ist. Es sind erst einmal unsere Vorstellungen. Dass sie nicht nur gut gedacht sind, dafür kann der Menschen nicht bürgen. Der Garant für Beziehung ist Jesus. Er hat zu Gott gebetet, ihn in seinem Todeskampf als Vater angerufen. Er nennt sich selbst Sohn, nicht der Maria, sondern Sohn Gottes. Er hat auch nicht Gebote formuliert, sondern Seligpreisrungen. Selig ist, wer sich um Frieden bemüht, dem Armen und Kranken beisteht, sich nicht rächen muss, sondern vergeben kann.
Es könnte sich ergeben, wenn wir dem Beispiel Jesu folgen, dass die Schwierigkeiten sich auflösen. Es sind nicht nur die Worte Jesu, sondern die neuen Erfahrungen, die die Jünger und Jüngerinnen mit ihm gemacht haben. Weihnachten, Ostern und Pfingsten zeigen die neuen Wege auf, die Christus schon beschritten und damit für uns eröffnet hat. Damit verstehen wir auch, dass Gott nicht auf Abstand zu seiner Schöpfung gehen muss. Dann würde auch deutlicher, dass Gott nicht größer gedacht werden kann als der Vater, der seinen Sohn sendet und in seinem Geist gegenwärtig ist.


Kategorie: Verstehen

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