Kulturschock Indien

Das rund 220 Seiten umfassende Buch findet man unter dem Genre „Reiseführer“. Es könnte gut und gerne als Einführung eines umfangreicheren Reisehandbuches gelten. Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, Hotels und Anderes findet man darin nicht, dafür wird der*die Leser*in authentisch aufgeklärt über kulturelle Eigenheiten und Stolperfallen des Landes.

Übersichtliche Themen

Sachlich ist es übersichtlich gegliedert in die Überschriften: Verhaltenstipps, Religion und Weltsicht, Familie und Gesellschaft, Reisealltag und Anhang. Die jeweiligen Unterkapitel, die stets nur wenige Seiten umfassen und das Buch damit nicht zu einem unlesbaren Kompendium werden lassen, wecken schon durch ihre Überschriften die Neugier des*der Leser*in. Komprimiert wird das Essentielle, was man wissen sollte, unverschnörkelt dargelegt, die Lesbarkeit nicht durch die wenigen Hervorhebungen beeinträchtigt.

Zeiten und Umstände ändern sich, das trifft insbesondere auf ein sich rapide entwickelndes Land wie Indien zu. Insofern wird jede Ausgabe des Buches aktualisiert. Mitunter fallen deshalb Angaben zu Preisen oder zeitabhängigen Faktoren weg, was der Nützlichkeit des Werkes keinerlei Abbruch tut. Der neuesten Ausgabe ist z.B. beim Thema Reiseverkehr ein kleiner Absatz zum Verkehrsmittel Flugzeug gewidmet. Dieser könnte etwas ausführlicher sein, da indische Flughäfen, vor allem in den Metropolen, für Reisende künftig noch mehr Raum einnehmen werden, als dies jetzt schon der Fall ist.

Was fehlt

Schmerzlich vermisse ich ein Kapitel zum Thema Straßenverkehr, der nicht nur eine Besonderheit Indiens ist, sondern eine ganz besondere Herausforderung darstellt. Da immer mehr Reisende nicht nur in Bussen und der Bahn durchs Land fahren, sondern auch gern auf Motorrädern, Fahrrädern oder Mietwagen (mit und ohne Fahrer), wäre dieser Gegenstand durchaus wert, aufgenommen zu werden. Und schließlich ist jeder Fußgänger auch Verkehrsteilnehmer und der ständigen Bedrohung ausgesetzt – abgesehen davon, dass Autobahnen ausgebaut werden, um der Zunahme von wachsender Mittelschichtsmobilität im eigenen Vehikel gerecht zu werden.

Lust loszufahren

Gleichwohl ist das Buch ein kleiner Schatz, der jedem Indienreisenden ans Herz gelegt sein soll. Solch eine Publikation schreibt man nicht an einem Tag und nach nur einer Reise. Ein Werk wie „Kulturschock Indien“ setzt profunde Landeskenntnisse voraus sowie Beweglichkeit in der Landessprache, über die sich schließlich auch Kultur vermittelt. Beides kann man Rainer Krack, der sich vielfach und auch für längere Zeit in Indien aufgehalten hat, gerne attestieren. Erkenntnisreich ist es durchaus für alle, die sich für fremde Länder interessieren. Krack bedient sich einer flüssigen, gut lesbaren Sprache, die gelegentlich einen Ausflug ins Ironische zulässt, was es in meinen Augen noch wertvoller macht. Mithin ein Sachbuch, nicht nur für Reisende mit Ziel Indien.

Krack, Rainer: KulturSchock Indien
ISBN: 978-3-8317-3338-5, 15., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage 2020;
komplett in Farbe, zahlreiche Fotos, ausführliches Register und Glossar

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