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Advent heißt, es kommt etwas

Weihnachten kommt das Kind, aber es wird groß und soll dazu beitragen, dass ich im sicheren Hafen ankommen. Wir alle sollen uns ausspannen auf das Ganze hin. Damit geht es um das Gelingen meines Lebens sein.

Das lateinische Wort für kommen ist "venire". Ventus ist die Bezeichnung des Windes. Das Kommen des Kindes in der Krippe kann jedoch nur deshalb eine Bedeutung beanspruchen, weil es für Gelingen meines Lebens eine entscheidende Rolle spielt. Ein Kind gewinnt diese Rolle, obwohl meistens die Erwachsenen sich um das Gelingen ihrer Nachkommen kümmern, nicht nur die Eltern, sondern Erzieherinnen, Lehrer, Ausbilder oder schon in der Klinik die Ärzte und Pflegekräfte. In diesen Monaten zeigen allerdings Greta und die vielen Schüler und Schülerinnen, dass es auch umgekehrt geht. Nun spannt der Advent den Bogen über den Tod hinaus wie überhaupt die Religion den größeren Rahmen entwirft, von der Schöpfung bis zur Vollendung. Sie sagt, und da herrscht zwischen den Religionen die größere Übereinstimmung, wie das Leben gehen soll. Damit gerät sie in Konkurrenz mit anderen Rahmenvorstellungen, in die ich mein Leben stellen kann.

Auf das Gelingen hat die Religion kein Monopol

Die Religion erhebt den Anspruch, über das ganze Leben bestimmen zu können. Denn sie spannt den Bogen über den Tod hinaus. Aber wie kann sie erweisen, dass ihre Lebensregeln mehr Gelingen versprechen als andere Weisen des Gelingens. Siege im Sport, Erfindungen, eine berufliche Karriere, der Gewinn eines großen Vermögens erfordern einen hohen Einsatz. Um mir Klarheit zu verschaffen kann ich die Konzepte durchspielen, indem ich mich befrage, was ich vom kommenden Jahr erwarte. Ich werde Schwerpunkte setzen. Zugleich weiß ich, dass ich von Vielem abhängig bin, von der wirtschaftlichen Entwicklung, von meiner Gesundheit, dass wenigsten einige Menschen mir wohlgesonnen sind, dass ich keine zu großen Fehler mache. Für den Erfolg muss ich dann noch mehr tun als das Jahr auf mich zukommen zu lassen. Ich kann auch auf das Ende sehen und überprüfen, ob die Religion das sichere Versprechen für das Gelingen abgibt, also Religion die „Anlageform“ ist, die das geringste Risiko beinhaltet.

Bei Beerdigungen zeigt sich, inwieweit ein Leben gelungen ist

Beerdigungen bringen mich in unterschiedliche Gefühlslagen. Manchmal stehe ich mit Bedauern am Grab, wenn das Leben nicht rund werden konnte. Hat jemand lange mit einer Krankheit gekämpft, begleite ich ihn in Gedanken, dass das Leiden ein Ende hat. Wenn jemand schnell abberufen wurde, frage ich mich, ob er, ob sie noch Bilanz ziehen konnten. Dann gibt es Beerdigungen, die eine dankbare Trauergemeinde versammeln. Es sind die Toten, die während ihres Lebens anderen viel gegeben haben. Sie bewirken mit ihrem Tod noch einmal Versöhnung, denn ich fühle mich den anderen deshalb näher, weil ich wie sie beschenkt wurde. Hier liegt ein besonderer Erfahrungswert, der oft erst am Grab deutlich wird.

Den anderen höher schätzen als mich selbst

Die Menschen, die eine große Trauergemeinde versammeln, zeigen, wie Leben gelingt. Wir verabschieden sie ja nicht mit einem mitleidigen Lächeln, weil sie sich so verausgabt haben, sondern weil wir spüren: Sie sind den richtigen Weg gegangen, indem sie anderen mehr Leben ermöglicht haben. Das war deshalb zukunftsorientiert, weil wir nicht in die Isolation sterben, sondern für eine neue Gemeinschaft verwandelt werden. So berichten es die, die ihren Verstorbenen nach deren Tod begegnet sind oder die selbst eine Nahtoderfahrung gemacht haben. Unser Leben braucht für das Gelingen das Klarkommen mit den anderen. Je mehr ich mich um mein Umfeld kümmere, desto lebenswerter wird das Leben für die anderen. Wieso bekommen wir an der Krippe diese Orientierung?

Was verspricht das Kind und was zählen die hiesigen Erfolge:

Das Kind in der Krippe zeigt in seiner Gestalt, wie Gott uns entgegenkommt und versichert uns, dass Gott Wohlwollen, Familie, Einsatz für den anderen unterstützt und zur Basis des Zusammenlebens gemacht hat. Später, als junger Mann, wir dieses Kind noch genauer erklären, worauf es im Reich Gottes ankommt. Wenn man seinen Lebensregeln folgt, ist das Risiko, etwas falsch zu machen, gering. Manche Menschen konnten in der Ausnahmesituation der Nahtoderfahrung einen Blick in den Himmel werfen. Sie waren von der Atmosphäre fasziniert. Für sie ist die Sicherheit unumstößlich, dass wir in ein größeres Licht, das von Wohlwollen durchströmt ist, zugehen. Wir spüren dieses Licht nur schwach, aber es scheint sogar bei Sportwettkämpfen durch, wenn wir sicher sein können, dass die Sportler nicht dopen. Bei großen Erfindungen und wenn jeder in seinem Beruf das macht, was seine Profession verlangt. Eigentlich kann in jeder Tätigkeit eine Prise Himmel eingestreut werden, wenn die anderen spüren, dass ich es für sie mache, ob ich ihnen etwas verkaufe, repariere, sie im Gesundwerden unterstütze, ihnen etwas beibringe. Am einfachsten gelingt das, wenn ich ihnen zuhöre.
Das genügt dann sogar für die himmlische Welt. In der Ausmalung des Letzten Gerichts kommt es nur darauf an, dass ich dem anderen den Vorzug, ihm etwas zu Essen gegeben, eine Wohnung, einen Job vermittelt habe, ihn bei Krankheit oder im Gefängnis besucht habe. Man kann es im 25.Kapitel des Matthäusevangeliums nachlesen. Man muss Gott nicht erkannt haben, wenn man den anderen den Vorzug gibt. Das ist anders bei dem, der die Existenz Gottes leugnet. Wenn er nämlich daraus folgert, den anderen übervorteilen, hintergehen zu können und Zusagen nicht einhalten zu müssen, dann gerät er in einen inneren Widerspruch. Zumindest führt er indiekrekt die Geltung der 10 Gebote auf Gott zurück. Wenn er einmal erkennt, dass es lebensdienlicher ist, die Gebote zu befolgen, erkennt er damit auch zugleich die Existenz Gottes an. Solche Erkenntnisse kann man beim Anschauen der Krippe gewinnen.
Es scheint also zuzutreffen: Wenn wir uns auf das Kind in der Krippe einlassen, mindern wir das Risiko des Misslingens. 



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