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Am 25. ist Weihnachten dann vorbei

Der Advent soll eine Zeit der Besinnung sein. Das Dunkel soll von innen hell werden, damit an Weihnachten das Licht durchbricht. Wir sehnen uns nach diesem Vorgang, ohne in ihn einsteigen zu können. Advent ist zu einer Stresszeit geworden. Wir wünschen etwas, das von außen ständig verhindert wird. Wahrscheinlich ändert sich erst der Advent, wenn wir die übrigen 11 Monate anders angehen.

Die ruhige Zeit beginnt nach dem 25.

Weihnachten ist der Termin, der viel Vorbereitung verlangt. Das Fest muss gelingen. Wenn das alles geschafft ist, dann folgt Entspannung. Es ist die Umkehrung des Advents. Erst das Fest und dann das, was vorher hätte sein können, nämlich zur Ruhe kommen, die Erwartung steigern, dann in die Fülle des Festes eintauchen und bis zum 1. Januar morgens weiter feiern. Sich dann an die Jahresabrechnung setzen, alle Belege ordnen, den neuen Kalender anlegen, um nach dem 6. das Neue Jahr in Angriff zu nehmen. Weil wir uns aber im Advent mit unseren Festgefühlen schon verausgabt haben, ist dann Weihnachten mit dem 25. oft emotional vorbei. Damit ist uns der Advent unter der Hand verloren gegangen. Wenn mich dann ein Adventslied berührt und ich die Sicherheit spüre, dass tatsächlich eintritt, was in den Liedern versprochen wurde, dann verbindet sich das mit Wehmut. Denn nach Weihnachten entfalten die Adventslieder ihre Wirkung nicht mehr.

Wollen wir so außen-gesteuert sein?

Offensichtlich können wir nicht anders mehr. Auf jeden Fall bin ich verpflichtet zu schenken. Obwohl die Geschäftsleute sich alle Mühe geben, es wird immer schwieriger, etwas Ansprechendes zu finden. Die zu Beschenkenden haben ja schon fast alles. Ich selbst brauche ja auch eigentlich nichts Neues. Das Handy tauscht der Provider alle zwei Jahre aus, das Auto wird gekauft, solange für den Altwagen noch etwas herauszuholen ist. Die Schnäppchenjagd lässt für Weihnachten nichts Besondres übrig.
Dann die Weihnachtsfeiern - sie müssen vor Weihnachten über die Bühne gebracht werden. Für die Konzerte bleibt dann bei den Berufstätigen kein freier Platz im vollgepropften Terminkalender.
Das Ganze wäre ja vielleicht sogar gut mitzumachen, auch das Geschenke-Aussuchen könnte zur adventlichen Vorfreude beitragen. Wir können es jedoch oft nicht genießen, weil wir es als aufgezwungen erleben. Dabei ist es keine äußere Macht und keine Kirchendisziplin, sondern es ist die Welt, die wir uns selbst gebaut haben. Wir tun es sogar im Sinne von Weihnachten, nämlich für andere. Aber so gut es gemeint ist, wir stehlen uns mit den Wochen vor Weihnachten die Zeit, die wir eigentlich mit den schönen Sachen und Feiern gestalten wollen.

Moralpredigten gehen am Problem vorbei

In diese stressige Adventszeit tönen dann, oft aus kirchlichen Radioansprachen und aus manchen Adventstexten Appelle, zur Ruhe zu kommen, um sich auf die Ankunft des himmlischen Kindes vorzubereiten. Das ist aber wie die Aufforderung, in einem Sturm so zu tun, als sei Windstille. Doch tobt der Adventssturm durch die Straßen. Ehe wir etwas ändern können, müssen wir die Welt erst einmal so nehmen, wie sie gemacht haben: eine ganz und gar vom Menschen Gemachte. Es gibt auch erst mal keine Handhabe, die Werbetrommel, die vor Weihnachten auf eine richtig hohe Drehzahl gebracht wird, zu stoppen. Unsere Wirtschaft kann zudem nicht auf Weihnachten verzichten. Wie viele Arbeitsplätze würde das kosten. In unserer Welt hängt alles miteinander zusammen. Wenn kaum noch etwas von der Natur, sondern fast alles vom Menschen gemacht wird, dann kommt eine solche Welt heraus.

Nach Weihnachten: Wollen wir diese Welt für uns?

Die Zeit nach Weihnachten ist nun mal die Phase, in der wir die Zeit zurückbekommen, die wir uns im Advent nicht nehmen konnten. Das erklärt sich nicht zuletzt daraus, dass der Dezember nur drei Wochen  für Arbeit und die ganzen Zusatztermine lässt, die letzte Woche liegen dann  "zwischen den Jahren". Für Viele reicht diese Zeit bis zum 6. Januar. Da könnten wir doch untereinander reden und gemeinsam überlegen, wie wir das kommende Jahr gestalten wollen. Wir sagen ja nicht bloß, "Nächstes Jahr", sondern benennen es mit „Neu“. Was wollen wir neu machen? Vielleicht müssen wir in den ersten 11 Monaten etwas ändern, damit wir den Advent nicht mehr stressig erleben und es tatsächlich es dann in jeder Adventswoche in ein Konzert und einen Gottesdienst schaffen. Eines kann man mit Sicherheit sagen: Wenn jeder von geplanter und konzentrierter ins Neue Jahr geht, dann machen wir uns in den letzten Wochen vor Weihnachten nicht gegenseitig "Die Hölle heiß".



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