Foto: jackmac2 bei Pixabay

Zufall – von mir gewählt

Bestimmen Zufälle mein Leben? Oder wähle ich aus den vielen Ereignissen dasjenige aus, das mich in meiner Lebensplanung weiterführt? Oder das mich blockiert? Kann ich das überhaupt. Ich bin doch aus Zufällen entstanden. Lenkt dann nicht eine Schicksalsmacht durch Zufälle mein Leben?

Wir gehen mit unserem gesunden Menschenverstand meist nicht davon aus, dass eine geheime Macht unser Leben letztlich in der Hand hat. In irgendeinem Winkel lauert jedoch eine solche Frage. Tarotkarten sollen Licht in die geheimnisvollen Mächte freigeben. Horoskope sagen uns, was wir zu erwarte haben. Wenn von Gott gesagt wird, er wisse schon, was aus mir endgültig wird, dann will ich wissen, ob ich einen gnädigen Gott finde. Und wer heckt all das Böse aus, eine dunkle Macht ist offensichtlich am Werk. Wenn ich eine Unglückssträhne aushalten muss, dann zweifle ich, ob ich mein Leben tatsächlich selbst in der Hand habe. Steht nicht hinter den Zufällen doch eine sich verbergende Macht, der ich ausgeliefert bin?
Was zeigt sich in den Gefühlen nur ansatzweise? Steht unser Leben auf wackligem Boden oder gibt es einen Untergrund, der trägt und durch kein Mobbing oder Krieg zerstört werden kann? Ein anderer Fragekreis betrifft meine Freiheit. Bin ich tatsächlich frei oder letztlich gelenkt.

unsere Zufallspraxis: Wann wird etwas überhaupt zum Zufall? Die Antwort könnte die Frage klären, ob ich letztlich vom Zufall abhängig bin.

Ich erlebe Zufall täglich.

Zufällig fällt meine Thermoskanne aus Stahl so auf die Glasscheibe meines Tablets, dass es die Steuerung trifft und ich ein neues kaufen muss. Zufällig finde ich den Schlüssel meines Fahrradschlosses, wo ich ihn nie vermutet hätte. Zufällig treffe ich jemanden bei einer Tagung, mit dem ich kooperieren werde. Um mich passiert dauernd etwas. Wir sprechen aber nicht von Zufall, wenn eine Straßenbahn vorbeikommt, sondern erst, wenn wir damit zu unserem Ziel gelangen und erkennen, dass wir mit dieser Bahn den gewünschten Ort erreichen. Auch dann nicht, wenn ich täglich mit dieser Bahn fahre, sondern erst in einer fremden Stadt und dann heutzutage nur noch, wenn ich nicht in die App geschaut habe. Auch fällt die Thermoskanne x-mal auf irgendetwas, wird aber erst zum dummen Zufall, wenn ich das Tablet nicht mehr benutzen kann. Ein Vorfall wird erst zum Zufall, wenn er mit mir zu tun hat. Ich muss etwas vorhaben, damit etwas zum Zufall werden kann. Ich will zu einem Besprechungsort, deshalb erst kann eine Straßenbahn “zufällig” vorbeikommen. Auch rede ich bei einer Tagung mit Vielen, aber spreche erst dann von Zufall, wenn ich mit jemanden ins Gespräch komme, der zu meinen Plänen passt. Das ist bei einer Biene ebenso. Sie sucht Honig und findet erst deshalb „zufällig“ eine Blüte, weil sie nach Honig gesucht hat. Das gilt auch für mich, wenn ich im Urlaub nicht die übliche Touristikroute ablaufe, sondern durch die Straßen schlendere. Wenn ich mich in einem Café wiederfinde, dann nicht unbedingt, weil ich eines gesucht hätte, jedoch mich von einem Café, an dem ich auch hätte vorbeigehen können, anregen ließ, mit einem Cappuccino in der Sonne zu sitzen. Ich hatte aus früheren Reisen die Erfahrung mitgebracht, wie angenehm es sein kann, im Urlaub die Sonne auf mich scheinen zu lassen, auch, um dem Besichtigungsstress zu entkommen. Das sind alles Ereignisse, Begegnungen, die für mich infrage kommen. Wie ordne ich dann die Zufälle ein, mit denen ich noch keinen Erfahrungen gemacht habe?

Andere haben mich mitgenommen

Ich habe irgendwann das erste Mal in einem Café gesessen, weil mich jemand eingeladen hat, oder bin so auch in ein Museum oder Konzert gekommen. Wenn ich alleine hingegangen bin, war es selten spontan. Ich hatte vorher schon, meist durch Werbung, gewusst, dass man ins Museum geht, um außergewöhnliche Bilder anzuschauen. Ich weiß, dass es in Kambodscha großartige Tempelanlagen gibt, ohne dass ich dorthin fahre. 1950 brauchte man eine Zeitschrift, um das zu erfahren, heute schickt mir der Reiseveranstalter das Foto auf den Bildschirm meines Handys. Je mehr Seiten es im Internet gibt, desto weniger kann Unbekanntes mich noch überraschen. Gibt es noch Zufälle, die mich aus dieser Übersättigung rausholen? Bin ich der Routine des Wischens ausgeliefert, nämlich Stunden mit der Suche zu verbringen, ob nicht doch etwas aufploppt, was für mich tiefergehend bedeutsam werden könnte. Der immer größere Kosmos des Wissens macht uns zu Suchenden. In der Bibel findet sich dafür das Bild der Perle, die irgendwo vergraben sein muss. Ich muss nur diese eine Perle finden, dann gelange ich dorthin, wo ich nicht mehr suchen muss. 

Der wirkliche Zufall 

Wenn mir etwas oder Jemand entgegenkommen, die mir von der Werbung noch nicht angekündigt worden sind, wenn ich etwas nicht in meine Vorstellungen und Planungen einordnen kann, dann müssen es, er oder sie mich in etwas führen, das ich noch nicht einmal erahnt hatte. Kriterium wäre, dass ich nicht weitersuchen muss. Ein Mensch, der mich ganz erfüllt, die Erkenntnis, warum ich auf dieser Welt bin, die Ruhe, weil ich erkannt habe, dass ich letztlich unzerstörbar bin. Zu diesen Begegnungen und Erfahrungen sagen wir nicht mehr Zufall. Sie sollten kommen, weil ich das vom Leben erwartet habe. Schon immer haben wir solche Begegnungen und Erfahrungen, oft nicht bewusst, gesucht. Denn wenn ich nicht für eine Partnerschaft, ein tieferes Verständnis meines Lebens, eine mystische Erfahrung vorbereitet wäre, dann könnte ich diese gar nicht erleben. In der Antike und in den späten Texten des Alten Testaments wird diese Ebene, auf der ich zur Ruhe komme, Weisheit genannt. Es wird auch von der Weisheit als Person gesprochen, die mich in ihr umfassendes Verstehen aufnimmt. Ich kann sie suchen, finde sie aber wohl nicht, wenn ich mich durch Facebook oder TikTok wische. 

Es muss eine Idee von mir geben

Es bleibt noch die Frage, aus welcher der hier beschriebenen Zufallsarten ich komme. Denn diese Frage treibt mein Suchen immer weiter. Es muss diese Begegnung sein, in die mich die Weisheit hineinnimmt. Frühere Kulturen haben diese im Schicksal gesehen. Hinter allem, was sich in der Menschenwelt tut, steht nach dieser Vorstellung ein geheimnisvoller Plan, den weise Frauen erkennen können. So geht in der Edda, dem germanischen Götterbuch, Odin, der Hauptgott, zu weisen Frauen, um Auskunft über die Zukunft zu bekommen.
Anders Platon, er hat keine geheimnisvolle Macht, kein Schicksal hinter allem gesehen, das unser Leben letztlich bestimmt, sondern die Ideen einer großen Vernunft, die Gerechtigkeit will und dass mein Leben gelingt. Die jüdischen Schriftgelehrten der im Römischen Reich verstreuten Juden wie die christlichen Missionare haben diese Weltsicht übernehmen können. Denn sie verehren keinen Willkürgott, sondern einen, der für die Geltung der Gerechtigkeit steht und den Menschen nicht willkürlich, sondern nach dessen Taten beurteilt, der sich für die Benachteiligten einsetzt, der gerecht handelt, der dem Schwachen beisteht und die Mächtigen nicht einfach machen lässt, weil sie Macht haben.  

Nach dem Eintreten des Zufalls ist es kein Zufall mehr

Wenn der Zufall erst dann aus den vielen Begebenheiten heraustreten kann, wenn er in meine Lebensplanung passt, steht das der These entgegen, ich sei aus “blinden” Zufällen entstanden. Nach den Überlegungen oben ist es unwahrscheinlich. Deshalb muss die These überprüft werden. Dafür stehen mehrere Wege offen. Für die Evolution, aus der ich hervorgegangen bin, wird als Entwicklungsursache viele Zufälle angenommen. Zufälle, die die Gene verändert haben.

Kann Zufall mich hervorgebracht haben?

Das ist erst einmal nur eine Theorie, dass Milliarden Zufälle mich haben entstehen lassen. Entsprechung der Methodik der Naturwissenschaften muss eine solche Theorie, die ernst genommen werden soll, sich durch Experimente oder durch Funde, also hier Fossilien, bestätigen lassen. Es müssten nicht nur Fossilen von Pflanzen oder Tieren gefunden werden, die eine Lebensspanne erfolgreich überlebt haben, sondern auch solche, die gescheitert sind, weil die Natur nicht erfolgreich gewürfelt hat. Wenn Zufälle mich hervorgebracht haben sollen, dann müsste Vieles andere auch durch Zufall entstanden sein., z.B. ein Fahrrad oder ein Computer. Es wurde aber bisher nicht so etwas gefunden. Wir finden in den Fossilien frühere Lebewesen und auch den Gencode, der alles gesteuert hat. Sie sind aber gestorben, ohne dass der Gencode zerstört wurde. Etwas muss die Billionen Zellen in unserem Körper zusammengehalten haben, das im Tod verschwunden ist. Es war wohl nicht der Zufall, sondern etwas, das nicht einfach aus dem Zusammenspiel von Atomen hervorgingen sein kann. Die Erklärung „Zufall“ für meine Existenz ist einfach nicht hinreichend. Wenn Zufall, dann muss etwas gewesen sein, dass nach dem was Leben weiterführt, gegriffen hat. Es ist die Idee vom Menschen, die sich aus den Begebenheiten das ausgesucht hat, was für die Weiterentwicklung passt.

Link: Gibt es Zufälle tatsächlich


Kategorie: Analysiert

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang