Silhouette Bankentürme Frankfurt, Foto: hinsehen.net E.B.

Bad Banks – Topografie des Bösen

Wer auf die Türme des Frankfurter Bankenviertels blickt, würde gerne wissen, was die vielen Menschen hinter den Bildschirmen in den tausenden Büro eigentlich machen. Irgendetwas mit Geld? Ist es unser Geld? Vermehren sie es geschickt? Sicher nicht! Arte und ZDF erzählen, was sich auf den Bildschirmen und auf den Gängen abspielt. Allerdings ist das Handy das Medium der Machenschaften.

Geld ist etwas, das ständiger Beobachtung bedarf. Die Banker und Bankerinnen sitzen vor ihrem Bildschirm und verfolgen Zahlenkolonnen. Es scheint nicht um unser Geld zu gehen, sondern um das derjenigen, die viel davon haben. Die Banker helfen den Reichen bei der Vermehrung ihres Geldschatzes, indem sie z.B. auf Steuervorteile aufmerksam machen. So gelingt es ihnen, dass die Reichen ihnen ihr Geld anvertrauen. Dann gibt es Leute, die haben Großes vor und brauchen dafür viel Geld. So der Oberbürgermeister einer Großstadt, die fiktive Serie nimmt den von Leipzig, der mit einem großen Bauprojekt die Zukunft der Stadt größer machen will. In diesem Geflecht erzählt die sechsteilige Serie eine stringente Geschichte. Bereits nach der ersten Folge ist klar, dass diese Konstellation vom guten Willen und wechselseitigem Vertrauen Vieler abhängt. Schon deshalb kann sie schief gehen kann. Wie die Beteiligten es dann darauf anlegen, dass es in einem Desaster enden muss, zeigt die Serie. Es seien hier nur einige Punkte herausgenommen. Die Serie ist filmisch so gut gemacht, dass man sie unbedingt sehen und sich nicht mit einer Inhaltsangabe zufrieden geben sollte.

Intrige

Wie zu erwarten ist es eine Frau, Investmentbankerin, die eine junge Mitarbeiterin in eine konkurrierende Bank einschleust, aber deren Vertrauen so enttäuscht, dass die Intrige erst einmal ins Leere läuft.

Rivalität

Dies Thema wird von Männern durchgespielt. Anstatt in einer Krisensituation gemeinsam eine Lösung zu suchen, eskaliert die Spannung zu einem tiefen Zerwürfnis.

Sex

Männer und Frauen sind über ihren gemeinsamen Sex verbunden. Dann gehören entsprechende Etablissement wohl zum Investmentbanking. Zumindest dienen sie dazu, den Geldbesitzer investitionsfreudig zu stimmen. Die Frauen wie die Männer, die dort Sexarbeit leisten, sind allerdings nicht gerissen genug, um mit dem Finanziellen ihrer Kunden so zu spielen, wie diese es praktizieren.

Falsche Zahlen

Eine Bank müsste eigentlich genug Geld haben, um die 4 Milliarden zur Verfügung zu stellen, die der Oberbürgermeister für sein neues Stadtviertel braucht. Hat die Bank aber nicht. Sie muss vielmehr ihre Bilanz mit einer Scheinfirma aufbessern, Diese besteht faktisch nur aus einem Schild am Eingang eines Bürogebäudes am Persischen Golf, einem Mann, der ans Telefon geht, aber dafür mit viel Geld, aber leeren Posten in der Bilanz. Als dieser bloße Schein zerfällt, zerreißt auch das nur auf geringe Belastungen ausgelegte Investmentgewebe. Die Handelnden sind dann, weil sie ja vorher gegeneinander gearbeitet haben, nicht in der Lage, das kenternde Schiff zu stabilisieren. Sie können aber dann wieder vom Staat die Zahlung der rettenden Gelder erzwingen. Es ist eine fiktive Geschichte, aber jeder einzelne Erzählstrang ist der Realität abgeschaut. Es wird deutlich, wie die Dynamik der getätigten Geschäfte die Gefahren immer mehr vergrößert und dann im Aufeinanderprallen der Intrigen, der sexuellen Verwicklungen, der Rivalität, der offensichtlichen Bilanzfälschung im Zusammenprall dann auch die Belange des einfachen Bankkunden trifft.

Keine Fundament, das das Investmentbanking stabilisieren könnte

Es ist erstaunlich, welch psychisch instabilen Menschen, die ohne ethische Anbindung an unumstößliche Werte handeln, das große Geld anvertraut ist. Es sind nicht die Angestellten, denen der Girokonto- und Sparbuchbesitzer in den Filialen begegnet. Es sind diejenigen, die mit dem großen Geld umgehen, die Investmentbanker. Ihnen wird offensichtlich deshalb freie Hand gewährt, weil die Verfechter eines freien Marktes u.a. Liberale uns eingeredet haben, Fehlverhalten würde durch die wie Naturkräfte wirkenden Mechanismen des Marktes in einem frühen Stadium korrigiert. Das Gegenteil ist der Fall: Erst wenn die Geschichte auf ihr Ende zutreibt, wirken plötzlich Marktkräfte. Diese bestehen aber darin, dass der Bank das Vertrauen entzogen wird. Damit wird deutlich, was lange nicht erklärbar schien: Die Banken missbrauchen das Vertrauen ihrer Geschäftspartner so lange, bis  sie das Finanzsystem nur noch mit Staatshilfe retten können. Die Serie spielt nur durch, was bereits im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends Realität geworden ist.

Bad Banks ist zwar als Erzählung erfunden, aber alles, was erzählt wird, ist im Einzelnen bereits durch die Geschichte belegt. Es braucht keinen Bürgerkrieg und keine Atombombe, damit die Menschheit sich selbst ruiniert, ein paar Banker ohne Ethik schaffen das mit ein paar fiktiven Zahlenkolonnen. Fernsehen, das die Rundfunkgebühr rechtfertigt und zugleich die Gefährlichkeit der Manipulationen am Geldmarkt für den Zuschauer erklärbar macht.

Link: Warum das Böse, um erkannt zu werden, erzählt werden muss:
Dramaturgie des Bösen

Die Serie kann in der Mediathek von Arte schon mit allen sechs Folgen gesehen werden.
Im ZDF ist sie abrufbar unter Bad Banks 


Kategorie: Gesehen

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