Das Leben setzt sich fort. Foto.hinsehen.net E.B.

Das Leben, doch stärker als der Tod?

Die im Lebendigen wirkende Kraft organisiert Atome und Moleküle. So lange sie diese Materieteile zusammenhalten kann, gibt es die Pflanze, das Tier, den Menschen. Jedem Lebewesen ist eine Lebensspanne zugemessen, dann erlahmt die Kraft, die aus Molekülen Leben hat pulsieren lassen. Das Lebewesen zerfällt in seine materiellen Teile. Wo geht aber das Leben hin?

Die Individuen geben das Leben weiter

Mit der einzelne Pflanze, dem einzelnen Tier verschwindet das Leben jedoch nicht. Lebewesen geben diese Kraft, Materie zu verlebendigen, an Nachkommen weiter. Ob ein Baum, ein Schmetterling, ein Reh, die Individuen lösen sich auf, aber den Ahorn, das Pfauenauge, das Reh gibt es weiter. Ich kann mich ebenso als Teil einer Kette fühlen, die sogar durch die Evolution 13 Milliarden Jahre bis zu dem ersten Einzeller zurückreicht. Dieses erste Lebewesen hatte zuerst die besondere Begabung, sich in einer nächsten Zelle fortzusetzen. Inzwischen hat die Wissenschaft das Prinzip herausgefunden, wie Leben weitergegeben wird. Auf dem Gen-Faden jeder Zelle findet sich der Bauplan für das ganze Lebewesen. Dieser Bauplan kann, in eine Eizelle verpackt, weitergegeben werden. Es gibt dann noch die komplizierte Weitergabe, indem zwei Lebewesen jeweils eine Hälfte des Genfadens beisteuern, so dass das neue Lebewesen nicht nur den Genbestand eines Individuums weiterträgt. Es bleibt für mich als Individuum jedoch die Frage, was mit mir geschieht. Auch wenn ich in den Fluss des Lebens hineingeboren bin, so dass mit meinem Sterben nicht das Leben stirbt, bedrängt mich die Angst vor dem Ende. Scheide ich dann sozusagen aus dem Lebensstrom aus?

sterbe ich oder nur mein Körper

Der Tod ist stärker als mein Lebenswille. Irgendwann erlahmt die Kraft, die die vielen Moleküle meines Körpers zu Zellen organisiert und diese Zellen ständig aufeinander abstimmt. Aber stirbt das Ich? Das Sterben geschieht an mir, ob aber mein Ich sich auflöst, ist damit noch nicht gesagt. Ich kann den Tod auch als Verwandlung sehen. Diese ist deshalb unabdingbar, soll mein Ich weiter bestehen. Denn in dieser Welt von Raum und Zeit ist eine dauerhafte Existenz nicht möglich. Das ist darin begründet, dass in diesem Kosmos alles, was anfängt, bereits auf sein zeitliches Ende zuläuft.

existieren später außerhalb der Zeit?

Da die Physik inzwischen die Relativitätstheorie bestätigen konnte, können wir sicher sein, dass es außerhalb unsere Kosmos' weder Raum noch  Zeit gibt. Denn diese Theorie kommt zu dem Ergebnis, dass die Milchstraßen nicht in einen leeren Raum und eine ablaufende Zeit hinein entstanden sind, sondern Raum und Zeit erst mit dem Urknall und der Ausdehnung des Kosmos gegeben sind. Raum und Zeit sind Eigenschaften der materiellen Welt. Außerhalb des Kosmos gibt es keinen Raum und keine Zeit. Das bedeutet, dass wir in eine andere Welt gelangen, sollte unser Ich nicht mit unserem materiellen Körper verschwinden. 
Durch die Nahtoderfahrungen und die Begegnung, die nicht wenige Menschen mit ihren Verstorbenen hatten, wissen wir, dass eine andere Existenz als die in diesem Körper möglich ist. Wir scheinen in diesem Kosmos nur für eine bestimmte Zeit zu leben. 

Die Idee von mir ist einmalig

Ich bin einige Jahrzehnte in die Luft hier gehüllt, lebe von dem Ganzen des Lebens, das die Erdkrume fruchtbar macht, von der im Zusammenspiel von vielen Lebewesen auch mein Leben getragen wird. In dieser Vielfalt bin ich etwas Einmaliges. Das wird schon in meiner Biologie durch den Fingerabdruck und die Iris meiner Augen deutlich: Ich habe auch eine einmalige Reihung meiner Chromosomen, selbst wenn ich ein eineiiger Zwilling bin. Es muss eine einmalige Idee von mir geben, die sich bis in die Fingerspitzen zeigt. Zwar löst sich die körperliche Gestalt auf, die von meinem Ich so geformt wird, das ich unverwechselbar als der erscheine, der ich bin. Aber vergeht die Idee von mir?

Die Idee des Lebens kommt nicht aus der Materie

Wenn etwas die Materie so strukturiert, dass diese bis zu einem unverwechselbaren Fingerabdruck geformt wird, dann ist diese gestaltende Kraft nicht in der Materie zu finden. Denn die Materie kann sich nur entsprechend den physikalischen Gesetzen verhalten. In diesen Gesetzen ist die Fähigkeit des Lebens, aus einer befruchteten Eizelle ein neues Individuum entstehen zu lassen, nicht enthalten. Das Leben hat sich wohl in der ganzen Fülle der Lebewesen aus der ersten Zelle entwickelt. Vielleicht entstehen Einzeller auch heute noch neu, jedoch alle Mehrzeller kommen aus anderen Pflanzen oder Tieren. Zur Physik muss also etwas hinzukommen. Hegel nennt das, was gestaltend wirkt "Idee". Diese Idee kommt aus dem Geistigen. Damit kann sie nicht durch den Zerfall des Körpers zunichte gemacht werden.
Die Idee hat noch etwas Besonderes: sie funktioniert. Ich bin ja nicht nur eine bloße Idee, sondern wie alle anderen Lebewesen wirklich geworden. Das ist aber nur möglich, wenn die Idee auf die Bedingungen der Materie abgestimmt ist. Wir wissen, dass es gerade das Kohlenstoffatom ist, das mit der Idee eines Lebewesens zusammenpasst. Man könnte daraus folgern, dass der Kohlenstoff aus sich heraus mit seinen chemischen Eigenschaften das Leben hervorbringt. Das müsste dann heute wie vor Milliarden Jahren geschehen, ist aber nicht beobachtet worden.
Deshalb ist es sinnvoller, von einer geistigen Idee auszugehen. Das sagt uns unser Denken. Es reicht auch über den tiefen Graben in ein Leben jenseits von Raum und Zeit, jedoch nur gedanklich. Dass es da etwas gibt, darauf weist uns die innere Überzeugung hin, dass dieses Leben nicht alles gewesen sein kann, wofür ich ins Dasein gerufen wurde.


Kategorie: Verstehen

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