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Weihnachten: Wie wird Friede in mir wirklich?

Die Engel haben den Frieden Gottes verkündet. Wir können ihn deutlicher spüren, um uns herum kann er in diesen Tagen leichter wirksam werden. Wir können ihn mit dem Weihnachtsgebäck sogar ein wenig schmecken. Wenn wir uns aber schon in den Januar einfühlen, dann wird es wieder härter, spitzer. Der Friede scheint wie weggezogen. Als sei er nur ein Dunstschleier gewesen, der die harten Felsen umhüllt, aber nicht weich gemacht hat. Was ist nun wirklich? Weihnachten, das uns friedlicher macht. Oder das, was spätestens Mitte Januar wieder unser Empfinden beherrscht. In welcher Welt leben wir? Wir schwanken zwischen beiden. Fragen wir einfach: Wie wird Friede in mir wirklich?

Wenn wir auf das kommende Jahr blicken, dann werden wohl weiterhin Konkurrenz, Stress, und neu eine zunehmende Arbeitslosigkeit bestimmend sein. Wir hören davon jetzt schon jeden Abend in den Nachrichten. Dann noch das Warten, dass endlich die Kriege aufhören. Kann es sein, dass Weihnachten keines dieser Probleme gelöst hat? Aber ist das Empfinden nicht auch real? Wir können doch den Frieden spüren, der näher gekommen ist. Unser Gang über den Weihnachtsmarkt hat uns in eine friedliche Atmosphäre getaucht. Auch wenn es voll war, wir wurden nicht angerempelt. Sind wir nicht für diese Welt des Friedens geschaffen? Oder muss sie spröde, uns wie mit Nadeln drangsalieren, muss das Leben schwer sein? Müssen wir in Angst vor einem Krieg leben? 

Es sind zwei Welten. Mit der Geburt des Kindes hat Gott uns die Perspektive gegeben: ohne Waffen, mit gegenseitigem Verstehen, ohne Rache, mit einem Herz für die Armen und für die, die Unglück aushalten müssen. 

Augustinus hat ein dickes Buch über die beiden Welten geschrieben, zwischen denen wir hin- und hergerissen sind. Er spricht von zwei Reichen. Das eine ist von Gewalt geprägt, das andere von Jesus, der sich den Kranken, den Ausgestoßenen zugewandt hat. Schon Paulus sagt, dass wir in dieses Reich überwechseln sollen. Jesus hat es Reich Gottes genannt. Es ist das Reich, in dem die Kinder einen besonderen Platz haben. Im anderen Reich werden sie als Kindersoldaten rekrutiert. In Persien müssen sie bei Unterrichtsbeginn skandieren: „Tod Israel“. Welches Reich existiert, zumindest wollen beide, dass das andere sich auflöst.

Unser Papst ist Augustinermönch. 

Er hat in einem Schreiben erklärt, wie im Reich Gottes Frieden entsteht. Wir kommen zu dem Frieden, wenn wir in das Reich Gottes überwechseln. Das ist deshalb der entscheidende Schritt, weil die Kriegsherren uns in ihr Reich hineinholen. Wenn diese nicht wollen, sollen Waffen sie zwingen. Daran wird deutlich: Gott kann uns nicht in sein Reich zwingen, sonst würde er zu einem Kriegsgott. Wir können aber einfach in sein Reich gehen. Er hat keine Mauern gebaut und auch keinen elektrischen Zaun. Der Papst motiviert, nicht darauf zu warten, bis andere für Frieden gesorgt haben. Frieden entsteht in den Menschen, also auch in mir. Wie das Reich Gottes wird der Frieden uns nicht auferlegt. Er wächst, wie Korn auf dem Feld oder ein Feigenbaum aus einem kleinen Samenkorn. Wir sollen den Frieden anziehen. Dafür hat Paulus das Bild der Rüstung gewählt. Im Epheserbrief heißt es: „Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an.“ Und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen. Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen. 

Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.

Es geht um einen Kampf – Frieden ist offensichtlich nicht friedlich zu bekommen. Es geht erst einmal um die Waffen. Gerechtigkeit wie auch ein klares Wort sind notwendig.

Wenn ich die Zeilen lese, kommt erstmal Befremden in mir auf. Wie soll das gehen?

Jetzt, an Weihnachten, klingt das alles wie selbstverständlich. Aber was wird daraus im kommenden Jahr? Wir werden, ob wir wollen oder nicht, wieder mit Mobbing und Kriegsdrohung konfrontiert. Dann scheint sich das Reich Gottes zurückzuziehen. Es ist das Gefühl, dass der Boden einer besseren Welt mir unter den Füßen weggezogen wird. Dann fällt es wieder schwer, zu glauben, dass es auch ohne Missgunst, Verdrängung, Mobbing oder Krieg unter uns Menschen geht. Stehe ich dann nächste Weihnacht wieder da, wo ich dieses Jahr schon meine Fragen hatte? Mir haben die drei Seiten gezeigt, die der Papst geschrieben hat, was ich konkret tun kann. Mich leitet die Vorstellung, dass ich das Reich des Friedens vergrößern kann. Die Schritte sind Dialog. Wenn wir auf die Geschichte des Christentums der letzten 500 Jahre blicken, dann haben wir erheblichen Unfrieden unter die Menschen gebracht. Dringend ist das Gespräch mit den Russen. Wir müssen nicht warten, bis sich jemand zum Dialog mit mir entschließt. Ich muss auch mit den Jüngeren reden. Sie sollen ja nicht einfach weitermachen, was wir für richtig gehalten haben. Für die katholische Kirche kann man auf jeden Fall sagen, dass wir Theologen erhebliche Fehler gemacht haben und es nicht so weitergeht. Den Jungen sind wir verpflichtet, kein trauriges Christentum zu leben. Papst Franziskus hat seine Enzykliken mit dem Wort Freude: Freude am Evangelium, Freude an der Familie, Freude an der Schöpfung. Das klingt jetzt wie ein Muss zur Freude. Als wären sie nicht vorhanden. Wir können sie hereinlassen. 

Was gibt mir die Sicherheit, dass es gut ausgehen wird, dass ich nicht vor dem Zerstörerischen einknicken muss? 

Denn wenn es diese Sicherheit nicht gibt, dann wäre Freude eine Selbsttäuschung. Ich kann davon ausgehen, dass Frieden in unserem Zusammenleben vorgesehen ist. Denn das Zerstörerische überlebt nicht ohne das Friedliche. Es schafft doch nichts Bleibendes, denn was es zerstört, soll einfach nicht bleiben. Wie ein Virus, das seinen Wirt tötet, wird es nicht überleben. Ich kann es auch an meinem Leben ablesen: Es bleibt das, was ich Gutes getan habe. Ich kann mein Leben weiter auf dem aufbauen, was mir zum Guten gelungen ist. Das ist genau das Prinzip, das Gott in die Schöpfung gelegt hat. Mit der Evolution wissen wir, dass das Leben Höherentwicklung ist. Auch sind Gräser oder Birken, Mäuse oder Füchse nicht einzeln für sich geschaffen worden, sondern auseinander hervorgegangen. Wir sind auch aus anderen Menschengruppen hervorgegangen, es gab schon die Neandertaler und andere Frühmenschen.

Warum soll der Homo sapiens die letzte Stufe sein? 

Ihm fehlt doch noch Kapazität für eine größere Vernunft. Nicht mehr nur den Vorteil für das eigene Land zu suchen. So wird wieder Politik gemacht. Damit entstehen Kriege. Je mehr wir mit anderen reden, auch kritisch reden, desto weniger Missverständnisse gibt es, desto eher wird Ärger abgebaut. Was wir auf jeden Fall erreichen: Jeder und jede, mit denen ich ins Gespräch komme, fühlt sich akzeptiert und muss nicht dafür kämpfen. Das ist in dem Schreiben des Papstes zu lesen. Man findet es in der Übersetzung bei Radio Vatikan.

Denken wir noch etwas nach. Wie kann ich im nächsten Jahr das Territorium des Reiches Gottes vergrößern? Es braucht dafür keine Eroberung, der Boden dieses Rechtes sind unsere Herzen. Wie wir mehr ins Reich Gottes hinüberwechseln. 

Bekennen wir jetzt unseren Glauben. Der Vater, der Sohn, der Heilige Geist nehmen uns in ihre Gemeinschaft auf.

Eckhard Bieger SJ

 

 


Kategorie: Analysiert

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