Wir blicken meist zurück. In der Schule lernen wir, was sicher gewusst, berechnet, bestimmt werden kann. Studium und Berufsausbildung ermöglichen uns, konkrete Tätigkeiten ins Auge zu fassen. Aber welche? Junge Menschen brauchen lange, bis sie sich für eine Ausbildung, ein Studium entscheiden können. Dieses Zögern kommt auch daher, dass die Welt so fertig scheint. Das Eigenheim der Eltern ist gebaut, das Internet nur noch verbesserungsfähig, die Algorithmen übernehmen demnächst viel Sortier-, Prüf- und Lernarbeit. Die Welt funktioniert jedoch nicht allein ökonomisch. Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist nur gering gegeben. Mit der Arbeit die eigenen Begabungen umfänglich zum Einsatz bringen und so zu wachsen, wird durch das Effektivitäts- und Kostendenken abgeschnürt. Dabei ist der Mensch doch so angelegt, dass er sich entwickeln und seine Begabungen entfalten soll, um so Sinnerfahrungen zu machen.
Konturen des Neuen: Umwelt, Auto, Arbeit, Künstliche Intelligenz, Bildung
- Frieden mit der Natur ist zu einer Überlebensfrage für den Homo sapiens geworden. Wir wissen, dass wir unseren Energieverbrauch und damit unser auf das Auto abgestellte Lebenskonzept verändern müssen. Bäume und Pflanzen müssen wieder mit uns leben können. Es ist mehr als Verbesserung des Bestehenden, Neues ist gefragt.
- Die Jüngeren sind nicht mehr so auf das Auto fixiert. Sie wollen nicht den Ausbau der Straßen, sondern den der anderen Verkehrsmittel.
- Leistung um des Gewinnes willen ist nicht mehr selbstverständlich. Zwar bleibt die Betriebswirtschaft bei der Überzeugung, dass Gewinn als Kriterium für erfolgreiche Unternehmensführung genügt. Jedoch sehen immer Menschen darin keinen Sinn mehr. Das neoliberale Denken verliert an Gefolgschaft.
- Arbeit wandelt sich tiefgehend. Algorithmen sind bereits in vielen Abläufen steuernd eingebaut. Nicht nur stellt Amazon bereits zur Begrüßung die Produkte vor, die zu uns passen. Diagnosen in der Medizin werden mehr und mehr von Künstlicher Intelligenz übernommen. Wir werden ein neues Verhältnis zur Arbeit entwickeln. Das erfordert Bildung
- Wenn wir verhindern wollen, dass Algorithmen unseren Alltag steuern, müssen wir „besser sein“ als die Rechenchips, schneller sind sie auf jeden Fall. Das hat zur Konsequenz, dass Bildung einen ganz anderen Stellenwert bekommen wird. Wir werden vielleicht 30% unserer Arbeitszeit mit Fortbildung, Lektüre von Fachbüchern und Fachgesprächen ausfüllen. Die Ergebnisse unserer Arbeit können wir zur Umsetzung den Maschinen überlassen.
Corona öffnet die Köpfe für Neues
Wir erleben den Lockdown meist noch als Einschränkung. Dabei berücksichtigen wir nicht, dass das Virus genau in den zivilisatorischen Errungenschaften die Möglichkeiten gefunden hat, sich über die ganze Welt zu verbreiten. Mobilität, Flugzeuge, der weltweite Transport von Lebensmitteln, wahrscheinlich auch das Klima sind die Voraussetzungen, dass ein winziges Wesen unsere Abläufe empfindlich stören kann. Wir werden durch den Lockdown in einen Lernprozess gezwungen, der uns offen für Neues macht.
- Wir konnten feststellen, dass Vieles entbehrlich ist.
- Wir müssen noch lernen, wie wir miteinander umgehen müssen, damit wir uns nicht anstecken.
Für die notwendigen Veränderungen, damit Bäume, Pflanzen und Tiere neben uns noch Lebensraum haben. - Wir werden wir die Einsicht mitnehmen, dass ein Winzling stärker ist als der Kapitalismus. Denn wir können ihn weder mit Wirtschaftswachstum noch mit Aktien ausbezahlen, um ihn so unter Kontrolle zu bringen. Unser Wirtschaftssystem ist nicht so mächtig wie es uns immer noch eingeredet wird.
- Je länger wir brauchen, um uns an die Präsens von Corona und anderer Viren zu gewöhnen, die noch kommen werden, desto weniger können wir in Lebenswelt vor Corona zurückkehren. Wenn wir es mit dem zweiten Lockdown nicht lernen, dann mit einem der nächsten.
Advent – Neues zeigt sich, gehen wir darauf zu, unsere Welt wird lebenswerter.
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